Comic | Nicolas Jarry (Texte)/ Erion Campanella Ardisha (Zeichnungen): Troja, Band 1: Das Volk des Meeres Die ›Odyssee‹ und die ›Ilias‹ von Homer gelten als Startschüsse der Weltliteratur im siebten oder achten vorchristlichen Jahrhundert. So überrascht es nicht, dass beide Epen auch die Popkultur beeinflussen und spätestens seit dem Spielfilm ›Troja‹ von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 2004 einen dominanten Part darin einnehmen. Texter Nicolas Jarry und der Zeichner Erion Campanella Ardisha haben begonnen, eine Graphic-Novel-Reihe über den trojanischen Krieg zu kreieren. Inzwischen liegt der erste von vier Bänden vor – mit dem Titel ›Troja: Das Volk des Meeres‹.
Bühne | Die Blechtrommel. Schauspiel nach dem Roman von Günter Grass Horace Engdahl titulierte in seiner Nobelpreisrede auf Günter Grass im Jahre 1999 dessen Roman ›Die Blechtrommel‹ als die »Wiedergeburt für den deutschen Roman des Zwanzigsten Jahrhunderts«. Die Schauspielbühnen Stuttgart haben sich mit der ›Die Blechtrommel‹ ergo einen großen Brocken vorgenommen, denn es ist zwar gerade en vogue, Romane als Theaterstücke zu adaptieren, aber selten nimmt man sich dazu einen dermaßen dicken und auch verdichteten Wälzer vor, zumal wenn es sich dabei um einen literarischen Erguss handelt, der so typisch im Genre des Romans gefangen zu sein scheint. Dennoch hat
Bühne | Kafka/Heimkehr: Staatstheater Wiesbaden Ganz unkonventionell beginnt die Aufführung bereits in der Theaterbar: Ein Schauspieler setzt sich auf die Bar, und ein anderer beginnt zu erzählen: Er rezitiert nichts Geringeres als Franz Kafkas Erzählung ›Das Urteil‹; der Sitzende spielt das Erzählte als Protagonist Georg Bendemann nach. Erst als der sich in das Zimmer seines Vaters begehen will, wird das Publikum von den Darstellern durch lange, dunkle, staubige Gänge in den Theatersaal der Wartburg in Wiesbaden geleitet. Der Regisseur Jan Philipp Gloger hat sich für das Staatstheater Wiesbaden ein gigantisches Projekt vorgenommen, mit dem Titel ›Kafka/ Heimkehr‹, benannt nach Kafkas
Friedrich Schiller: Die Räuber; Staatstheater Darmstadt Schon Marcel Reich-Ranicki wusste, dass Friedrich Schiller bereits in seiner Jugend einen schöneren Sprachstil besaß, als Johann Wolfgang von Goethe in seinem ganzen Leben. Das zeigt natürlich vor allem Schillers Sturm-und-Drang-Debut ›Die Räuber‹ – ein Theaterstück über Liebe und Hass, über Familie und Individualität, über Usurpation und Freiheit. Dennoch wird Schiller heute weniger auf deutschen Bühnen aufgeführt, als sein Freund Goethe. Der Regisseur und Schauspieler Christoph Bornheim tritt dem entgegen und hat ›Die Räuber‹ in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt in einer grellen und bunten Version inszeniert, die sich primär – aber nicht nur
Comic | Joann Sfar: Die Katze des Rabbiners Selten schaffen es Graphic Novels in die Feuilletons der Mainstream-Medien. Die Reihe ›Die Katze des Rabbiners‹ des französischen Comiczeichners und Filmregisseurs Joann Sfar ist da eine Ausnahme. Sie gilt als genreübergreifend interessant, was nicht verwunderlich ist, da die in den 2000er Jahren entstandene Reihe 2011 verfilmt wurde, für mehrere Preise nominiert war und wohl als das schönste Kurzkompendium des Judentums fungiert – sowie gleichzeitig ein toller Schmöker für Katzenfans ist. Wegen der großen Beliebtheit der Reihe verlegt der Avant-Verlag nun alle fünf Teile neu und publiziert sie in zwei Sammelbänden. Vor kurzem
Bühne | Hans Op de Beeck: Nach dem Fest; Schauspiel Frankfurt Eigentlich ist Hans Op de Beeck bekannt für seine schwarz-weißen Aquarelle und für seine skulpturalen Installationen, die zwischen Film und Ausstellung hin und her lavieren. Jetzt hat er sein erstes Theaterstück geschrieben, mit dem Titel ›Nach dem Fest‹. Am vergangenen Samstag wurde es in den Kammerspielen des Schauspiels Frankfurt uraufgeführt, was direkt zum Spielzeitmotto des Theaterhauses passt, nämlich »Mein Leben ist ein Fest«. Op de Beeck hat bei seinem Drama fast alles alleine kreiert, denn er agiert nicht nur als Autor, sondern ist auch verantwortlich für Regie, Bühne, Kostüme
Bühne | William Shakespeare: Der Sturm; Staatstheater Darmstadt Das Staatstheater Darmstadt hat sich zum Spielzeitauftakt gleich einer großen Herausforderung gestellt: Regisseure Christian Weise hat William Shakespeares ›Der Sturm‹ auf die Bühne gebracht und als farbig sowie musikalisch buntes Stück inszeniert, wobei einige Schauspieler mehrere Rollen übernehmen und auch mit den Geschlechterbildern – was sowohl typisch für gegenwärtige Shakespeare-Aufführungen als auch für das Darmstädter Theater ist – ironisch spielen. PHILIP J. DINGELDEY hat sich die Premiere im Kleinen Haus am 17. September des Stücks über Rache, Zorn und Machtstrukturen belustigt, aber auch leicht enttäuscht angesehen.
Comic | Batman-Retrospektive Spätestens seit der ›Dark-Knight-Trilogie‹ von Regisseur Christopher Nolan ist Batman endlich wieder en vogue und vielleicht sogar der beliebteste unter den Comic-Superhelden. Kein Wunder – ist er doch nun vielschichtiger und tiefgründiger als andere heroische Comic-Protagonisten. Seine Düsternis und seine rohe, aber mehrmals hinterfragte Gewalt machen ihn selbst zum Antihelden, der in seinem eigenen ordnenden Wahnsinn zahlreiche chaotische und wahnsinnige Antagonisten generiert und brutal bekämpft. Aufgrund der neuen Beliebtheit, die Batman nun zelebrieren darf, sind im Panini-Verlag gleich drei neue Comic-Sammlungen erschienen, die aus verschiedenen Dekaden stammen und dem Leser einen kleinen Überblick über Stil und Historie
Comic | Andy Diggle (Texte), Jock (Zeichnungen): Green Arrow. Das erste Jahr Eigentlich inspiriert die Geschichte von Robin Hood, der von den Reichen nimmt und den Armen gibt, nur noch Kinder. 1941 schufen jedoch Mort Weisinger und George Papp den Comic-Superhelden »Green Arrow«, der, nach dem Exempel von Robin Hood, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, das Böse in Form von Kriminellen mit Schusswaffen, spielend leicht besiegt. Dies führte auch zur prominenten Adaption des Helden in der neueren US-amerikanischen TV-Serie ›Arrow‹. Von PHILIP J. DINGELDEY
Kulturbuch | Rafael Ugarte Chacón: Theater und Taubheit Das Theater ist nicht nur ein Ort der Kritik, sondern auch ein Ort der Herrschaftsproduktion! Das Theater ist nicht nur ein Ort der Reflexion, sondern auch ein Ort der Hierarchierepräsentation! Ergo werden kontinuierlich diverse soziokulturelle Gruppen durch die Darstellungsformen exkludiert. Der Theaterwissenschaftler Rafael Ugarte Chacón versucht deswegen in seiner Dissertation für die Gruppe der Gehörlosen auszuloten, inwiefern sie vom Theaterbetrieb ausgeschlossen werden und mit welchen theatralen Formen und Methoden man ihnen Zugang gewähren kann. Sein normatives Konzept heißt ›Aesthetics of Access‹. PHILIP J. DINGELDEY hat Ugarte Chacóns Monographie ›Theater und Taubheit. Ästhetiken