NeverDead – das von Sony heißt EverQuest

Digitales | Games: NeverDead

Konami bringt einen neuen Shooter. Der spielt nicht in Neverland und ist dennoch ein Platz für Dramen. RUDOLF INDERST notiert zehn Gedanken.

Never Dead(1) Unsterblich klingt zunächst einmal nicht schlecht. Unsterblich klingt nach Action Replay Pro nur ohne Action Replay Pro. Aber: Unsterblich heißt nicht unbesiegbar. Wie sagte doch schon Kurt Wagner, der alte Zirkus-X-Man: »Stellen Sie sich vor, ich teleportiere mich in eine Wand?« Saublöd, indeed.
 
(2) NeverDead? Könnte das – so rein dualistisch betrachtet – nicht das genau-programmatische Gegenteil von Dark Souls’ »EverDead« sein?
 
(3) Manu twittert gerade, wie schlimm er das Spiel findet, ist es das wirklich? Ich werde es mal ausprobieren – gleich nach der Map Modern Warfare 3 oder der danach. Ach so, für 59 brauche ich noch 14k XP – nun, dann eben danach.
 
(4) Ohne es zu merken, habe ich seit geraumer Zeit (bestimmt ein halbes Jahr) auf einer meiner Aufschneider-Miniseiten eine Spielszene aus NeverDead.
 
(5) Das Spiel ist eine Zusammenarbeit von Shinta Nojiri (der hinter der – wie ich finde –   konzeptionell großartigen Metal Gear Acid-Reihe steckt) und den britischen Codern von Rebellion (Ah, magische Momente 1994 auf dem Atari Jaguar mit Alien Vs. Predator)? Glaubt man einigen Besprechungen, war die Zusammenarbeit zwischen Hideo Kojima und MercurySteam in Spanien bei Castlevania erfolgreicher. 

Inderst, schlagen Sie Ihre Thesen doch an ein Kirchentor!

(6) Heißt der Protagonist tatsächlich Bryce Boltzmann? Hmm, hätte man ohne das »t« (wir denken natürlich sofort an den österreichischen Physiker Ludwig Boltzmann oder wenigstens an Josef Stefan) nicht eine bessere Assoziation erzeugen können – nämlich die eines ludischen Bolzplatzes? Bing vermeldet bei »Bryce« übrigens als ersten Treffer einen 3D-Landschaftsgenerator. Oookaaay.
 
(7) Bryce Boltzmann könnte aufgrund seiner Fähigkeiten einen Gastauftritt als Fahrer in Trials haben.
 
(8) Boltzmanns Partnerin »Arcadia« trumpft mit einem neunmalklugen-belasteten Vornamen auf. Auch Peter Just weiß, dass bereits im Hellenismus Arkadien zum Ort des Goldenen Zeitalters verklärt wurde, an dem Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Hirten lebten. Aber wen hirtet Arcadia? Boltzmann? Uns?
 
(9) NADA, der Organisation, der die beiden angehören, steht für »National Anti Demon Agency« – nein, das ist kein Scherz. Aber keine Fiktion schlägt die Realität in Sachen Absurdität, auch die Deutsche Anti-Doping-Agentur Deutschlands kürzt sich ebenso ab.
 
(10) Angenehm, wenn sich Besprechende einmal widersprechen. GamingXP fasst zusammen: »NeverDead is a cool and solid hack’n’slay.« 1UP kommt zu einem anderen Fazit: »(Y)ou’re left with an amateur effort that redefines the boundary between bad game and flat-out punishment.«

| RUDOLF INDERST

Titelangaben
NeverDead
Genre: Action
Developer: Rebellion Developments
Publisher: Konami
Platformen: PlayStation 3, Xbox 360

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Alles, nur kaum Eier

Nächster Artikel

Nachtstücke

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Der Monat in Spielkritik: Juni 2011

Games | Der Monat in Spielkritik: Juni 2011 Jeden ersten Dienstag im Monat blickt das Ressort ›Digitale Spiele‹ zurück auf lesenswerte und wichtige Texte zum Thema Spielekultur. Wir versuchen, einen Überblick zu schaffen und Aufmerksamkeit auf deutsche Texte zu lenken, wollen aber auch den englischsprachigen Raum, der zurzeit synonym mit informierter Spielekritik ist, nicht aus den Augen lassen. Von DENNIS KOGEL und CHRISTOF ZURSCHMITTEN

Böse ist das Meat Life und chaotisch noch dazu

Digitales | Debatte um Ballerspiele »Ich habe schon Nazis erschossen, als sie noch kleine, braune Pixelhaufen waren« – In einem weiteren Beitrag zur Debatte plädoyiert JAN FISCHER für das Spiel und gegen die voreilige Konstruktion eines Zusammenhangs zwischen »Killerspielern« und Amokläufern.

Stets eine blutige Antwort parat

Digitales | Games: Bayonetta ›Bayonetta‹ ist überwältigend, »eine atemberaubende Farbenexplosion, eine Netzhaut transzendierende Erfahrung« – und … ein recht banales Videospiel. RUDOLF INDERST über den »teuersten Softporno der Welt«.

Tickt dieses Spiel noch richtig?

Digitales | Games: Alice: Madness Returns Vor elf Jahren nahm ein fürchterliches Feuer Alice die Familie und hinterließ tiefe Narben in ihrem Geist. Sie wurde in der Rutledge-Irrenanstalt weggesperrt, wo sie sich mühte, ihre Dämonen zu bekämpfen, dabei aber immer tiefer in ihre Fantasiewelt abglitt – ins Wunderland. Jetzt, nach zehn Jahren, wird sie endlich entlassen – trägt jedoch noch immer schwer an der Last der Tragödie. RUDOLF INDERST gibt den Hutmacher und lädt zur Teeparty.

Museums-Shooter

Digitales | Digitaler Appetithappen: Battle: Los Angeles Das offizielle Spiel zum in Bälde startenden Science Fiction-Actioner ist ein recht kurzer, dafür aber hochpreisiger, Vielfalt missen lassender, gegner- und waffentypenarmer First Person Shooter, der in Ansätzen doch irgendwie ein wenig Spaß macht. Findet RUDOLF INDERST.