Wer passt zu mir?

Kinderbuch | Emilio Urberuaga: Ein kleine schwarze Dings

Langeweile ist schrecklich. Aber es gibt ein Mittel dagegen, spielen. Allein macht das aber nicht immer Spaß. Also sucht man sich andere, mit denen man spielen kann. Das jedoch ist alles andere als einfach, schließlich muss man zusammenpassen. Die altvertraute Geschichte vom Töpfchen, das sein Deckelchen sucht und findet, hat Emilio Urberuaga in Ein kleines schwarzes Dings mit einfachsten Mitteln in herrlichsten Farben gesetzt und sogar eine neue kleine Variante dazu entwickelt. Von MAGALI HEISSLER
dings
Kurz und knapp und stracks zur Sache geht es in dieser Geschichte. Das Dings heißt Bruno und so einfach es gestaltet ist, sieht man doch sofort, dass ihm etwas fehlt. Aber Bruno ist unternehmungslustig. Wer immer des Wegs kommt, wird zum Versteckspiel eingeladen. Bruno erweist sich dabei als äußerst wandlungsfähig. Er ist kein Egoist, alles andere als das. Schüchtern ist er auch nicht, ob ein Dromedar, zwei Kamele, drei Schafe oder sieben Krokodile, er passt sich an und ist dabei. Dass es nichts nützt, ist nicht seine Schuld. Bruno kugelt weiter. Und am Ende geschieht das Wunder.

Farben und Formen

Der Text der Geschichte ist minimalistisch gefasst, die elf Abenteuer, die Bruno mit denen, mit denen er sich anfreunden will, erlebt, bestehen jeweils aus drei, vier Sätzen. Urberuaga setzt auf Farben und Formen. Das Dings ist immer Bruno, seine Gestalt aber verändert es nach Belieben. Es kann ein Schaf sein und ein Fisch, ein Krokodil oder eine Giraffe. Allerdings bleibt es schwarz, das ist seine Eigenheit, die gibt es nicht auf. Brunos Anpassungswille hat aber auch Grenzen. Bei seiner Suche stößt er auf etwas, das er, bei aller Langeweile, ganz sicher nicht sein will, ein wunderbar humorvoller Einfall. Am Ende erst darf er bleiben, was er ist, ein schwarzes Dings.
Ein besonderer Kniff an der Geschichte sind die Zahlen. Bruno trifft erst einen möglichen Spielgefährten, dann zwei und mehr. Tatsächlich lernt man auf den Spuren des kleinen schwarzen Dings das Zähen von eins bis zehn. Die Seiten füllen sich.

Geduld haben

Eine passende Gefährtin zu finden, ist nicht leicht, sie warten nicht an jeder Ecke, das zeigt Brunos Geschichte ebenfalls. Gleich, wie freundlich und offen man anderen gegenüber ist, dauert es eine gute Zeit, bis man an die oder auch den Richtigen gerät. Man braucht Geduld und Mut. Der Umgang mit anderen ist voller Tücken. Oft sind sie so mit sich und ihresgleichen beschäftigt, dass etwas anderes keine Aufmerksamkeit wert ist. Oder aber sie eignen sich nicht für das Spiel, das man selbst gerne spielen will. Also muss man weitersuchen. Das sind bei allem Spaß, den diese munter formulierte Geschichte macht, wichtige Einsichten, die gerade kleine Kinder gewinnen können. Geduld wird belohnt, erfährt Bruno. Am Ende muss er sich nicht mehr verstellen. Seine kleinen Leserinnen und Leser wird das ebenso freuen.
Ein kleines schwarzes Dings ist die Art von Geschichte, die, hat man sie zu Ende erzählt, einfach danach verlangt, dass man sie gleich noch einmal von vorne beginnt. Und noch einmal. Und immer wieder. Einfallsreich, schelmisch, rundum attraktiv.

| MAGALI HEISSLER

Titelangaben
Emilio Urberuaga: Ein kleines schwarzes Dings (Una cosa negra, 2011).
Aus dem Spanischen übersetzt von Hanna Grzimek
Hamburg: Dressler 2013
Gebunden. 28 Seiten. 12,95 Euro
Bilderbuch ab 3

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Blick zurück ohne Zorn

Nächster Artikel

Ja, ham‘ wir heut‘ schon Halloween?

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Amüsantes Zusammenraufen

Kinderbuch | Ute Krause: Wann gehen die wieder?

Patchworkfamilien sind eine Aufgabe für alle Beteiligten. Beziehungsprobleme der unterschiedlichsten Art können auftauchen – und vielleicht sogar gelöst werden. Von ANDREA WANNER

Auf der Suche nach dem Vater

Kinderbuch | Simon van der Geest: Der Urwald hat meinen Vater verschluckt

Wenn man eine berühmte Mutter hat, ist vieles oft schwieriger. Manchmal aber kann es auch helfen. Zum Beispiel Eva bei der Suche nach ihrem Vater, der von Holland nach Suriname zurückgegangen ist. Das erzählt Simon van der Geest in einem nicht ganz gelungenen Roman. Von GEORG PATZER

Ich sehe was, was du nicht siehst …

Kinderbuch | Melanie Laibl: Superglitzer

Im Wald liegt ein merkwürdiges Ding rum. Klein, rechteckig, schwarz glänzend. Das große Rätselraten, was es mit dem fremden Objekt auf sich hat, beginnt. Von ANDREA WANNER

Wunder an Weihnachten

Kinerbuch | Jutta Nymphius: Hotel Wunderbar   Ein Hotel, in dem Zimmer leerstehen, ein einsamer kleiner Junge und ein Tannenbaum aus Plastik: noch ist von Weihnachten nicht viel zu spüren. Das wird sich ändern, hofft ANDREA WANNER

Ungeahnte Freiräume

Kinderbuch | Marc-Uwe Kling: Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat Das Internet, so meinen manche, hat durch seinen grundsätzlichen Wandel unseres Kommunikationsverhaltens und der Mediennutzung zu einer Veränderung in der Gesellschaft geführt, die mit der Erfindung des Buchdrucks verglichen werden kann. Was, wenn es nicht funktioniert. Von ANDREA WANNER