/

Garantie für grüne Daumen

Kulturbuch | Karin Greiner: Glück aus dem Garten

Gärtnern ist wieder IN. Das beweist nicht zuletzt ein verwunderter Blick auf die Gattin des US-Präsidenten, die sich gerne bei der Gartenarbeit im Weißen Haus ablichten lässt. Auf dieser Trendwelle schwimmt Karin Greiners ›Glück aus dem Garten‹. Es ist dem konservativen Medium des Bayerischen Rundfunks zu verdanken, dass die Diplombiologin und Pflanzenexpertin bei ›Bayern 1‹ nicht nur Trends folgen muss, sondern auch tiefe Einblicke in die Arbeitsweise der Natur geben kann. VIOLA STOCKER ließ sich aufklären.

Karin Greiner: Glück aus dem GartenKarin Greiner gibt eine sehr behutsame Einführung in das Gärtnern mit der Natur. Sie stellt die zehn Jahreszeiten vor, die den Jahreskreislauf im Garten viel feiner gliedern als die gängigen vier Jahreszeiten, mit denen im Normalfall gegärtnert wird. Entsprechend ist ›Glück aus dem Garten‹ in die Kapitel »Vorfrühling«, »Erstfrühling«, »Vollfrühling«, »Frühsommer«, »Hochsommer«, »Spätsommer«, »Frühherbst«, »Vollherbst«, »Spätherbst« und »Winter« unterteilt.

Augen auf für den eigenen Garten

Sehr entspannend ist die Herangehensweise Greiners, die Natur im Garten genau zu beobachten, bevor man als Gärtner dort tätig wird. Wunderbar auch die vielen alten Bauernregeln, die Greiner bei vielen Gelegenheiten anführt und die die Erfahrung vieler Gärtnergenerationen verkörpern. Die meisten Regeln sind sinnvoll und selbsterklärend. Keine Arbeit in den Beeten, zum Beispiel, wenn die Erde noch an den Schuhen kleben bleibt. Die Gartenarbeit ist dann sehr anstrengend und die Erde viel zu feucht, um sich bearbeiten zu lassen.

Dafür gibt es viele Tipps zum Gärtnern auf der Fensterbank, um die ersten schönen Wochen nach dem Winter zu überbrücken. Auch der Rat, ein Auge auf die Strauchblüte zu werfen, um den richtigen Zeitpunkt zum Pflanzen abzuwarten, ist Goldes wert. Es geht nicht darum, möglichst professionell zu gärtnern, sondern im Einklang mit der Natur die Früchte und Kräfte des Gartens zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Wunderbare Ratschläge für jeden Garten

Greiner spricht in jedem Kapitel Probleme an, die dem Gärtner für gewöhnlich begegnen. Natürlich ist Unkraut ein Thema, genauso wie Mulchen und Düngen. Auf wenigen Seiten lernt man so viel und kann sich dann dem eigenen Garten viel erleichteter widmen. Endlich wird auch darüber gesprochen, weshalb der Traum vom grünen Rasen in unseren Breiten ein Märchen bleiben muss, will man nicht Unmengen von Grundwasser dafür verschwenden.

So manche vermeintlich goldenen Regeln werden auch entzaubert. Natürlich dürfen Kräuter auch nach der Blüte geerntet werden. Und selbstverständlich gibt es selbst einfach herzustellende Pflanzenjauchen und Dünger, die zum Wohle der grünen Zöglinge ohne Gefahr ausgebracht werden können. Gespritzt oder gegossen dienen sie zum Schutz der Pflanzen. Überhaupt das Gießen, ihm widmet Greiner fast das ganze Kapitel zum Hochsommer.

Viel Freude, wenig Arbeit

Es ist beruhigend, zu lesen, wie einfach man es sich selbst in einem schönen Garten machen kann. So ist es im Süden Deutschlands viel zu sonnig für grüne Gärten. Dafür wachsen Rosen und mediterrane Kräuter gut. Angesichts der zunehmenden sommerlichen Unwetter tut es auch gut, zu hören, dass man durch intelligente Bepflanzung seinen Garten bei Hagel und Gewitter schützen kann. Greiner listet genau die Stauden auf, deren Wuchs eine rasche Erholung nach einem Unwetterschock begünstigt. Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen!

Erwartungsgemäß sind die längsten Kapitel den Sommer- und Herbstmonaten gewidmet, während man im Winter getrost genießen darf. Doch auch hier werden praktische Tipps, z.B. zur Christbaumverwertung, für den Hobbygärtner aufgezählt. Trotz des kleinen Formats handelt es sich bei ›Glück aus dem Garten‹ um ein sehr kompaktes und wertvolles Buch für alle, die in ihren Garten verliebt sind und ihn entsprechend hegen, pflegen und genießen wollen.

| VIOLA STOCKER

Titelangaben
Karin Greiner: Glück aus dem Garten. Mit der Gartenexpertin durch die 10 Jahreszeiten
München: DVA 2014. 256 Seiten. 19,99 Euro

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Meister des Chaos

Nächster Artikel

Liebesgeschichte der besonderen Art

Weitere Artikel der Kategorie »Kulturbuch«

Ein Monument für Mordechai

Kulturbuch | Uwe von Seltmann:Es brennt Mit ›Es brennt‹ würdigt Uwe von Seltmann den bekannten jüdischen Dichter und Liedermacher Mordechai Gebirtig und dessen Lebenswerk, etwa 120 bis heute gesungene jiddische Volkslieder. Von FLORIAN BIRNMEYER

Abgeschieden und doch so international

Kulturbuch | Paolo Verzone: Spitzbergen

Spitzbergen, damit assoziiert man schnell Kälte, polare Klimaverhältnisse, Einsamkeit, karge Landschaft, ewiges Eis, eben weit, weit weg. Befasst man sich etwas genauer mit diesem Ort, beziehungsweise mit dieser Inselgruppe, dann kann es noch so frostig sein, man ist fasziniert von der Geschichte, all dem, was die Inseln erzählen und den wenigen Menschen, die soweit nördlich über dem Polarkreis wohnen. BARBARA WEGMANN hat in dem Bildband geblättert.

»Was man nicht erklären kann …

Kulturbuch | Noel Daniel (Hg.): Magic … sieht man gern als magisch an!« Ohne Erklärungen muss man im gewichtigen Werk Magic aus dem Taschen-Verlag zum Glück nicht auskommen: Es verspricht eine Darstellung der Kulturgeschichte von Magie und Zauberkunst überwiegend anhand von Bildzeugnissen. Die Autoren schlagen dabei einen gewaltigen Bogen vom 14. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre. JÖRG FUCHS hat bei der Lektüre viel über das Zauberhandwerk gelernt – verrät aber bestimmt keine Tricks!

Pracht und Prunk vergangener Zeiten

Kulturbuch | Norbert Wolf: Art Deco Der Prestel Verlag hat mit Norbert Wolf den Richtigen getroffen, um Glanz und Elend des ›Art Deco‹ in seiner Gesamtheit darzustellen. Eingebettet in die Kreativität und die Unruhe der zwanziger Jahre hat das Design des Art Deco unseren Geschmack auf Jahrzehnte geprägt, ohne jemals aus seiner Zwitterstellung zwischen Kunst und Kunsthandwerk ausbrechen zu können. VIOLA STOCKER ließ sich gerne erklären, warum das so ist.

»Guter Nazi, böser Nazi?«

Menschen | Manfred Wieninger: Die Banalität des Guten Das Böse hat Konjunktur. Die Jahrestage von Erstem und Zweitem Weltkrieg sorgen für einen steten Schub an Darstellungen von Abgründigem. Warum blicken wir so selten auf diejenigen, die sich in dieser Zeit ein Minimum an Menschlichkeit bewahrt haben? Ist Gutes zu tun einfach zu banal – oder in einer Zeit des Opportunismus viel zu schwierig? Das fragt sich Biografieforscher JÖRG FUCHS angesichts der Lektüre von Manfred Wieningers Buch ›Die Banalität des Guten‹.