Heimweh

Jugendbuch | Susan Kreller: Elektrische Fische

Alles fühlt sich falsch an, als Emma mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern Dublin verlässt und in dorthin zieht, woher ihre Mutter kommt. Mecklenburg-Vorpommern. Arschwärts. Denn schlimmer kann es nicht kommen, findet Emma. Von ANDREA WANNER

Elektrische FischeDoch, es kommt schlimmer. Die Großeltern sind fremd. Das Deutsch, das Emma gelernt hat und von dem sie geglaubt hat, es wäre ganz okay, reicht hinten und vorne nicht. Dara, ihr großer Bruder ist still wie immer. Und Aoife, ihre kleine Schwester, verstummt ganz, nachdem sie in der Klasse gemobbt und »Affe« genannt wird.

Die Mutter wirkt rat- und hilflos und so fehl am Platz wie ihre Kinder in einem Dorf, das sie vor Jahren verlassen hat und in das sie nie zurückkehren wollte. Nichts passt. Und Emma beschließt, nach Irland zurückzukehren. Ausgerechnet Levin, ein Junge aus ihrer Klasse, der eigentlich selbst genug Probleme hat, beschließt ihr dabei zu helfen.

Susan Kreller erzählt Emmas Geschichte langsam und unaufgeregt. »Ich bin in einem Deutsch gelandet, in dem ich mich immer wieder verlaufe.« legt sie ihrer Heldin in den Mund, die immer mehr merkt, wie sehr Sprache Heimat ist und wie sehr sie diese Heimat vermisst.

Statt wie geglaubt in zwei Sprachen daheim zu sein, wird auch ihr Englisch, dem man die irische Färbung anhört, von den anderen verlacht. Kreller begleitet ihre junge Heldin bei einem schwierigen Prozess. Manche Entwicklungen im Leben, manche Änderungen lassen sich nicht aufhalten. Und schon gar nicht umkehren, auch wenn man sich das noch so sehr wünscht. Und vielleicht kann ein neuer Ort auch zur Heimat werden.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Susan Kreller: Elektrische Fische
Hamburg: Carlsen 2019
192 Seiten, 15 Euro
Jugendbuch ab 13 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Scharfsinniger Sprachvirtuose

Nächster Artikel

Denkste!

Weitere Artikel der Kategorie »Jugendbuch«

Weihnachten für fast alle

Familienbuch | W.Andersen-Oberschäfer, R.Kehn: Ein Stern strahlt in der dunklen Nacht Am Sonntag, 22. Dezember 2019, war Wintersonnenwende. Am kürzesten Tag und der längsten Nacht des Jahres denken die Menschen daran, dass die Tage wieder länger werden. Und als der Julianische Kalender eingeführt wurde, lag die Wintersonnenwende auf dem 25. Dezember. Und die Christen legten Christi Geburt auf die Wintersonnenwende gelegt, den hellen Stern, der in der dunklen Nacht strahlt. Von ANDREA WANNER

Erzählerisches Chaos

Jugendbuch | Johannes Groschupf: Das Lächeln des Panthers Ein junges Mädchen, ein altes Hotel und ein dunkles Geheimnis, das klingt nach guter Krimi-Unterhaltung, perfekt für gemütliche Stunden auf der Couch. Noch dazu von Johannes Groschupf, da sollte man auf das Beste gefasst sein. Leider hat er in sein jüngstes Buch Das Lächeln des Panthers viel zu viel hineingepackt und erzählerisches Chaos angerichtet. Von MAGALI HEISSLER

Liebe kennt kein Alter

Jugendbuch | Charlotte Inden: Anna und Anna Wie alt muss man sein, um sich zu verlieben? Wie alt, um zu wissen, dass man verliebt ist? Und ob die Liebe dauern wird? Elf Jahre oder sechzig, dreißig oder fünfzehn? Charlotte Inden lässt in Anna und Anna auf faszinierende Weise eine Großmutter und ihre Enkelin über das wichtigste Thema der Welt sprechen. Und es erleben, natürlich. Von MAGALI HEISSLER

Jenseits der Norm

Jugendbuch | Kelly Barnhill: Das Mädchen mit dem Herz aus Gold Prinzessinnen sind schön. Das ist einfach so. Und wenn eine Königstochter dieses Kriterium nicht erfüllt? Dann kann das schreckliche Folgen haben. Von ANDREA WANNER

Bücher, Bücher, Bücher!

Kinder- und Jugendbuch | 60. Internationale Kinder- und Jugendbuchmesse Bologna

Bücher, Bücher, Bücher: Und Begegnungen. Ein Gang über die 60. Internationale Kinder- und Jugendbuchmesse Bologna. Endlich wieder Messe. Zwei Jahre ist sie ausgefallen, letztes Jahr haben wir uns noch nicht getraut. Und dann ist es wie immer: Gewusel und Gerede, Enge bei den italienischen Ständen gleich am Anfang, und der erste Besuch gilt den Koreanern: Wo ist Rachael Kim? Ist sie noch da? Jedes Jahr hat sie uns strahlend erwartet, hat uns Bücher gezeigt, übersetzt … Ohhh, da ist sie. Und will uns kaum loslassen: Drei Jahre haben wir uns nicht gesehen. Von SUSANNE MARSCHALL und GEORG PATZER