Alle Zeit der Welt

Kinderbuch | Yvonne Hergane: Später, sagt Peter

Wir Erwachsenen haben es eigentlich immer eilig. Hetzen durch den Tag, von einem Termin zum nächsten. Wie schön, dass Kinder noch ganz anders mit der Zeit umgehen, findet ANDREA WANNER.

Spaeter sagt PeterDie Welt ist voller kleiner Wunder und wer sich ein bisschen Zeit nimmt, entdeckt sie auch. Einen Marienkäfer vor der Haustür oder Löwenzahnsamen, der durch die Luft segelt. Der kleine Peter lauscht den Maulwürfen, die unter der Erde betriebsamen buddeln, bestaunt ein Kunstwerk aus Sand, das andere Kinder bauen, fängt mit dem Mund Regentropfen auf oder streichelt Nachbars Hund. Und das alles an der Seite einer ewig drängelnden Mutter. Das kommt einem bekannt vor …

In einfach Reimen und vergnüglichen bunten Bildern fangen Yvonne Hergane und Christiane Pieper diese Stimmung ein. Ein Junge, der guckt, riecht, hört und staunt und eine getriebene Mutter, die zur Eile mahnt. Eine Stimme aus dem Off, die kein Verständnis für diese Trödelei hat. Es sind verschiedene Szenen, die aneinandergeschnitten ein Bild ergeben, das typisch ist für unsere Tage. Peter in seiner Begeisterungsfähigkeit rührt einen. Er ist ein ruhender Pol in einer Umgebung aus eiligen Beinen, hetzenden Schatten, getriebenen Menschen.

Und dann gibt es eine überraschende Wendung, eine liebevolle kleine Geste, die alles ändert. Begleitet von schillernden Seifenblasen macht Peter seiner Mutter ein Geschenk.

Ein stabiles Pappbilderbuch für die Kleinen, das vielleicht aber gerade für die Großen ein besonderes Buch ist, weil es eine andere Perspektive auf unseren Alltag wagt.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Yvonne Hergane: Später, sagt Peter
Mit Illustrationen von Christiane Pieper
Wuppertal: Peter Hammer Verlag 2020
24 Seiten. 14 Euro
Bilderbuch ab 2 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Vögel mit gebrochenen Flügeln

Nächster Artikel

Wahre Geschichten über die Wächter der See

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Tierisches

Kinderbuch | Ulrich Hub: Füchse lügen nicht Tiere mit menschlichen Eigenschaften auszustatten und dementsprechend agieren zu lassen, ist gerade in Kinderbüchern ein ebenso beliebtes wie umstrittenes erzählerisches Mittel. Eng verwandt mit der Fabel, muss sich diese Technik unter anderem den Vorwurf gefallen lassen, den pädagogischen Zeigefinger zu deutlich zu heben und Moral zu predigen, statt zu gestalten. Auch Ulrich Hub hat sich mit Füchse lügen nicht Tierisches einfallen lassen und sich aufs Eis begeben. Von MAGALI HEISSLER

Staffellauf

Kinderbuch | Christine Knödler (Hrsg.): Das Schaf im himmelblauen Morgenmantel Was wird aus zwei Pinguinen, die an einer Bushaltestelle auf den Bus warten, der sie – ja, wohin eigentlich – bringen soll? Träumen kann man ja mal. Vom Meer. Vom Land, wo die Zitronen brühen. Von einem Fest mit Tanz. Aber wo die Geschichte hinführt … ANDREA WANNER ließ sich mitnehmen – von Bild zu Wort zu Bild zu Wort zu Bild.

Eine tierisch sympathische Wohngemeinschaft

Kinderbuch | Joyce Dunbar: Maus und Maulwurf machen sich’s gemütlich

»Zwei ganz besondere Freunde«, das war der Titel des ersten Bandes, und diese beiden guten Freunde, Maus und Maulwurf, spielen auch hier, in Band 2, die Hauptrollen. Gute Freunde sind sie kleinen Lesern geworden, auf die man sich freut und aus deren Alltag man nicht genug Geschichten hören kann. In einem Kapitel hat sich BARBARA WEGMANN wiedergefunden.

Raus aus der Komfortzone (und wie’s weitergeht)

Kinderbuch | Martin Grzimek: Ich, Hannibal, der Floh Unbesorgt arbeiten, essen, schlafen, ist wunderbar bequem, nicht aber, wenn es auf Kommando geschieht. Das ist Sklaverei! Also fort mit den Ketten und hinaus in die Freiheit. Die hat, bei allen Vorzügen, ihre Tücken. Den täglichen Kampf ums Überleben kann man leicht verlieren. Was tun? Ein findiger Kopf wird benötigt. Von MAGALI HEIẞLER

Andere Welt – gleiche Probleme

Kinderbuch | Constanze Spengler: Die Hexe, die sich im Dunkeln fürchtete Man glaubt ja immer, dass die, die zaubern können, ein paar Sorgen und Probleme weniger haben als die, bei denen Magie kein bisschen wirkt. Sieht man genauer hin, ist das Leben einer Hexe aber gar nicht so verschieden von unserem. Weil die Hexe nämlich, abgesehen davon, dass sie hexen kann, genauso fühlt wie Menschen auch. Besonders schlimm fühlt sie sich, wenn es dunkel wird. Aber wer etwas auf sich hält, findet sich nicht mit der Angst ab. Constanze Spengler hat mit Die Hexe, die sich im Dunklen fürchtete, ein