Der Wolf im Schafspelz

Sachbuch | Wladislaw Jachtchenko, Wolf Ruede-Wissmann: Satanische Verhandlungskunst

Die ganze Welt versucht, uns zu guten Menschen zu erziehen. Dennoch gibt es viele Betrüger und ihre Unarten. Wie können wir ihre fiesen Tricks entlarven und am Verhandlungstisch bestehen? Indem man sie besiegt. Von MONA KAMPE

Satanische VerhandlungskunstDurchtriebende Menschen gibt es immer. Sie laufen draußen herum und gesellen sich zu Egoisten, Narzissten und Manipulanten. Ihre Schlechtigkeit trübt die gute Welt, an die wir lernen, zu glauben. Nicht alle sind schwer zu durchschauen, aber die richtig gewitzten Meister der Verstellung beherrschen sie – diabolische Taktiken, um zu gewinnen. Sie metzeln ihre Gegner nieder, ohne Rücksicht. Und sie lauern direkt an unserer Seite – im Chef, Partner oder Kollegen, die so harmlos erscheinen.

Die gute Nachricht: Die Taktiken können entwaffnet und das Böse besiegt werden, denn es kann nur gewinnen, wenn wir ihm die Bühne überlassen! Wir schützen uns also, indem wir uns das Wissen dieser Taktiken aneignen und alle Tricks kennen!

»Können Sie das als Fachmann eigentlich nicht? Finden Sie nicht auch, dass Sie für diese Position zu unerfahren erfahren sind? Was würden Sie mit 5 Millionen Euro tun?« Diese und andere diabolische Fragearten gilt es, gekonnt abzuwehren.

»Wenn nichts geht, nimm einen Bumerang«

In dem just (16. September 2021) erschienenen Buch ›Satanische Verhandlungskunst‹ widmen sich Rhetorik-Coach Wladislaw Jachtchenko und der klassische Rhetoriker Wolf Ruede-Wissmann antiken und modernen Tricks der Manipulation und kognitiven Verzerrung. Wir können nichts unternehmen, wenn wir unwissend bleiben, daher sollten wir die Instrumente der teuflischen Betrüger kennen. In zwei Jahrhunderten haben sich bewährte und ganz frische, ausgefeilte Methoden angesammelt. Vom Priming und Framing über emotionale Anker und Chamäleons – die Welt ist voller böser Absichten.

Während die modernen Manipulationen eher die Psyche infiltrieren, waren antike Methoden darauf aus, das rationale Denken auszuschalten. Neben den Raffinessen der satanischen Verhandlungskünstler betrachtet das Buch auch die aktuelle Forschungsentwicklung und stellt sie bewährten Instrumentarien gegenüber. All das geschieht anhand von Praxisfällen und Beispielen, die jedem von uns bestimmt bereits einmal im Alltag begegnet sind.

Um zukünftig nicht sprachlos dazustehen, wenn eine fiese Attacke auf uns abzielt oder das Zepter am Verhandlungstisch in der Hand zu behalten, empfehlen beide Rhetorik-Experten uns, Abwehrmechanismen zu entwickeln – die Motivation hinter dem Angriff zu verstehen, um Win-win-Situationen oder objektive Gesichtspunkte zu schaffen. Und das ist bei Wölfen im Schafspelz, die um uns herumschleichen, alles andere als einfach! Doch der »Bumerang-Effekt« funktioniert bekanntlich in beide Richtungen. Lernen wir ihn kennen und nutzen!

Ein spannendes, praxisorientiertes Buch, mit dem man den Ausgang so mancher Verhandlung positiv beeinflussen und so manche Alltagssituation gekonnt meistern kann – ohne dass einem die Worte fehlen oder der Wolf einem die Show stiehlt.

| MONA KAMPE

Titelangaben
Satanische Verhandlungskunst
Von Wladislaw Jachtchenko und Wolf Ruede-Wissmann
Langen Müller: München September 2021
280 Seiten, 22 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Gottes Zorn und Menschens Recht

Nächster Artikel

Heißer Wettlauf auf kaltem Eis

Weitere Artikel der Kategorie »Sachbuch«

Verkehrssystem im Eiltempo

Kulturbuch | Hendrik Ammoser: Das Buch vom Verkehr Einer globalisierten Welt liegt die Mobilität von Waren, Dienstleistungen und Menschen zugrunde. Wie gestalten sich Mobilitätskonzepte und -strukturen? Welche Entwicklungen haben sie bis zum heutigen Tag durchlaufen – und wie können wir sie uns nutzbar machen? ›Das Buch vom Verkehr‹ sucht Antworten. Und passt sich dabei in seinem Stil dem Thema an. JÖRG FUCHS auf der Spur des Transports – zu Wasser, zu Lande und in der Luft.

Radikal die Flügel gestutzt

Kulturbuch | Julia November: Kaufen Sie noch ein Los, bevor wir abstürzen »Wieder so ein Buch, das vermeintlich lustig, die Höhen und Tiefen eines Berufsstandes auslotet!« Dieser Gedanke schoss Vielflieger JÖRG FUCHS beim ersten Blick auf das quietschbunte Cover des Buchs ›Kaufen Sie noch ein Los, bevor wir abstürzen‹ durch den Kopf. Auch der Klappentext versprach zunächst kaum mehr als leichte Unterhaltung. Ein vorschnelles Urteil! Denn bei näherer Betrachtung offenbaren die Schilderungen des Pilotenalltags viel mehr als nur persönliche Befindlichkeiten. Sie geben Einblicke in eine Gegenwelt, in welcher der oft romantischen Vorstellung von der Freiheit über den Wolken radikal die

Lockdown im Paradies

Kulturbuch | David Hockney / Martin Gayford: Frühling wird es sicher wieder

Wieviel Trost und Hoffnung im Lauf der Jahreszeiten, im unaufhaltsamen Wandel der Natur verborgen liegt, können wir alle erfahren. ›Frühling wird es sicher wieder‹ verkündet zuversichtlich der Maler, Grafiker und Fotograf David Hockney mit seinen Bildern aus der Normandie und im angeregten Austausch mit seinem Freund, dem Kunstkritiker Martin Gayford. Von INGEBORG JAISER

Ein großartiges Buch für ein kleines Lebewesen

Kulturbuch | Heidi und Hans-Jürgen Koch: Thank You, Mouse!

Licht und Schatten, hell und dunkel, porträtiert in aller Schönheit, in jedem Alter, jeder nur denkbaren Pose: die Labormaus. 96 Seiten, die zu einer gefühlvollen Hommage an jene kleinen Wesen wird, die uns Menschen so verflixt und ungeahnt ähnlich sind. Von BARBARA WEGMANN

Spielarten der Gewalt, Deutungen der Gewalt

Kulturbuch | Der Gewalt ins Auge sehen. Mittelweg 36 – Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung Gewalt in den verschiedensten Formen scheint uns zu umgeben. Jugendgewalt gegen Gleichaltrige, Polizeikugeln für junge Farbige in den USA, Gewaltkriminalität, rassistische Übergriffe auf Einwanderer, offener Krieg in der Ukraine, in Syrien, im Jemen und wer weiß wo in Afrika, terroristische Anschläge, strukturelle Gewalt (Galtung, H. Marcuse) in zunehmend ungerechter werdenden neoliberalen Gesellschaften. Der neue Themenband ›Der Gewalt ins Auge sehen‹ der ›Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung‹ (HIS) stellt Facetten des Phänomens vor. Von PETER BLASTENBREI