Auf geht’s!

Kinderbuch | Suli Puschban (Hg.): Der singende Gorilla

Suli Puschban ist Liedermacherin, vor allem für Kinder. Ihre Musik für Kinderohren besticht durch ebenso freche wie nachdenkliche Texte, die in Worte fassen, was Kids spüren, fühlen, träumen, hoffen und tun können, damit unsere Welt eine – bessere – Zukunft hat. Ihre Gedichtsammlung findet ANDREA WANNER anregend für Groß und Klein.

Das Buchcover zeigt einen hezeichneten Gorilla, der mit anderen Tieren und einem Kind musiziert.Können Gorillas überhaupt singen? Dem riesigen Menschenaffen mit einem Rassel spielenden Eichhörnchen, einem Jungen mit Gitarre und einer Ratte, die mit einer Trommel ausgestattet ist, auf seiner Schulter scheint das, was er da hört, jedenfalls zu gefallen.
 
Zuallererst erklärt die »plaudernde Poetin«, wie alles anfing, als sie im Alter von zwölf Jahren aus Wien mit ihrer Familie in ein »kleines Minikaff« zog und dort ihre beste Freundin Tina und Ferdinand kennenlernte. Ferdinand, ihr Deutschlehrer war und ist viel mehr: Philosoph und Schauspieler und derjenige, der alles ins Rollen brachte.
 
In dem kleinen Band sammelt Puschban alles, was Anregung und Motivation, Denkanstoß und Stolperstein, Grund für ausgelassenes Kichern und große Nachdenklichkeit sein kann. Die Sammlung an Texten reicht von ›Mein schönstes Gedicht‹ von Mascha Kaléko, das so wunderbar in Worte fasst, dass sie manchmal nicht das ausdrücken können, was einen zutiefst bewegt, über Rosa Parks folgenreiches ›Nein!‹ am 1. Dezember 1955, Georg Danzers Lied ›Die Freiheit‹, einem fetzigen Song zur Gleichberechtigung ›Ich hab die Schnauze voll von Rosa‹, den sie selber geschrieben hat bis zu dem Mutmachlied ›Tu, was du willst‹ der Berliner Band Raketen Erna oder Heinz Janischs kurzes Musikgedicht ›Musik‹.
 
Recht hat er: »Ein schöner Klang wirkt tagelang.«. Die Texte gehen ins Ohr, setzen sich fest. Dass die Augen nicht zu kurz kommen, ist klar: Karsten Teich steuert trompetende Vögel, akrobatische Äffchen, rasende Elefanten und viele andere Akteure bei, die eigene das Gelesene bebildern und eigene Geschichten erzählen.
 
Das prallvolle Schatzkästchen erzählt, was Haikus sind und Elfen, wie man über Graffiti ins Grübeln kommt und viel Persönliches und Spannendes, was Literatur und Lieder bewegen können. Vieles würde man nicht nur gern lesen und vorlesen, sondern auch singen und summen oder sich wenigstens anhören. Da wäre natürlich eine CD toll. So sitzt man halt googelnd vor dem PC, findet vieles und freut sich über ›Lebensfreude‹ von Kiri Rakete, ›Meine Mamas‹ von Sukini oder ›Nur ein bisschen Leben?‹ von Unmada Manfred Kindel.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Suli Puschban (Hg.): Der singende Gorilla
Reime und Lyrik für Kinder
Mit Illustrationen von Karsten Teich
Berlin: Dudenverlag 2021
64 Seiten, 10 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Ermittlungen im Exil

Nächster Artikel

Eine Tür

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Wahre Freundschaft

Kinderbuch | Alice Lima de Faria: FlatterVogelFest Party bei den Vögeln. Mark ist eingeladen, Flapps nicht. Das ist ein Problem, findet auch ANDREA WANNER.

Unersetzlich

Kinderbuch | Stian Hole: Annas Himmel Verluste gehören zum Leben. Schon die Kleinen schmerzen. Wie aber geht man mit dem schmerzlichsten aller Verluste, dem Tod, um? Stian Hole zeigt in Annas Himmel einen Weg. Von ANDREA WANNER

Die Riten der Erwachsenen

Kinderbücher | A. Kelsey: Pippas Tagebuch / C. Beauvais: Das Kuchenchaos Was wir in Kinderbüchern lesen, nehmen wir mit ins Leben, ist einer der vielen weisen Sprüchen über Bücher. So ernst braucht man das nicht zu sehen, ein anderer und ›Manchmal will man doch einfach nur Spaß‹ der dritte. Ausgerechnet Geschichten, in denen es lustig zugeht, zeigen, wie sehr es darum geht, Kinder schleunigst dem Leben und den Riten der Erwachsenen anzupassen. Von MAGALI HEISSLER

Perspektivenwechsel

Kinderbuch | Martin Baltscheit & Anne Becker: Selma tauscht Sachen – Opaleben

Die Alten sind stur und miesepetrig, die Jungen rücksichtlos und frech: Generationenübergreifende Begegnungen sind nicht immer einfach. Die Graphic Novel von Baltscheit & Becker verfolgt einen spannenden Ansatz, findet ANDREA WANNER

Nostalgie, unsentimental

Kinderbuch | Allen Say: Der Kamishibai-Mann »Früher …« So beginnt mancher Satz und meist hat er einen melancholischen Ton. Zudem gerät der Blick zurück leicht ins Verklärte. Nicht so bei Allen Say. Er blickt unsentimental auf Vergangenes und enthüllt dadurch die Schönheit, die alterslos ist. Von MAGALI HEISSLER