Roman | Siegfried Lenz: Der Überläufer Knapp zwei Jahre nach dem Tod des bedeutenden Romanciers Siegfried Lenz ist ein bisher unveröffentlichter, 65 Jahre alter Roman ›Der Überläufer‹ aufgetaucht, der in den 1950er Jahren nicht erscheinen durfte und den Lenz später nie erwähnt, aber auch nicht vernichtet hat. Im Nachlass wurde das Schreibmaschinenmanuskript entdeckt und nun von Hoffmann und Campe veröffentlicht. Von jenem Verlag, der Lenz‘ erschütternden Kriegsroman damals abgelehnt hat. Von PETER MOHR
Roman | Peter Henning: Die Chronik des verpassten Glücks »Ich habe nur meine Biographie. Und das ist der Steinbruch, aus dem ich einfach zehre«, erklärte der Schriftsteller Peter Henning kürzlich in einem Interview über seinen neuen Roman Die Chronik des verpassten Glücks, den er dem befreundeten Schriftsteller Dieter Wellershoff gewidmet hat. Der 56-jährige, der seit fast 30 Jahren als Journalist, Kritiker, Herausgeber und Erzähler umtriebig in der Kulturszene tätig ist, hatte zuletzt 2013 mit seinem Roman Ein deutscher Sommer (2013), einer opulenten Rekonstruktion des Gladbecker Geiseldramas, für Aufsehen gesorgt. Von PETER MOHR
Menschen | Zum Tod des Schriftstellers und Wissenschaftlers Umberto Eco Als er 2014 in Mainz den Gutenberg-Preis erhielt, wurde er als »begnadeter Erzähler« gewürdigt und gleichzeitig seine »brillanten kulturtheoretischen Überlegungen« gerühmt. Am Freitagabend ist der Erfolgsschriftsteller und hochdekorierte Wissenschaftler im Alter von 84 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben. Von PETER MOHR
Menschen | Toni Morrison zum 85. Geburtstag »Die Sehnsucht nach einem Zuhause existiert zwar nach wie vor, aber es handelt sich dabei lediglich um eine Illusion. Und natürlich gibt es in Amerika nicht eben wenige, die ihr ganzes Leben auf diese trügerische Sehnsucht bauen, die niemals Realität werden kann«, hatte Toni Morrison, Nobelpreisträgerin des Jahres 1993, vor zwei Jahren in einem Interview mit der Welt als Auskunft über ihr disparates Verhältnis zu ihrem Heimatland gegeben. Sie ist umstritten und streitbar, aber nach ihr wurde keinem US-Autor mehr die bedeutendste Auszeichnung der literarischen Welt zuteil. Gratulation von PETER MOHR
Menschen | Zum Tod der Schriftstellerin Ruth Rehmann »Vorlieb nehmen ist eine Denkbewegung, die man lernen kann, sagt Ludwig Wittgenstein. Aber soweit bin ich noch nicht.« So ließ Ruth Rehmann ihren 1999 erschienenen Roman ›Fremd in Cambridge‹ ausklingen. Mit einem Credo, das für ihren eigenen Lebensweg durchaus charakteristisch war. Von PETER MOHR
Roman | Martin Walser: Ein sterbender Mann »Der Unterschied zwischen Sina und dir ist, dass ich es leichter ertrage, von Sina nicht verstanden zu werden, als von dir«, resümiert Theo Schadt, die 72-jährige Hauptfigur aus Martin Walsers neuem Roman Ein sterbender Mann ihren waghalsigen und turbulenten Spagat zwischen zwei Frauen. Nach dem liebenden Mann (2008) erscheint nun also am heutigen Freitag der »sterbende Mann«. Von PETER MOHR
Roman | Zum Geburtstag der Georg-Büchner-Preisträgerin Brigitte Kronauer am 29. Dezember »Mir scheint ein großes Problem unserer Gegenwart zu sein, dass man mit so viel Sachen konfrontiert wird, mit so viel Menschen, und nicht nachkommt, wie wir es vielleicht eigentlich möchten, wirklich anteilnehmend diesen zum Teil auch Katastrophen gegenüberzustehen«, erklärte die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in einem Interview vor zwei Jahren. Da war gerade ihr bisher letzter Roman Gewäsch und Gewimmel erschienen. Ein gewaltiges Opus von 600 Seiten, das uns eine völlig neue Facette der Autorin offenbarte, denn so humorvoll und unangestrengt wie in diesem Roman waren wir Brigitte Kronauer zuvor
Roman | Volker Hage: Die freie Liebe »Ich habe ja lange gewartet und bin eigentlich auch ganz froh, jetzt erst, nachdem ich als Literaturredakteur aufgehört habe, mit diesem Buch herauszukommen. Es ist ein Buch, an dem ich viele Jahre geschrieben habe«, bekannte Volker Hage, einst Reich-Ranicki-Schüler bei der ›FAZ‹, später bei ›ZEIT‹ und ›SPIEGEL‹ einer der einflussreichsten deutschsprachigen Literaturkritiker, über seinen Romanerstling ›Die freie Liebe‹. Von PETER MOHR
Menschen | Tankred Dorst zum 90. Geburtstag Zum 90. Geburtstag des Georg-Büchner-Preisträgers Tankred Dorst am 19. Dezember. Von PETER MOHR
Roman | Judith Kuckart: Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück »Ich kenne die Sehnsucht nach dem kleinen Leben, aber auch nach den großen Dingen. Bei wichtigen Gefühlen, auch beim Heimatgefühl, verspürt man solche Zerrissenheit immer«, hatte die heute 56-jährige Autorin Judith Kuckart vor zwei Jahren in einem Interview erklärt und damit schon die seelischen »Befindlichkeiten« der meisten Figuren ihres neuen, bereits achten Romans vorweggenommen.Judith Kuckarts Roman Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück rezensiert von PETER MOHR.