Gesellschaft | Alfred McCoy: Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel In den vergangenen Jahren wurden diverse Untersuchungen publiziert, durch die unser Geschichtsbild zurechtgerückt wurde. Woran das liegen mag? Die Machtkonstellationen auf dem Planeten verschieben sich, und Prozesse, denen zuvor wenig Beachtung geschenkt wurde, zeigen sich in neuem Licht. Der rezensierte Band erschien – nach Versuchen der CIA, Einfluss auf das Manuskript zu nehmen – 1972 in den USA, löste dort einen Skandal aus und wird nun nach 2003 erneut in deutscher Übersetzung vorgelegt. Von WOLF SENFF
Gesellschaft | Markus Metz, Georg Seeßlen: Hass und Hoffnung ›Hass‹ und ›Hoffnung‹ beschreiben die konträren Dispositionen im gegenwärtigen Flüchtlings-Hype, den man – das ganze Land ist involviert, so oder so – ähnlich verstehen darf wie den Sommermärchen-Hype von 2006, dessen korrupte Anbahnung erst heute nach und nach aufgeblättert wird – ohne Moos nichts los, so geht’s. Von WOLF SENFF
Gesellschaft | Frank Niessen: Entmachtet die Ökonomen! Warum die Politik neue Berater braucht Die universitäre ökonomische Lehre sieht sich nicht erst seit heute heftiger Kritik ausgesetzt. Denn die Öffentlichkeit wundert sich zurecht, dass eine aufwendig situierte Wissenschaft weder in der Lage ist, krisenhaften Tendenzen gegenzusteuern noch die Symptome zuverlässig zu kurieren. Mit dieser Problematik setzt sich Frank Niessen auseinander, ein Ökonom, der nicht in den universitären Betrieb integriert ist, die Verhältnisse von außen betrachtet und zu einem vernichtenden Urteil gelangt. Von WOLF SENFF
Lite Ratur | Wolf Senff: Text für eine szenische Lesung (Regentropfen, Dauer ca. eine Minute, bis die Lesung einsetzt, im Dialog entstehen Pausen, auch lange Pausen) Es regnet. Niemand zwingt uns, das Gespräch fortzusetzen. Eben stand ein Regenbogen am Himmel. Wer aufmerksamem zuhört, merkt, dass hier kein Gespräch geführt wird.
Gesellschaft | Götz Eisenberg: Zwischen Amok und Alzheimer. Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus Seine Eindrücke sammelt Götz Eisenberg oft dort, wo das Grauen am auffälligsten zutage tritt: an der ›Coolness‹ unserer Sprache, die Zeugnis ablegt von einem befriedeten, glatten Alltag, dessen etwaige Dellen und Rostbeulen sogleich von allgegenwärtigen »Ingenieuren der Seele« (Joseph Stalin) eingeebnet werden. Von WOLF SENFF
Film | Im Kino: Jane got a gun / The Hateful 8 Auferstehung? Nein, nicht wirklich. Es kommt nun einmal vor, dass müde, blasse, stumpfe Schatten, die irgendwo scheinbar nutzlos herumliegen, unversehens mit neuem Leben erfüllt werden, und der Wildwestfilm trabt plötzlich wieder quicklebendig über die Leinwand, diesmal in zwei grundverschiedenen Ausführungen, die dieser Tage in die deutschen Kinos gelangen. Von WOLF SENFF
Lite Ratur | Wolf Senff: Krähe Schwierig, Krähe, schwierig. Nein, niemand weiß, wie einer da jemals rauskommt. Verstehst du, das ist, als wollte ein Planet aus seiner Bahn ausbrechen, wie stellen wir uns das vor. De facto ist das unmöglich, Krähe.
Lite Ratur | Wolf Senff Du merkst das nicht, nein. Du siehst es ja gar nicht. Nein, ich zähle nicht, wie oft ich hier entlanggehe, weshalb auch, ich führe keine Strichliste, ich wusste lange nicht, wie der Baum heißt, keine Ahnung, Namen sind Schall und Rauch.
Lite Ratur | Wolf Senff: Begegnungen Nicht zum Jahreswechsel, nein, Busfahren ist uncool, in der Bahn ließe sich sogar einmal Erste Klasse ausprobieren, verstehen Sie, es geht um Leute, ich hielt mich einmal versehentlich in der Ersten Klasse auf und begegnete einem Bekannten, Sie wissen, dem Freund eines Freundes, wir kannten einander eher vom Hörensagen und hatten für den Rest der Reise Gesprächsstoff.
Lite Ratur | Wolf Senff: Wale Lassberg: Sie wurden 1825 geboren und verließen diese Welt im gesegneten Alter von sechsundachtzig Jahren. Nach Lage der Dinge ist kaum erklärlich, wie dieses Interview zustande kommt. Charles Scammon: Ein Rätsel. Die Dinge sind, wie sie sind, das Leben steckt voller Geheimnisse. Lassberg: Wäre es unhöflich, zu fragen, ob Sie sich wochentags eher im Himmel oder doch in der Hölle aufhalten?