Prügeln wie in alten Zeiten

Digitales | Games: Tekken 7

Die ›Tekken‹-Serie zählt seit je her zu den bekanntesten Titeln auf der heimischen Konsole. Entwickelt von Namco Bandai begann der 3D-Beat-em-up schon 1994 auf der PlayStation One. Nun erscheint die Serie endlich auch auf der Ps4, wobei Fans des japanischen Prügelspiels bereits seit 2015 in den Spielhallen die Gelegenheit hatten, den Titel ausgiebig zu testen. ›Tekken 7‹ ist ein Update aus der im Jahre 2015 erschienenen Arcade-Version und der ersten Erweiterung aus dem Jahre 2016, allerdings mit zusätzlichen Spielelementen und Charakteren. Von LINH NGUYEN.

Schlägereien innerhalb der Familie

Tatsache! ›Tekken 7‹ bietet einen Story-Modus. Für die meisten Spiele aus anderen Genres ist eine gute Story ein absolutes MUSS, während Beat-em-up Titel ihren Fokus eher auf ein dynamisches Action-Gameplay zwischen zwei Kontrahenten legen. Fans der vergangenen Serie sehen viele bekannte Gesichter wieder, u.a. Vater Heihachi und dessen Sohn Kazuya. Zum ersten Mal tritt auch die Ehefrau von Heihachi als spielbarer Charakter in Erscheinung. Die Hauptstory schildert das Drama innerhalb der Mishima-Familie, untermalt mit vielen Video-Sequenzen – wobei jede mit einem Kampf abschließt. Dabei spielt man stets unterschiedliche Spielfiguren, die während der Erzählung zum Vorschein kommen. Fest steht: Die Entwickler nehmen den Story-Modus zwar sehr ernst, zu ihren Stärken zählt dieses Vorhaben jedoch nicht. Der rote Faden ist nach weniger als zwei Stunden Spielzeit bereits abgespult.

Gelobt sei noch der Gastauftritt von Akuma aus der ›Street Fighter‹-Serie, der sogar in die Hauptstory integriert wird, dabei aber einige Fragen offen lässt. ›Tekken 7‹ bietet mit insgesamt 36 Charakteren zwar eine ordentliche Auswahl, die meisten Figuren kommen allerdings nicht in der Hauptstory vor. Stattdessen gibt es insgesamt 28 Charakterepisoden, in denen diese kurz vorgestellt werden. Deren Geschichten sind jedoch sehr mager: Eine kurze Vorstellung in Textform, ein Kampf und – hurra! – man sieht den charakterspezifischen Abspann.

Interessant zu wissen: Im Galerie-Modus hat man die Möglichkeit, die Geschichte der kompletten ›Tekken‹-Serie in Form von Videosequenzen und Motiven noch einmal zu erleben; selbst klassische Clips aus den PS One Zeiten. Das macht jeden Nostalgiker glücklich!

Funkelnder Supermove mit nur einem Knopfdruck

Die Fortsetzung einer Spielereihe muss sich oftmals die Kritik gefallen lassen, wenig spielerische Neuerungen bieten zu können. Zwischen ›Tekken 6‹ und ›Tekken 7‹ erschien der Titel ›Tekken Tag Tournament 2‹, der das Spieleelement »Tag Team«, also den Wechsel zwischen zwei Kämpfern während eines Kampfes, eingeführt hat. Dadurch war eine Vielzahl von Kombos möglich. In ›Tekken 7‹ wurde dieser Modus wieder entfernt und stattdessen die sogenannten »Rage Drive« und »Rage Arts« ins Spiel integriert. In beiden Fällen handelt es sich um einen starken Super-Angriff, die dem Gegner bei einem Treffer einen enormen Schaden zufügen. Das Manko dabei ist, dass diese Attacke nur einmal in einer Kampfrunde und erst dann eingesetzt werden kann, wenn der Lebensbalken im kritischen Zustand ist. Durch eine einzige Kombination kann sich somit ein verloren geglaubter Kampf zum überraschenden Sieg wandeln. Der Gegner kann diesen Angriff aber auch blocken, was für eine Balance im Spiel sorgt.

Ansonsten hält sich ›Tekken 7‹ in Sachen Neuerungen eher bedeckt. Während sich Fans der alten Serie an Spielmodi wie bspw. dem Überlebensmodus oder den Zeitangriff erfreut haben, lässt der neue Teil diese gänzlich vermissen. Auch der für viele Stunden unterhaltsame und bekannte »Abenteuer Modus« aus ›Tekken 6‹, wenn technisch auch nicht hervorragend gelungen, stand bei Namco Bandai wohl auf der Streichliste. Bei diesem Modus konnte man sich in verschiedenen Arealen, wie Stadtmitte oder Untergrund, frei bewegen und gegen diverse Gegner mit abschließendem Endboss kämpfen.

»Lili, bist du es?« –
»Nein, ich bin Nina, verdammt nochmal!«

Wie beim beliebten Vorgänger ist es ebenfalls in ›Tekken 7‹ möglich, eine Anpassung in Sachen Kleidung und Accessoires an euren Lieblingscharakteren vorzunehmen. Dabei steht euch eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung. Die allermeisten Sachen müssen allerdings erst freigespielt werden, wie bspw. im sogenannten »Treausre Battle«-Spielmodus. Andere Gegenstände können hingegen nur im ingame-Shop für Währung gekauft werden. Die Anpassung des Aussehens eines Charakters kann hierbei so stark sein, dass man ihn optisch nicht von einem anderen Charakter unterscheiden kann. So kann man in online-Matches auf Spieler stoßen, die ihren Kämpfer so modelliert haben, dass nur ihre Bewegung und der Kampfstil die Identität verraten.

Allerdings werden Fans, die schon im vorherigen Teil der Serie ihren Lieblingscharakter eingekleidet haben, feststellen, dass einige Kombinationen gar nicht zur Verfügung stehen. Hier haben die Entwickler einige Sachen entfernt, dafür aber neue Kleidungsstücke hinzugefügt. Im kostenpflichtigen Seasonpass verspricht Bandai Namco viele neue Anpassungsmöglichkeiten für alle Charakter, die nachträglich ins Spiel integriert werden.

Fazit

›Tekken 7‹ ist ein solides Spiel mit einigen Schwächen. Spieler, die gerne offline zocken, kommen nicht auf ihre Kosten. Der Story Modus ist viel zu kurz und diverse Spielemodi wurden nicht ins Spiel integriert. Schon nach kurzer Zeit hat man alles im Spiel gesehen. 36 Charaktere zum Start von ›Tekken 7‹ sind gut, Fans stellen jedoch fest, dass so einige Charaktere aus dem Vorgänger, u.a. beliebte Kämpfer wie Lei, Zafina, Ogre oder Christina, fehlen. Beliebt im Spiel ist der online-Modus, wo ihr die Chance habt, gegen Kämpfer aus aller Welt anzutreten. Positiv anzumerken ist, dass alle Kämpfer gut ausbalanciert sind, was eine Gleichverteilung der Nutzung der Kämpfer im Ranking Match oder Turniermodus zur Folge hat. Wen es nicht abschreckt, viel Zeit zu investieren, um die Komboangriffe der Kämpfer zu erlernen und auf online Prügeleien mit Niveau und mit steigender Lernkurve steht, dem sei ›Tekken 7‹  als Beat-em-up herzlich empfohlen.

| LINH NGUYEN

Titelangaben
Tekken 7
Bandai Namco
erhältlich für PC, Playstation 4 und XboxOne.
62,99 EUR UVP.

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Immer Rummel um »La Lollo«

Nächster Artikel

Liebe ist Rebellion

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Fantasy-Nostalgie

Digitales | Games: Final Fantasy XII: The Zodiac Age Remaster, Remaster und noch mehr Remaster. Seit es die PS4 und XBoxOne gibt, haben zahlreiche Entwickler und Publisher ihre Zeit und Energie darin investiert, bereits erschienene Spiele in High Definition für die neue Konsolengeneration zu portieren. Mit wenig Investitionen viel Umsatz machen – das versprechen sich die Spieleentwickler von den ganzen Remaster-Titeln. ›Final Fantasy XII‹ (FF12) ist einer von vielen Titeln, die nochmal neu aufgelegt wurden. Die Originalfassung ist bereits 2006 für die PS2 erschienen, also ganze zwei Generationen zuvor. Ob sich der Kauf dieser neuen alten ›Final Fantasy‹-Saga lohnt, fragt

Technische Dystopie

Digitales | Games: Horizon: Zero Dawn Eine Welt in ferner Zukunft. Die Menschheit, 1000 Jahre lang vom Erdboden verschwunden und jeglichem Fortschritt beraubt, ist zurückversetzt in eine technologische Steinzeit. Individuen rotten sich erneut in Stämmen zusammen, Familien versuchen den neuen Lebensumständen zu trotzen und niemand weiß, oder denkt überhaupt daran, welche Umstände sie eigentlich in diese annähernd prähistorische Phase zurückwarf. Von DANIEL MEYER.

Make Pokémon great again!

Digitales | Games: Pokémon Sonne und Mond Da schwingt sie wieder, die alte Nostalgiekeule. Nun sind es bereits 20 Jahre, in denen sich kampfeslustige Taschenmonster auf unseren Bildschirmen tummeln. Pünktlich zum Jubiläum brachte die Entwicklerfirma Game Freak die Editionen ›Pokémon Sonne‹ und ›Mond‹ für den Nintendo 3DS auf den Markt, die einen kleinen Wendepunkt in der Geschichte des Handheld-Urgesteins markieren. Uns erwartet eine faszinierend neue, tropische Welt, die es wahrlich zu erkunden lohnt. DANIEL MEYER fängt sie alle.

Drive-by-trolling

Digitales | Games: Schlechte Autofahrer! Trotz vermeintlicher Oberflächlichkeit halten einem manche Spiele doch subtil den Spiegel vor. PETER KLEMENT war gerade dabei einen one-eighty mit einem Taxi durch eine Horde Zombies zu drehen, als ihm auffiel, dass er zu tief in den nietzscheanischen Abgrund geblickt hat. Es folgt die Geschichte von einem, der auszog und aus Versehen zum Troll wurde.

Täglich grüßt das Poketier

Digitales | Games: Pokémon: Let’s go! Was ist klein, gelb und bekommt eine neue Bewertung? Genau! ›Pokémon – Let’s go‹ von DANIEL MEYER.