Uuuund Action!

Digitales | Games: Drei Action RPGs

Als großer Freund von Action RPGs und Hack´n´Slay-Exzessen wirft RUDOLF INDERST diese Woche seinen scharfen Abenteurer-Blick auf gleich drei Spiele: ›Hunted: Die Schmiede der Finsternis‹, ›Dungeon Hunter: Alliance‹ und ›Dungeons & Dragons: Daggerdale‹. Tränke auffüllen nicht vergessen, jetzt geht es los.

Ich gebe es unumwunden zu: Ich kann von dieser Sorte Spiel einfach nicht genug bekommen. Egal, ob ›Baldur´s Gate: Dark Alliance‹, ›Champions of Norrath‹ oder ›Titan´s Quest‹ – irgendwo war immer noch eine Kiste zu öffnen, ein Schalter umzulegen und ein Monster zu vertrimmen. Action RPGs bedienen zwei Spieletypen gleichermaßen – Sammler und Jäger. Es hat schon einen Grund, warum Tausende von Menschen immer noch fröhlich ›Diablo II‹ spielen und noch mehr auf den Nachfolger warten. Da kam es mir sehr gelegen, dass gleich Kandidaten aus dem Fach einigermaßen zeitgleich bei mir anklopften.

HuntedDa wäre zum Ersten der Retail-Titel ›Hunted: Die Schmiede der Finsternis‹. Dieser wurde im Vorfeld oft als Fantasy-›Gears of War‹ aufgrund seiner Nähe zu Actiontiteln beschrieben. Es herrscht finsterstes (und vor allem fiktivstes) Mittelalter. Schreckliche Kreaturen haben sich aus den Tiefen der Erde erhoben, überall im Land verschwinden Menschen spurlos. Mit der Hoffnung auf unermessliche Schätze stellen sich die Söldner Elara und Caddoc einer gewaltigen Aufgabe: Sie sollen herausfinden, wohin die unschuldigen Bewohner gebracht wurden. Tatsächlich sind nicht wenige Dialogzeilen zwischen den beiden Protagonisten recht unterhaltsam, auch wenn hier die alte Regel gilt – nicht auf die deutsche Synchronisation setzen.

Mitunter zaubert die ›Unreal 3‹-Grafikengine Beachtenswertes auf den Bildschirm, genauso häufig allerdings fühlt man sich in ein Stück Software aus dem Jahr 2005 zurückversetzt. Passend dazu ein Satz aus dem guten ›Edge Magazine‹: »Like a horse swishing its tail with futile persistence, Hunted never manages to rid itself of bugs.« Die Möglichkeit, den Titel zusammen anzugehen, auch offline, versöhnt einigermaßen, aber das alleine kann die Mittelmäßigkeit des Spieldesigns nicht verbergen. Hier hat das Marketing ganz klar den Mund zu voll genommen.

Dungeon HunterDer zweite Besucher, mit Namen ›Dungeon Hunter: Alliance‹, ist ein Download-Titel für die Playstation 3 aus dem Hause Gameloft, die erstaunlich schnelle wachsen und ihre Fühler in alle Richtungen gleichzeitig ausstrecken. Wenn dabei öfter so etwas wie ›Dungeon Hunter: Alliance‹ dabei herauskommt, soll es mir recht sein. Die Spielbeschreibung liest sich wie Action RPG 101 und wartet am Ende mit einem wilden Twist auf: »Stelle dich der Welt von Gothicus und seinen Horden von Kreaturen allein oder in Teams aus bis zu vier Helden.

Hauptauftrag, Nebenaufträge und die unzähligen einzusammelnden Elemente bieten stundenlangen Spielspaß in einem großartig modellierten, düsteren Universum. Weise das Böse in die Tiefen der Hölle zurück und vereitle die zerstörerischen Ambitionen einer tyrannischen Königin … die einst deine Geliebte war!« Die einst meine Geliebte war? Fantasy-Soap-Freunden soll es recht sein – hier wird es persönlich. Von allen drei Titeln stellt sich hierbei am ehesten das bekannte Monster-Kiste-Ausrüstungs-Prinzip ein. Grafik, Sound und Skript ordnen sich der Gameplay-Mechanik brav unter, 50 Euro hätte der Titel wohl zu Zeiten einer Playstation 2 im Handel gekostet.

DaggerdaleZu guter Letzt hatte ich ›Dungeons & Dragons: Daggerdale‹ zu Gast. Sicherlich schleppt dieses Stück Download-Software für die Xbox 360 das größte Erbe mit sich herum. Das Dungeons & Dragons-Universum in ein paar Sätzen beschreiben zu wollen, wäre absolut lächerlich. Es ist daher zu unterlassen. Sagen wir einfach, nicht wenige Freunde von Rollenspielen (egal, ob Pen & Paper oder vor dem Bildschirm) sind mit der Welt von D&D äußerst vertraut. Schade, dass dann diese Lizenzgurke den Home Invader gibt.

Der Titel erweckt eine offene Version von ›Dungeons & Dragons 4. Edition‹ zu äußerst durchschnittlichem Leben. Man erkundet Dalelands in den Vergessenen Reichen und startet die Reise in den abgelegenen Desertsmouth Mountains. Von den schwefelhaltigen Katakomben der Minen von Tethyamar bis zu den schwindelerregenden Höhen des Turms des Nichts, bietet ›Dungeons & Dragons: Daggerdale‹ eine sehr schlichte Herausforderung, die auch die wenigstens Abenteurer fordern dürfte.

Die angespannte Geschäftsfrau und der Praktikant bei REWE können also beide ruhigen Gewissens die Playstation anwerfen und einen Blick auf  ›Dungeon Hunter: Alliance‹ werfen und noch jeweils einen Vertrauten hinzuziehen – zu viert spielen ist nämlich möglich. Haben Sie dann keine Lust mehr auf Semi-Top Down, greifen sie auf der Xbox zu ›Hunted: Die Schmiede der Finsternis‹ und freuen sich über das Cover-System. Wenn dann wirklich noch Zeit übrig sein sollte, riskiert man – etwas widerwillig – noch einen Blick auf ›Dungeons & Dragons: Daggerdale‹. 

Die üblichen Fantasie-Klischees erfüllen alle drei Titel, stets wird die Rechnung vermeintlich hässlich = vermeintlich böse aufgemacht, Rüstungen für Frauen sind engst geschnitten und, ach, Ihr kennt doch den Rest oder?

| RUDOLF INDERST

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Wenn gute Freunde ermitteln

Nächster Artikel

Der Monat in Spielkritik: Juni 2011

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Pew Pew

Digitales | Games: Star Wars: Battlefront Das Jahr neigt sich dem Ende und in den Supermärkten werden ganze Regalreihen dem kommenden Fest gewidmet. Nein, hier geht es nicht um das kleine Kind in der Krippe, sondern um ›Star Wars Episode 7: Das Erwachen der Macht‹, das am 17. Dezember in die Kinos kommt und sich anschickt, der erfolgreichste Film aller Zeiten zu werden. Passend gibt es von Brotdose bis Tapete alles mit ›Star Wars‹-Charakteren bedruckt. Natürlich darf auch ein Videospiel nicht fehlen. Ob ›Star Wars: Battlefront‹ eine gute Brotdose ist oder nur Durchschnittsware mit ›Star Wars‹ Stempel, findet FLORIAN RUSTEBERG heraus…

Eine Reise durch das Innerste

Digitales | Games: GRIS Man kann sagen, was man will, aber 2018 war ein gutes Jahr für Gamer. Im Grunde war für jeden Geschmack mindestens ein wirkliches Highlight vorhanden – ein Hit jagte den nächsten und gerade im letzten Quartal trumpften die Big Player der Industrie mit ihren Hochkarätern nochmal richtig auf. Dabei flutschen manchmal die kleinen Perlen durchs Sieb, da sie im Gewusel der AAA-Blockbuster unscheinbar am Rand zu stehen scheinen. Das im Dezember unter Devolver Digital erschienene und von Nomada Studio entwickelte ›GRIS‹ ist genauso ein Spiel. Warum es für SEBASTIAN BLUME vielleicht das beste Spiel des vergangenen

Gangsta’s Paradise

Digitales | Games: Grand Theft Auto 5 Lange hat die PC-Version des Gangster-Simulators ›Grand Theft Auto 5‹ auf sich warten lassen. Mit über 40 Millionen verkauften Exemplaren für die Konsolen der aktuellen und letzten Generation, gehört es mit Abstand zu den erfolgreichsten Spielen des letzten Jahres. Was das Spiel so gut macht und ob sich das Warten auf die PC-Version gelohnt hat, erfahrt ihr von PHILIPP LINKE.

Resident Evil 2 – Es lebt!

Digitales | Games: Resident Evil 2 Mit ›Resident Evil 2‹ zeigt uns Capcom, dass noch Leben in der Serie steckt und serviert uns ein Remake, das sich wie ein neues Spiel anfühlt. Dank moderner Grafik und kinoreifer Soundkulisse kommt die Gruselatmosphäre besser rüber als je zuvor. Aber werden die 21 Jahre alte Story und Rätsel heutigen Ansprüchen gerecht? Findet es in unserem Review heraus! Von PHILIPP LINKE.

Kartelle, wohin man sieht

Digitales | Games: Call of Juarez: The Cartel Die schnellste Maus von Mexiko? Der Puppenspieler von Mexiko? Nein, drei Pfundskerle, die in der Ego-Perspektive ein mächtiges Drogenkartell an die Wand fahren wollen. RUDOLF INDERST ist ebenfalls gegen needle sharing.