Ein Showdown mit Spaßfaktor – und dreckig dazu!

Digitales | Game: DiRT Showdown

Es ist der endgültige Abgesang auf die spritfressenden Stylepferde der US-Autoindustrie. Und Codemasters setzt diesen mit ›DiRT Showdown‹ ein würdiges Denkmal. Auf-der-rechten-Spur-mit-Muttis-Skoda-Fahrer RUDOLF INDERST setzt sich hinter das Steuer und lässt die AI Blech und Öl schmecken. 

Dirt Showdown»I don’t know why, but suddenly it’s popular again,« said Jackie Thurgood, co-founder of the U.S. Demolition Derby Assn. and wife of a driver. »More people are watching and participating than we’ve ever seen before.« Dieser Auszug stammt aus einem Artikel der ›Los Angeles Times‹ vom 21. Juli 2001. Glaubt man dem Wikipedia-Artikel zum Begriff »Demolition Derby«, waren die Crash-Car-Events in den 1990ern fast verschwunden. Ihre Blütezeit erlebten die Veranstaltungen hingegen in den späten 1960ern und -70er-Jahren. Unmittelbar müssen ältere Semester an die US-Serie ›Ein Duke kommt selten allein‹ denken – irgendwie scheinen sich hier Mentalitäten zu umklammern: der Red-Neck-Clan und Verschrottungsorgien.

Colin – where are you?

Auch im deutschen TV durften Zuseher ein Survival des Veranstaltungstypus erleben. Fernseh-»Entertainer« Raab brachte mit seiner ›Stock Car Crash Challenge‹ das Format erfolgreich in die heimischen Wohnzimmer. Für Videospieler ist die Chose keine Unbekannte. Immer wieder stellen Titel wie ›Destruction Derby‹ oder ›Twisted Metal‹ das gegenseitige PKW-zu-Schrott-Rammen in den Mittelpunkt des Spielerlebnisses.

Ende der 1990er starte der Spielepublisher Codemasters eine äußerst erfolgreiche Rallye-Rennspielserie namens ›Colin McRae Rally‹. Die Serie bewegte sich über die Jahre vom strengen Ernst der Rallye-Simulation in Richtung eines leichter zugänglichen Sportspiels mit hohem Spaß- und Coolnessfaktor. Auch der tragische Unfalltod des Sportidols McRae 2007 tat der Reihe keinen Abbruch – unter dem Label ›DiRT‹ waren die Spiele endgültig im Funsportbereich angekommen. 

Meine Spur, mein Rennen!

Der neueste Ableger erscheint nun für PC, Xbox 360 sowie PlayStation 3 und zelebriert die Lust am Blechschaden wie kein anderes Spiel derzeit.  Spieler nehmen hinter dem Lenkrad von massiv-robusten Fahrzeugen Platz und können verschiedene Herausforderungen bestreiten. So fahren sie zum Beispiel halsbrecherische Rennen gegen ihre menschlichen oder computergesteuerten Gegner oder wagen sich an die sogenannten Demolition Derbys: In großen Arenen schieben und schubsen sich die Konkurrenten den Lack vom Gefährt, bis am Ende nur noch ein Auto und damit der Sieger übrig ist.

Auch eigens von den Entwicklern kreierte Stunt-Passagen warten darauf, in waghalsigen Manövern befahren zu werden. Dabei legte man auf das soziale Miteinander sehr viel Wert. Innerhalb des Spieles findet eifrige Bleifüße ein eigenes soziales Netzwerk namens »Racenet«, das unter anderem den Erfahrungsaustausch untereinander fördern soll.

Doch im Mittelpunkt stehen natürlich die Adrenalin freisetzenden Rennen. Es macht einen diebischen Spaß, den zahlreichen, sehr detaillierten Verformungen der Vehikel zuzusehen – die Grafik von ›DiRT Showdown‹ ist äußerst ausgefeilt und die Schadensmodelle lassen kaum Wünsche offen.

Jeder, egal ob jung oder alt, der im Pendleralltag oder auf Urlaubsreise schon einmal stundenlang im Stau feststeckte, sollte sich, ohne nachzudenken, dieses Spiel näher ansehen. Es ist eine geradezu befreiende Erfahrung (wenn die hundsgemeine Computer-AI nicht einen Strich durch die Rechnung macht).

Das gerade im Multiplayer sehr dynamische und Flüche evozierende Spiel wird durch den sehr kraftvollen Soundtrack abgerundet – Bands wie Rise Against sorgen dafür, dass weder Überrollbügel noch Knautschzone ganz bleiben.
 
bunt, laut, kraftvoll

| RUDOLF INDERST

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Opus magnum gaudium maximum est

Nächster Artikel

Oper neu entdecken

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Der Reiz des Bösen

Digitales | Games: Tyranny »Der strahlende Held ist tot«, muss sich Rian Johnsson wohl gedacht haben, als er 2017 Luke Skywalker von einer der ikonischsten Heldenfiguren moderner Popkultur zu einem ambivalenten Antihelden degradiert hat. Obwohl das vielen ›Star Wars‹ Fans sauer aufstieß, folgt der Regisseur lediglich modernen Trends. Ambivalente – ja gar böse – Charaktere erobern die Medien. Nur zu gerne beobachten wir einen Walter White in der Serie ›Breaking Bad‹ beim langsamen Aufstieg zum Drogenboss. Nur zu gerne schlüpfen wir in ›Red Dead Redemption‹ oder ›GTA‹ in die Rolle eines Schwerverbrechers. Aber es geht noch übler: in ›Tyranny‹ vom Entwickler

Tokyo 42

Digitales | Games: Tokyo 42 Eine Mischung aus ›Grand Theft Auto 1‹ und ›Syndicate‹ – so beschreiben die Entwickler von ›Tokyo 42‹ ihr eigenes Spiel. Dabei ist es viel mehr als nur ein Recycling der beiden 90er Jahre Vorbilder. Findet in unserem Test heraus, was hinter der Beschreibung steckt. Von PHILIPP LINKE.

Bis einer weint!

Digitales | Games: WWE ’12 Da ist er, der neue Titel für die WWE-Reihe von THQ. Aus ›WWE Smackdown vs Raw‹ wird schlicht und einfach ›WWE ’12‹. Ein kompletter Neustart der Serie ist es keinesfalls – dieser war aber auch nicht notwendig. Änderungen gibt es aber an einigen Teilen des Spiels dennoch. NORMAN VOLKMANN hat sich die Spandexhosen übergezogen, die Ellenbogenschoner angelegt und sich mit einem großen Elbow Drop auf WWE ’12 gestürzt.

Immer wieder diese Zombies!

Digitales | Resident Evil: Revelations 2 Kaum eine Serie hat es geschafft, seine Fangemeinde so zu spalten wie ›Resident Evil‹. Während Fans der ersten Ableger den glorreichen Tagen des Survival-Horrors nachtrauern, haben Neuzugänger Spaß mit actionreichem Zombie-Splatter nach ›Left-4-Dead‹-Manier. Mit ›Revelations 1 und 2‹ haben die Entwickler versprochen, sich stärker an den Wurzeln der Serie zu orientieren. Mehr Rätsel, fordernde Gegner und Gruselatmosphäre wurden von ›Revelations 1‹ dann auch geboten. Ob ›Revelations 2‹ seinem Vorgänger würdig bleibt oder eher ver-schlimm-bessert erfahrt ihr in unserem Test. Von PHILIPP LINKE.

Abenteuer in Rivellon

Digitales | Games: Divinity: Original Sin 2 Schon seit 1996 ist der belgische Softwareentwickler Larian Studios mal erfolgreicher, mal weniger erfolgreich im Geschäft. Ihr Portfolio weist dabei die unterschiedlichsten Titel auf. Neben renommierter Kinder- und Lernsoftware hat das Team sich jedoch mit der ›Divinity‹-Reihe einen Namen gemacht. In deren Rahmen unternahmen die Larian Studios Ausflüge in diverse Genres, wie Hack’n Slay, Action RPG und sogar Echtzeitstrategie. Von SEBASTIAN BLUME