Folkdays aren’t over- Bill Callahan / Red June

Musik | Bill Callahan – Dream River/Red June – Ancient Dreams

Songwriting als innere und äußere Kartographie – Bill Callahan und Red June, gehört von TINA KAROLINA STAUNER

Bill-Callahan-Dream-RiverKartograph von Emotionalem in seinem ureigen speziellen Songwriterkosmos ist Bill Callahan schon immer. Unterwegs auf durchaus auch intellektuellen Wegen ist er dabei musikalisch mal ausgeprägter romantizistisch und lieblich, mal etwas ruppiger und gradliniger. Oft findet man ihn im Melancholischen, nicht selten im Naturalistischen. Diesmal auf ›Dream River‹ in ausgewählter Leichtigkeit. Musikalisch wirkt er da eine gute Spur zu verspielt. Weniger ist bei ihm oft mehr. Und diesmal ist er wieder mal mehr in Arrangements eingetaucht, als es eigentlich gut für ihn wäre.
Zwar stürzt Callahan nie ganz ab in zu eingängig hübsche Songs. Er besitzt einfach Substanz, die ihn vor sowas bewahrt. Aber er scheint es sich wohl mit ›Dream River‹ zu leicht gemacht zu haben. So wirket es stellenweise. Ganz exquisit ist es leider nicht geraten. Mehr entschiedene Kargheit täte gut. Wie zu manchen Zeiten von Smog, dem Vorgänger-Langzeitprojekt der bisher nun vier Soloalben.

Aber starke Momente gibt es auch diesmal natürlich. Sie sind eigentlich gar nicht allzu rar. Wie bei „Ride My Arrow“. Und auch Songs wie ›The Sing‹ und ›Winter Road‹ können mit allem versöhnen und überzeugen. Und zwar in guter Songwritertradition. Die Geige als ergänzende Instrumentierung ist jedenfalls das weitaus Bessere als die Querflöte, die teils fast nervt. Schön und gut, das reicht im Fall Bill Callahan nun einmal nicht. So geht die Qualität von ›Dream River‹ nicht immer ganz ins Exzellente. Ist aber eine einigermaßen wohltuende musikalische Songwritingsache. Balsam für die einen oder anderen Überstrapaziertheiten und Musik für ein Stündchen des Zurücklehnens. Nachmittäglich Kontemplatives. Zwielichtig Verhaltenes bis fein Erlesenes. Und einfach ignorieren, dass die Arrangements gelegentlich gerade am Kitsch vorbeischrammen?

Red June: Ancient Dreams

redjuneRed June haben ihre Wurzeln in der Tradition des Appalachenvolks. Und ihr Songwriting ist handwerklich perfekt und beseelt zugleich. Es ist alles andere als oberflächlich kommerziell sondern Roots Music. Will Straughan spielt Dobro und Gitarre, Natalya Weinstein ist an der Fiddle und John Cloyd Miller an Mandoline und Gitarre.

Ihr kraftvoller Sound ist eine Überblendung aus American Roots Music, Country, Bluegrass und das mit einer guten Dosis Indie Rock. 2004 jammten die drei Musiker erstmals zusammen bei einer Asheville Party und sind mittlerweile ein exzellent eingespieltes Team. Besomders schöner Harmoniegesang kennzeichnen die akustisch instrumentierten Songs. „They never fail to talk the talk and walk the walk“, sagt Singer/Songwriter Joe Newberry über Red June. Die Band verbreitet mit kurzen Songs und purerm Country dynamisch vorzugsweise Lebensfreude.

| TINA KAROLINA STAUNER

Titelangaben
Bill Callahan – Dream River
Red June – Ancient Dreams

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

In Frankfurt wird nicht mehr für Comics getrommelt

Nächster Artikel

Appell an die Menschheit

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Folkdays aren’t over… norwegische Impressionen

Musik | Annbjørg Lien: ›Drifting like a bird‹ Annbjørg Lien ist eine norwegische Sängerin, die als Musikerin Hardanger Fiddle und Nyckelharpa spielt, eine Fiddle die auch Tasten hat. Lien verwendet neue und alte Instrumente und weist auf den Musikinstrumentenbauer Olav G. Helland aus Bø in Telemark hin, der 1898 eine ihrer Nyckelharpas herstellte. Von TINA KAROLINA STAUNER

Nachts auf der Autobahn, den Kopf aus dem Beifahrerfenster

Musik | Interview mit Mirage

Irgendwie mystisch und kryptisch, irgendwie modern und direkt: Mirage werfen mit ihrem Debüt ›Decaying Decades‹ eine Scheibe in die Welt, die nach Vorsaufen auf der Autobahn schmeckt. MARC HOINKIS plaudert mit dem Künstler-Duo.

You Disco I Freak: New Single Reviews

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world In the second part of our two week 12” extravaganza we have all sorts of electronic goodness sure to stir the loins. There are the shiver-inducing grooves of Ghost Vision, Soela and Demuja, the progressive house wallop of Bicep, the leftfield techno of I:Cube, the classic funk of Space, a four track comp of house freshness from the Shall Not Fade crew and tons more. By JOHN BITTLES

A Love I Can’t Explain: New Album Reviews

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world With a cruel arctic chill threatening to overwhelm the country, it’s time for any sane person, or maybe just me, to consider giving up on the outside world and indulging in an extended duvet break. This week’s selection of albums will make the perfect soundtrack to cosying up in a home-made blanket fort with either your loved one or yourself. By JOHN BITTLES

Vom New Wave zum Re-Rave

Musik | Toms Plattencheck Du bist Musik-Freak und greifst bei der Suche nach neuem Input gerne auch zu diversen Listen? Der übliche »1001 Alben, bevor du den Löffel abgibst« oder »12000 Singles die jeder Rolling Stone Leser im Keller stehen haben sollte«-Quatsch langweilt dich aber zusehens. Dann bist du vielleicht schon mal über die Liste »100 Records that set the world on fire (while no one was listening)« des englischen Wire Magazins gestolpert. Von TOM ASAM