Suppen-Koma adé

Sachbuch | Dörte & Jesko Wilke: Das Schlaf gut Kochbuch

Über das Essen die Schlafqualität verbessern? Geht das? Sollten sie Zweifel haben, lassen sie sich von 176 Seiten unterhaltsam belehren und bekehren. BARBARA WEGMANN hat spannende Erkenntnisse gewonnen.

Das Schlaf-gut-Kochbuch»Ernährung und Schlaf sind zentrale Voraussetzungen für unser Wohlergehen.« Und die Ernährung ist für den Schlaf so wichtig, dass dem Thema ein ganzes Kochbuch gewidmet wird, lecker und äußerst lehrreich. Das Abnehmen steht hier also nicht im Vordergrund. Es wird aber zur willkommenen Begleiterscheinung, wenn man so isst, dass der Schlaf nicht gestört wird. Was schwer und leicht im Magen liegt, das »ist individuell unterschiedlich«, aber die erklärenden Listen über Nahrungsmittel, die schwer oder leicht im Magen liegen, sie geben einen ersten Überblick und Anhaltspunkt, was ich abends auf den Teller bringen sollte und was nicht.

Klare Sache: Schweinebauch, Gänsebraten oder Aal gehören nicht dazu, aber auch so manches Obst, Hülsenfrüchte und fetter Käse liegen wie Wackersteine im Magen und wollen den Schlaf nicht so recht aufkommen lassen. Die beiden Autoren stellen eine Food- Formel vor, einfach zu verstehen, in Tabellen, mit verschiedenen Farben, in Merkkästchen oder Bildern prima präsentiert, übersichtlich und leicht verständlich. Gut merken kann man sich zum Beispiel die drei Regeln für eine »schlaffreundliche Abendmahlzeit: »Essen sie: 1. Fett- und zuckerarm, 2. Schonend Gegartes, also weder scharf noch Gebratenes noch Gegrilltes, und 3. Kein – oder nur wenig – rohes Gemüse und rohes Obst.«

Die Einleitung klärt erst einmal auf, was guter Schlaf bedeutet, was sind die einzelnen Schlafphasen, was stört, was fördert den Schlaf. Welche Stoffe lassen einen schläfrig werden, welche sorgen morgens wieder für ein Wachwerden. Da ist zum Beispiel Melatonin, das der Mensch selbst produziert und das ausgeschüttet wird, wenn es dunkel wird. »Findige Produktentwickler kamen daher auf die Idee, Kühe nachts zu melken, um Milch mit erhöhtem Melatoningehalt zu erhalten.« Verrückt? Keineswegs. Kann ich ausnahmsweise einmal nicht schlafen, trinke ich ein Glas warme Milch, das kennen Viele noch aus ihrer Kindheit.

Welche Lebensmittel haben welche Eigenschaften und Stoffe? Wie viele Kalorien darf ich zu mir nehmen? Sollte man nachts essen, wenn man nicht schlafen kann? Und überhaupt: Was mache ich bei Hunger, der mich nachts regelrecht überfällt? Fragen, für die es sehr gute Erklärungen gibt.

Was dann folgt, ist ein 10-Tage-Programm, ein Reset-Programm. »Wir starten in das 10-Tage-Programm zur Wiederherstellung des natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus.« Das Ziel: die innere Uhr wieder herzustellen.

Und, versprochen, das werden leckere 14 Tage, die den angenehmen Nebeneffekt haben, kalorienbewusst zu sein, aber durchaus ganz anders, als sie denken, denn auch abends darf man durchaus oft verschmähte Kohlenhydrate essen, die in sonstigen Diäten so gemieden und verteufelt werden. Studien zeigten, dass Menschen mit Kohlenhydraten glücklicher sind. Sie bilden mehr Tryptophan, das wiederum sorgt für die Bildung von Serotonin und Melatonin. »Also auch Voraussetzung für einen guten Schlaf.«

Zusammenhänge erkennen, um die Hintergründe wissen und Erkanntes in die Tat umsetzen. Die bunt servierten Fakten liefert der Eingangsteil des Buches, der übersichtliche 10-Tage-Plan begleitet durch die Praxis und sich anschließende, spannende Rezepte machen noch einmal Lust, sich dem Thema Schlaf und Essen zu widmen.

Ein paar Hitlisten runden das höchst informative flexible Buch ab: Die »Top-15-Lebensmittel« für den gesunden Schlaf, wie Avocado, Chinakohl, Banane, Ei, Hafer oder Hummus und Walnüsse. Es folgen einige »Betthupferl-Vorschläge« und »Schlummertrünke« und schließlich eine Tabelle, in der ich mein eigenes Schlafprotokoll anlegen kann, mich selbst erforsche. »So komme ich meinen Schlafräubern auf die Spur.«

Nicht zu vergessen: auch unser modernes Leben mit Handy, Computer, TV und elektrischem Licht raubt Schlaf, hat Essgewohnheiten nicht immer zum Guten verändert. »Bis vor 200 Jahren lebte der Mensch noch im Einklang mit der Natur. Was den Schlaf betrifft eine sehr gesunde Lebensweise … Kein Wunder, dass heute noch lebende Naturvölker nicht einmal ein Wort für Schlafstörung kennen.«

| BARBARA WEGMANN

Titelangaben
Dörte & Jesko Wilke: Das Schlaf-gut-Kochbuch
Die Food- Formel für einen besseren Schlaf
München: Riva Verlag 2021
176 Seiten 19,99 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Easter Sunday in Harlem

Nächster Artikel

Weisheit oder Wahnsinn – Imaginationen von Wissenschaft

Weitere Artikel der Kategorie »Sachbuch«

Freude an Sprache und Sprachbildern

Sachbuch | Michaela Tartaglia/ Daniele Simonelli: Andere Länder, andere Sprüche

Stellen sie sich vor: Sie sind im Urlaub irgendwo in England und möchten dem Hotelier mitteilen, warum sie klitschnass das Foyer betreten: »Es gießt wie aus Eimern«. Bei wörtlicher Übersetzung wird er vermutlich lachen, sie vielleicht charmant verstehen, aber sie werden wissen: Das war sicher nicht richtig formuliert. Mit Sprichwörtern ist das eben so eine Sache. Sie meinen dasselbe, aber auf ganz unterschiedliche Art. BARBARA WEGMANN hat in dem hübschen Geschenkbuch geblättert.

5 Zutaten statt 5 Gängen

Sachbuch | Ira König, Maike Jessen: 5 Zutaten

Klein, leicht schwankend, immer eine angenehme Brise, eine kleine Küche, die man Kombüse nennt, genau: Wir sind an Bord eines Schiffes, und dies ist ein Kochbuch für Wassersportler. Aber: alles andere als nur für Wassersportler, findet BARBARA WEGMANN.

Nicht nur lernen, sondern einlassen

Sachbuch | Bart Siebelink: Kreativ sein als Naturfotograf*in

Das Buch beginnt mit deutlicher Kritik, Kritik an der allgemeinen Verwendung des Begriffs Kreativität. Viel zu schnell verwende man diesen Begriff, viel zu Oberflächliches bezeichne er dann, Hauptsache »kreativ«, so heißt es zu Beginn. Na, dann steigen wir doch mal ein. Was macht aus einem Fotografen denn einen kreativen Fotografen? Hervorragend definiert, schlüssig und verständlich zeigt der niederländische Naturfotograf und Dozent an der Rotterdamer Kunstakademie Bart Siebelink, was er mit »kreativ« meint. Ein Buch für Naturfotograf*innen, aber nicht nur, findet BARBARA WEGMANN

Diebischer Spaß

Kulturbuch | Andreas Tönnesmann: Monopoly Zeig mir, was du spielst, und ich sag dir, was aus dir wird! Wer sein Adrenalin mit Ego-Shooter-Games auf- und abhetzt, kann im Grunde nur Amokläufer werden. Genau wie prädigitale Generationen im nicht-sozialistischen Wirtschaftsgebiet bekanntlich durchweg miese Kapitalistenschweine wurden, weil sie mit Feuereifer Monopoly gespielt hatten. Wie albern solche Kurzschlüsse sind und was sich stattdessen an Kulturell-Politisch-Gesellschaftlichem mit Monopolyverknüpfen lässt, zeigt Andreas Tönnesmanns in Monopoly. Das Spiel, die Stadt und das Glück. Von PIEKE BIERMANN

Guten Appetit!

Kinderbuch | Paola Frattola Gebhardt, Leyla Köksal-Mergner: Die Welt schmecken und entdecken

Wenn zum Frühstück Müsli und Milch oder Brötchen und Marmelade auf dem Tisch stehen, finden wir das ganz normal: so beginnt man den Tag. Aber ganz so klar ist das nicht. Bei Imad in Marokko zum Beispiel gibt es Brot mit Öl zum Start in den Tag. Und auch sonst kann man schnell feststellen, dass anderswo anderes gegessen wird. ANDREA WANNER lief das Wasser im Mund zusammen bei dieser kulinarischen Weltreise.