Abgeplatztes Stück

Lyrik | Peter Engel: Abgeplatztes Stück

Wie ein Daumennagel groß,
taubenblau auf einer Seite,
auf der anderen weiß,
doch an welchem Buchrücken fehlt es
und hinterließ einen Schaden?

Aufheben oder entsorgen
und ein Problem weniger,
doch wenn sich der Band findet,
wird auch die Stelle sichtbar,
wo das abgeplatzte Stück saß.

Immer die kleine Hoffnung,
daß sich etwas kleben läßt,
ein Stückchen von einem Buch
oder eine Seite im Leben,
die herausgerissen ist und fehlt.

| PETER ENGEL

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Dieb gesucht – Detektivin Kate ermittelt

Nächster Artikel

Außerdienst-Stellung eines Oberhemds

Weitere Artikel der Kategorie »Lyrik«

Die Folgenlosigkeit der Erkenntnis

Lyrik | Ann Cotten: Nach der Welt Worin liegt der Reiz von Texten, die nicht einfach nur erzählen, sondern vielmehr auflisten? In der Erkenntnis, die sie vermitteln, meint Ann Cotten. Überprüft von CARSTEN SCHWEDES

Die Würde des Dichtens

Menschen | 100. Geburtstag von H.C. Artmann

»Kein Dichter in diesem mit ihm zu Ende gehenden Jahrhundert hat so bedingungslos wie H. C. Artmann die Existenz und die Würde des Dichtens noch einmal vorgelebt. In keinem Dichter des Jahrhunderts kamen wie bei ihm noch einmal die Möglichkeiten des Dichtens in einer über tausendjährigen Tradition zusammen und zeigten sich wie gerade erst erschaffen, herrlich wie am ersten Tag«, hatte Klaus Reichert auf der Beerdigung des Georg-Büchner-Preisträgers des Jahres 1997 erklärt. Von PETER MOHR

Drei Gedichte

Lyrik | Peter Engel: Drei Gedichte

Leben im Februar

Schon am Vormittag mit Lampenlicht,
um den Tag aufzuhellen
und den Stift sicher zu führen,
Düsternis fällt in die Zeilen
und läßt sich nicht wegschreiben.

Ein unentschlossener Himmel
in der Mittagszeit und manchmal
fast eine Ahnung von Frühling,
festgemacht an einfallenden
Strahlen, die das Zimmer ausleuchten.

Kalte Sophie

Lyrik | Peter Engel: Kalte Sophie Die Platane hat jetzt ihre Arbeit am schütteren Grün vollendet, doch ihr Dach ist löchrig und läßt den Himmel blau hindurch, wie zittrige Hände flattern die unteren Blätter im Wind.  

Axel Görlach: Zwei Gedichte

Lyrik | Axel Görlach: Zwei Gedichte das sich auflösen von tragflächen bis nur schweben bleibt das prickelnde diamond-dust-flirren um die stirn einen moment lang ewig wie phylogenese oder das springen des lichts von rot auf grün ein neuer strom haut tanzender genomschablonen im gegenlicht die umrisse abhebender hydranten kristallmutationen nebensonnen über dem glas der kanzel das schließen der augenblende im meer aus halos + flares ihr ausgestreckter arm die boeing in der hand hoch über dem rollstuhl fliegen