Die Stimme Griechenlands

Musik | Maria Farantouri: Way Home

18 Lieder verschiedenster Provenienz, doch Maria Farantouri macht aus dem Material immer etwas Eigenes: ein typisches Farantouri-Lied eben. Findet THOMAS ROTHSCHILD

Maria Farantouri - Way HomeAls die Militärjunta in Griechenland einmal mehr den Beweis antrat, nachdem die Behauptung, der Kapitalismus garantiere Freiheit und Demokratie, nicht mehr ist als eine Zwecklüge, wurde Mikis Theodorakis zum Botschafter jenes anderen Griechenland, das Widerstand leistete und dann auch schließlich siegte.
Wer in jenen Jahren ein Konzert des charismatischen Komponisten besuchte, wurde Zeuge der Wirkung, die Musik trotz allem auszuüben vermag. Vielleicht war sie es, was dem Exil seinen Schrecken nahm. Die Stimme aber hat allen voran eine Frau den Liedern von Theodorakis geliehen: Maria Farantouri.

Seit jenen Jahren sind Theodorakis und Farantouri politisch unterschiedliche Wege gegangen. Die Sängerin hat ein Repertoire, das weit über Theodorakis hinausgeht. Und doch fallen einem immer wieder seine Kompositionen ein, wenn man diese kraftvolle, kämpferische, manchmal auch scherzhafte, stets aber unverwechselbare Stimme vernimmt. Achtzehn Lieder singt die Farantouri auf ihrer CD ›Way Home‹. Manche haben folkloristischen Charakter, andere nähern sich dem Schlager oder dem Chanson.

Die Arrangements von Henning Schmiedt für ein Quartett erreichen nicht immer das Niveau, das wir vom Orchester des Theodorakis im Ohr haben. Die Lieder stammen – außer von Theodorakis, versteht sich – zu einem großen Teil von Chatzidakis, auch Livaneli ist mit einem Titel vertreten, einige Stücke sind traditionell. Aber Maria Farantouri macht aus dem Material immer etwas Eigenes: ein typisches Farantouri-Lied eben. Darin gleicht sie der Argentinierin Mercedes Sosa. Auch die Volksmusik (im weitesten Sinne) hat eben ihre Netrebkos.

| THOMAS ROTHSCHILD

Titelangaben
Maria Farantouri: Way Home. Peregrina Music, (Vertrieb: In-Akustik)

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Das schwimmende Literaturhaus

Nächster Artikel

Einfach lecker!

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Neulich, im September (I)

Musik | Toms Plattencheck Während TITEL Urlaub gemacht hat, haben sich unsere Autoren nicht (nur) am Strand vergnügt – sondern natürlich die Augen aufgehalten und Ohren gespitzt, was es Neues gibt. TOM ASAM mit den musikalischen Entdeckungen des Septembers …

The Lure Of The Soundtrack

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world

Late last year I found myself entranced by Mati Diop’s wonderful Atlantics, a tale of forbidden passion, the perils of emigration and the fate of those who are left behind. Long, poetic shots of the sea merged perfectly with Fatima Al Qadiri’s intoxicating soundtrack to produce a stunning collage of meaning and evocations. Leaving the cinema that night I was struck at just how powerful a medium the soundtrack can be. By JOHN BITTLES

Diesseits des Rat Packs

Musik | Bobby Darin: This is Darin/That’s All Der Film mit Kevin Spacey hat ihn in Erinnerung gerufen: Bobby Darin. Bei uns, in Europa, war er in den späten fünfziger Jahren, zur gleichen Zeit etwa wie Perry Como oder Dion and the Belmonts, vor allem als Popsänger bekannt, durch den Ohrwurm Dream Lover und durch seine Version von Mack the Knife, die mit Louis Armstrongs älterer Bearbeitung von Kurt Weills Komposition konkurrierte. Von THOMAS ROTHSCHILD

Shape The Future Before It Shapes You: New Album Reviews

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world After last week’s look back at the albums of 2017 this week sees us celebrate the now with some new albums which make January 2018 a mighty fine place to be. We have the fresh house sounds of Skream, the soulful hip hop of Nightmares On Wax, the garage rock cool of The Limiñanas, the ambient beatscapes of 1954 and tons more. By JOHN BITTLES

Mehr ist manchmal mehr!

Musik | Toms Plattencheck Asmus Tietchens ist ein deutscher Musiker, der in den Jahren 1981 bis 1983 vier Alben auf dem Label Sky veröffentlichte. Auf diesen tobte er sich mit Zisch- und Fiepgeräuchen, Stolperbeats und schrägen Harmonien aus. Die Alben kamen in »quietschbunten Schallplattenhüllen«, die Ära wurde als »Zeitzeichenphase« abgehakt, bevor Tietchens (der tatsächlich so heißt) sich geräuschvolleren Stücken im Übergang zu Industrial widmete. Von TOM ASAM