Im Reich des großen Bären

Film | Im Kino: Der große Bär (Den kaempestore björn)

»Er ist zu gefährlich, um zu leben«, sagt der Jäger über den großen Bären. Sein Wald liegt jenseits der meterhohen Steinmauer um das Haus des Großvaters, den Jonathan und seine kleine Schwester Sophie besuchen. Nie dürften sie durch die kleine Tür in der Mauer durchschreiten, warnt der Großvater. Durch diese Tür verschwindet Sophie … Von LIDA BACH

Der grosse BaerIm Wald wartet auf sie Der große Bär. Die Mauer ist die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis, zwischen Realität und dem Dickicht des Unterbewusstseins.

Der große Bär, den der schwedische Animationskünstler Ebsen Toft Jacobsen aus den dunklen Nadelschatten erweckt, ist das mythische Symboltier des Waldes. Aus seinem Pelz wachsen die Bäume des Waldes, dessen magische Kräfte er hütet. Der Wald verbirgt ihn vor dem Jäger, der ihn erbittert verfolgt.

Jedes Jahr scheint es auf der Berlinale diesen einen Film zu geben, der zum Emblem des Festivals geschaffen scheint. Auf der 60. Berlinale war es Semih Kaplanoglus Bal. Mit seiner melancholischen Schönheit lockte der Honig des türkischen Filmtitels den Goldenen Bären an. Nun ist es Der große Bär. Phantasiereich und furchteinflößend wie das Titeltier ist der schwedische Kinderfilm.

Inspiriert von der Filmkunst eines Hayao Miyazaki und nordischen Mythen fordert das vielschichtige Animationsmeisterwerk nicht die kindlichen, sondern die erwachsenen Zuschauer mit seiner Symbolwelt heraus. Die geheimnisvoll-zarte Parabel über ein harmonisches Zusammenleben mit der Natur kommt für den letzten Bären, der sich in hiesige Lande wagte, zu spät. »Er war zu gefährlich, um zu leben.«

| LIDA BACH

Titelangaben
Der große Bär – Den kaempestore björn (Schweden 2011)
R: Ebsen Toft Jacobsen
B: Jannik Tai Mosholt, Esben Toft Jacobsen
S: Elin Pröjts, marion Tour
M: Nicklas Schmidt
P: Peter Lindblad
Sprecher: Markus Rygaard, Alberte Blichfeldt, Elith Nykaer, Flemming Quist Möller
73 Min.

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Pamphlet im besten Sinne

Nächster Artikel

Geniale Fingerübung

Weitere Artikel der Kategorie »Film«

Erregungen, Kampagnen, Polemiken

Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute Durch Skandalfilme von Stefan Volk fühlt sich MANFRED WIENINGER gut informiert und an die Kindheit seiner Mutter erinnert.

Tierisches Abenteuer mit viel Herz

Film │Im Kino: Zoomania Eine Geschichte über das Verwirklichen eines Traums, eine starke Freundschaft und die Chancen für Außenseiter in einer Gesellschaft – diese Themen greift Walt Disney in seinem neuen Animationsfilm ›Zoomania‹ auf. TOBIAS KISLING über einen warmherzigen Film, der mit viel Witz und Charme für alle Generationen ein Hingucker ist.

Aus dem Rahmen gefallen

Film | TV: Polizeiruf ›Morgengrauen‹ (BR), 24. August Liefert uns ›Morgengrauen‹ diesmal den ambitionierten Versuch, aus eingefahrenen ›Polizeiruf 110‹-Spuren auszubüxen? Oder mehr noch, man will diesen Kommissar neu erfinden? Kann ja sein. Er nennt sich diesmal nicht mehr »von«. Jedenfalls nicht durchgängig. Und es ist angekündigt, dass er sich verliebt. Meuffels? Verliebt? Von WOLF SENFF

Abdrücke der Verstorbenen

Film Spezial | JFFH 2015: Unknown Town, Japan 2015, OmeU, Donnerstag, 28. Mai, 20 Uhr Nach wenigen Minuten ›Unknown Town‹ ist sofort präsent, was der Zuschauer an einigen japanischen Filmen des Japan Filmfest Hamburg zu schätzen gelernt hat: Sie kommen unprätentiös daher, sie werfen ihn nicht zu mit Effekthascherei, sie wollen nicht verblüffen, sie seifen ihn nicht ein, sie ersticken ihn nicht mit Wohlgefühl, sympathischer Ausstrahlung etc. pp. Von WOLF SENFF

Nun habt euch mal nicht so!

Film | Im TV: TATORT – Ohnmacht, 11. Mai Die ersten sieben Minuten von ›Ohnmacht‹ sollte man sich wie oft ansehen? Sieben Mal? Genau, nur diese sieben Minuten. Sieben Mal. Tödlich. Allein die kalte U-Bahnhof-Szene sehen, meine Güte, allein die teilnahmslosen Leute, so kalt, so abgewandt, so apathisch, so Leben auf Sparflamme. Sie schauen gar nicht hin, während neben ihnen einer erbärmlich zusammengeprügelt wird; ist das die Welt, in der wir leben? Gute Frage! Ballauf, der spontan empört ist, der sich einmischt, bekommt ebenfalls aufs Maul. Von WOLF SENFF