Musik | Eleni Mandell: Let’s Fly A Kite / Emily Barker& The Red Clay Halo – Dear River
Way back and today: Eleni Mandell – coole, liebliche Songs, die TINA KAROLINA STAUNER manchmal an die späten 50s, frühen 60s oder noch frühere Zeit erinnern.
Eleni Mandell hat die derzeitige Band von Nick Lowe zu ihrer Backing Band für ihr Album ›Let’s Fly A Kite‹ gemacht. Die Nick Lowe Band ist erstklassig. Mandells Entscheidungen und ihr Agieren sind also schon sehr cool und klingen auch sehr souverän. Und es sind dabei auch einige sehr perfekte Songs entstanden. Aber der natürliche Charme von Mandell ist manchmal zu wenig zu spüren bei dem, was nun als facettenreich und opulent bezeichnet wirkt und von der Songwriterin selbstbewusst eingesetzt wird.
Die Kalifornierin bringt seit den späten 1990er Jahren mit unterschiedlichen Musikern Platten heraus mit Folk und Country Songs, die auch mehr oder weniger dem Pop nah sind. Auf ›Let’s Fly A Kite‹ zeigt sie bei ihrer musikalischen Arbeit ein ausgesucht breiteres Spektrum an Stilmitteln. Die Nick Lowe Band trägt mit einem immer auch etwas an die 50s/60s erinnernden Sound ein gutes Maß dazu bei. Neil Brockbank und Robert Treffern haben produziert. Wesentliche Musiker sind Geraint Watkins an Keyboards , Matt Radford am Bass, Martin Winning an Saxofon und Klarinette, Robert Trehern am Schlagzeug und Greg Tawnson an der Gitarre.
Die Schönheit von Mandells Songs wird beispielsweise bei Songs wie ›Little Joy‹, ›Anyone Like You‹ oder ›Cool Water‹ besonders zur Geltung gebracht. »…Let’s take a ship /Jumping waves like a couple of dare devils hop and skip / Under the moon and under the stars / Like dreamers do that’s what we are«, endet ›Let’s Fly A Kite‹ mit Lyrics des Stücks ›Like Dreamers Do‹. Das ist eigentlich alles fast wie eine Erinnerung an die späten 50s und frühen 60s oder noch früher, was Eleni Mandell da gerade tut. Halt einfach wirklich sehr hübsch.
Reisen, Exil, Heimat, Selbstfindung – Emily Barker
Sattes Songwriting bietet die junge Songwriterin Emily Barker& The Red Clay Halo. Ihre CD „Dear River“ handelt thematisch schwerpunktmäßig vom Unterwegssein. Barker’s zumeist rhythmisch gitarrenbetonte Mid- bis Uptempo-Stücke werden ergänzt durch manch gefühlvolle Ballade. Ihre Folk und Countrystücke sind beste Überzeugungs- und Vorzeigearbeit des Genrespektrums.
Reisen und Emigration sind relevante Themen für Emily Barker’s Geschichten. Sie handeln von selbst Erlebtem und auch von Recherchiertem. Die Australierin Barker – Holländische Vorfahren hatten sch einst nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Australien eine Existenz aufgebaut – lebte einige Zeit in England und travelte in Europa und Südamerika, bevor sie über ihr längeres Umherreisen wieder nach Australien zog. ›Dear River‹ bezieht sich mit seinem Konzept auch auf den australischen Blackwood River, dessen Existenz und Nähe zeitweilig auf Bakers Leben eine prägende Wirkung hatte. Zur gedanklichen Auseinandersetzung mit Reisen gehört für die Musikerin auch das, was Heimat bedeutet, nicht nur Exil und das Gefühl des Entwurzelt seins. Insgesamt ist das Ganze natürlich eine Beschäftigung mit Selbstfindung. Inspiration für das Album kam dann noch von der Musikerin PJ Harvey und speziell deren ›Let England Shake‹.
Nach eigenständig produzierten Alben ist Barker jetzt in Zusammenarbeit mit einem Label und hat mit dem Produzenten Calum Malcolm und ihrer Band einen entscheidenen Schritt in der musikalischen Weiterentwicklung vollzogen. Und in Kollaboration mit Frank Turner ist sie gelegentlich im Duett in klassischer Tradition.
›Dear River‹ ist Insgesamt eine kraftvolle, reichhaltige kleine Scheibe.
Titelangaben
Eleni Mandell: Let’s Fly A Kite
Emily Barker& The Red Clay Halo – Dear River