Kinderbuch | Stephanie Schneider: Elefanten im Haus
Neue Nachbarn? Das kann in einem Mietshaus spannend werden. »Ob sie wohl Kinder haben?«, überlegt Fine. Und erlebt eine riesengroße Überraschung! Von ANDREA WANNER
Der Titel verrät es schon: Elefanten im Haus. Für Fine dauert es ein bisschen länger, bis sie hinter das Geheimnis der neuen Nachbarn kommt. Zunächst hört sie es nebenan trampeln, rascheln und quietschen. Um möglichst viel von dem mitzubekommen, was da auf der anderen Seite der Wand vor sich geht, klettert sie sogar auf die Kommode im Flur und presst ein Ohr an die Mauer. Rätselhaft. Fines Vater, der wie immer über seinen Büchern sitzt, interessiert das nicht. Und so verkündet Fine kurzerhand dem »Paparücken«: »Ich geh mal raus«, und untersucht die Sache genauer.
Der Rest der Mitbewohner ist bereits besser informiert. Frau Wiese von ganz unten, Lisa Prull die Klavierlehrerin und der alte Kösel geben ihr Wissen gleich empört an Fine weiter. Ja, es handelt sich tatsächlich um Elefanten und die älteren Herrschaften sind alles andere als begeistert. Nur Fine wittert ihre Chance. Wenn das tatsächlich Elefanten sind, haben die vielleicht auch Kinder, mit denen man spielen kann. Und sie macht sich auf, die neu Zugezogenen zu begrüßen.
»Willkommenskultur« nennt man das, wenn man Migranten offen und ohne Diskriminierung begegnet. Sich auf Fremdes einzulassen, fällt den meisten dann aber doch schwer. Elefanten in einem ehrenwerten Mietshaus? »Ich glaube, die passen nicht zu uns«, bringt es Herr Kösel auf den Punkt, noch ohne einen Blick auf die neuen Mieter geworfen zu haben. Vorurteile verstellen den Blick auf Möglichkeiten. Nur Fine dreht den Spieß um. »Was müssen das für Räume sein, wo die großen Elefanten zur Miete wohnen, ohne sich zu stoßen«, singt sie vergnügt vor sich und wagt sich zu den Elefanten in die Wohnung. Und da ist tatsächlich alles ein bisschen anders, aber es gibt zwei Elefantenkinder, Bo und Kim, und die spielen auch gerne Fußball.
Stephanie Schneiders Geschichte ist eine raffinierte Gratwanderung zwischen ganz realen Alltagssituationen und einer Fantasiewelt, in der die Elefanten auf zwei Beinen gehen und sich gar nicht viel anders verwalten als Menschen. Nur vielleicht eine Spur gastfreundlicher und offener. Die Bilder, die Astrid Henn dazu gemalt hat, nehmen das Haus und seine Bewohner aus immer neuen Perspektiven wahr. Türen markieren Innen und Außen, »Grenzübertritte« über Schwellen sind wichtig.
Witzige Details, wie die Schürze mit Elefantenmuster, die die Elefantentante trägt, oder das begeisterte Spiel der Elefantenkinder mit Fines Meerschweinchen sorgen für eine fröhliche Grundstimmung, in der dann die Integration der Elefanten in die Hausgemeinschaft gelingen kann, auch wenn darüber nicht jeder begeistert ist. Fines Papa schlägt ein spontanes gemeinsames Kaffeetrinken der Erwachsenen vor. Das ist doch schon ein erster Schritt: Sich gegenseitig wahrnehmen und kennenlernen. Fine, Bo und Kim brauchen das nicht mehr: die drei sind längst Freunde!
Titelangaben
Stephanie Schneider: Elefanten im Haus
Mit Bildern von Astrid Henn
Ravensburg: Ravensburger Buchverlag 2015
32 Seiten, 12,99 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
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