Comic | Kim Schmidt: Local Heroes #16. Schweinegeil
Von der erfolgreichen Cartoon-Serie ›Local Heroes‹ gibt es jetzt ein »Erotik Spezial«, das auch das Interesse des Versenders Orion geweckt hat. ANDREAS ALT hat reingeschaut.
Mit den Vorderklauen steht die Sau auf einer im Wind flatternden Zeitung. Sie wirft erst einen Blick in die Kontaktanzeigen, dann auf den forschen Windschwein-Keiler, der sich vor ihr lustvoll in die Weide eingebuddelt hat. »Äh… Sie sind der ›Naturbursche mit Niveau‹?«, fragt das Hausschwein irritiert. Der Keiler grinst herausfordernd: »Ja, und ich sag’s lieber gleich: Ich mag’s gern schmutzig!«
Solche Zweideutigkeiten, mitunter nahe am Zotigen, aber stets fest verortet in einer Szenerie norddeutscher Landwirtschaft, sind typisch für den Humor, den Kim Schmidt in seiner Serie ›Local Heroes‹ bedient. Im Mittelpunkt stehen immer wortkarge schleswig-holsteinische Bauern, ausgestattet mit ziemlich trockenem Humor, und ihre etwas zum Übermut neigenden Nutz- und Haustiere – damit wird wohl die Region Prägendes eingefangen.
So etwas ist eher geeignet für Leute, die gern über nicht allzu anspruchsvolle Scherze schmunzeln, als für Liebhaber des gepflegten Herrenwitzes. Trotzdem hat er jetzt einen Schwung solcher Gags zusammengetragen und das Etikett »Erotik Spezial« draufgeklebt. Das Besondere: Versehen mit rotlichtfarbenem Umschlag und ausgestanztem Schlüsselloch, das den Blick auf eine gestrapste Schweinedame freigibt, ist der Band im Shop des Versenders Orion bestellbar.
Das »Erotik Spezial« war für Schmidt lange Zeit eine Art Ausrede. Fans der ›Local Heroes‹ müssen ihn regelmäßig gelöchert haben, was er als Nächstes machen werde, worauf er dann stets antwortete: »Mein nächstes Projekt wird ein Local Heroes Erotik Spezial.« Während er noch damit beschäftigt war, die lästigen Frager abzuwimmeln, fand er schließlich tatsächlich Gefallen an diesem Projekt. Der Reiz lag für ihn wohl nicht darin, mal eine andere Art von Humor auszuprobieren, sondern er verknüpfte es mit dem Plan, seine Idee dem Versender Orion schmackhaft zu machen, dessen Firmensitz sich quasi in seiner Nachbarschaft, in Flensburg, befindet. Orion betreibt in Deutschland und den Nachbarstaaten zudem 140 Läden.
Unkomplizierter Deal auf dem kurzen Dienstweg
»Erstaunlicherweise bekam ich ziemlich kurzfristig einen Termin«, erzählt der Cartoonist, »und habe mein Projekt vorstellen können. Der Geschäftsführer meinte: Alles super und so, wir machen das! Der kannte meine Comics und fand die einfach gut.« Schmidt bestand jedoch darauf, die bewährte Machart und Atmosphäre seiner Cartoons beizubehalten und den Band wie bisher in seinem eigenen Verlag Flying Kiwi herauszubringen. Orion nahm den Titel in sein Sortiment auf und steuerte eine Werbekampagne inklusive Internetauftritt bei. »Das war so der Deal. Alles recht unkompliziert und auf dem kurzen Dienstweg«, sagt der Zeichner.Der 50-jährige freiberufliche Grafiker produziert seit 1983 hauptsächlich Comics und Karikaturen für norddeutsche Zeitungen wie das Flensburger Tageblatt und für Zeitschriften und fertigt Buchillustrationen (›Drei ??? Kids‹). Von der Cartoonserie ›Local Heroes‹ gibt es inzwischen 16 Bände plus ein paar Sonderausgaben in plattdeutscher und dänischer Übersetzung sowie zum Heavy-Metal-Festival in Wacken.
Obwohl seine Arbeiten durch Comicverlage wie Carlsen, Achterbahn und Tokyopop im gesamten deutschsprachigen Raum verbreitet sind, ist ihm der überregionale Durchbruch wie der des auch nicht weit entfernt lebenden Kollegen Rötger »Brösel« Feldmann (›Werner‹) bisher versagt geblieben. Der »Deal« könnte helfen, Kim Schmidt auch im südlichen deutschen Sprachraum bekannter zu machen. Ob jetzt allerdings Orion-Kunden in Massen zum Kim-Schmidt-Fanclub überlaufen, muss zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden.
Titelangaben
Kim Schmidt: Local Heroes #16. Schweinegeil
Dollerup: Flying Kiwi Verlag 2015
60 Seiten, 9,90 Euro
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