Jugendbuch | Jenny Valentine: Durchs Feuer
Mit einem großen Feuer nimmt Iris Abschied von ihrem Vater Ernest. Ein Leben lang wurde sie um ihn betrogen. Als die beiden sich endlich wiedersehen, liegt er im Sterben und es bleibt nur wenig Zeit für die Wahrheit, die so ganz anders aussieht als erwartet. Von ANDREA WANNER
Iris ist eine Pyromanin – und wer ihr Leben mit der eitlen, selbstsüchtigen Mutter Hannah, und ihrem Möchtegernstar als Mann an der Seite anschaut, versteht schnell, dass die Flammen Wärme produzieren, an der es Iris im Leben sonst mangelt. Eine einzige Person gibt es, die ihr wirklich nahesteht: Thurston.
Und dann ändert sich alles. Iris legt ein Feuer in der Schule, die Familie ist pleite und es gibt nur eine Lösung: den Umzug nach England, wo Iris reicher Vater lebt, der Frau und Tochter vor Jahren schmählich im Stich ließ – so zumindest die Version der Mutter.
Die Heimkehr nach Europa verläuft in jeder Hinsicht anders, als Iris das erwartet hat. Selbst noch ganz verstört von einem Streit, den sie mit Thurston hatte und der es verhindert hat, dass sie sich von ihm verabschieden konnte, muss sie erkennen, dass ihr Vater nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Noch gibt es eine kurze Zeitspanne, um ihn kennenzulernen. Und Iris will sie nutzen.
Jenny Valentine hat eine spannende Geschichte mit einigen Überraschungsmomenten zusammengebastelt. Sprachlich versiert und mit ungewöhnlichen Bildern und Vergleichen – einfühlsam übersetzt von Klaus Fritz – macht das Lesen Vergnügen. Auch ihre Heldin entwirft sie als trotzige junge Frau, die ihren Platz im Leben sucht, dabei ausprobiert und Fehler macht. Weniger glaubhaft sind die übrigen Figuren der Story: die schöne, habgierige und eiskalte Mutter; der betrogene, leidende Vater und vor allem der schillernde, lebenskluge und immer für eine Überraschung gute Thurston, ein Junge, der eher dem Reich der Märchen zu entstammen scheint. Sie alle sind platte Abziehbilder ohne Fleisch und Blut. Man kann darüber hinweglesen, dann die Story hat es in sich. Schließlich geht es um Geld, viel Geld. Iris und Thurston ist Geld egal. Sie spielen Gedankenspiele, was sie mit viel Geld täten. Hannah und ihr Mann Lowell Baxter gieren nach Geld. Und es gibt kaum etwas, das sie nicht dafür täten.
215 Seiten dauert die Jagd danach. Leserinnen erfahren eine Menge über Kunst – Ernest hat sie in großem Stil gesammelt, über die unterschiedlichen Arten von Feuer und Flammen – Iris beherrscht sie alle, über Lügen und Intrigen – Hannah ist eine Meisterin in diesem Fach und werden am Ende ebenso verblüfft wie hoffentlich auch versöhnt sein: Jenny Valentine krönt die Aschenputtelgeschichte mit einem rosigen Happy End.
Titelangaben
Jenny Valentine: Durchs Feuer
(Fire Colour One, 2015) Aus dem Englischen von Klaus Fritz
München: dtv Reihe Hanser 2016
220 Seiten, 14,95 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren
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