FOLKDAYS…Shannon Wright – ambivaletes Lebensgefühl im Musikerinnen-Dasein

Musik | Shannon Wright: Division

Shannon Wright kann als Sängerin und Instrumentalistin ebenso feinsinnig wie wuchtig agieren. Ihre bisherigen Alben sind bei einem Label in Bordeaux veröffentlicht. Eine Stadt, die eigentlich einladend französisches Flair hat, aber auch irgendwie unnahbar wirken kann. Bordeaux ist wirklich eine Stadt, die zur Musik von Wright passt. Von TINA KAROLINA STAUNER

Wright Division Beide, die Stadt und die Musikerin scheinen nicht ohne warm Mediterranes zu sein, haben aber auch etwas Schroffes an sich. Die Wildnis der Wälder und Felsen des Atlantikgebiets und der gefahrenträchtige Atlantik sind in der Nähe des musikalischen Heimat-Labels. Manche französischen Landschaften können mehrere Schauseiten und Erscheinungsbilder haben wie eben auch diese Musikkünstlerin.

Shannon Wright ist eine Amerikanerin, die aus Atlanta kommt. Und sich aufhielt in Städten wie Jacksonville, New York und Chicago. Nachdem sie sich eigentlich schon aus der Musikbranche zurückgezogen hatte, tat sie sich mit der klassischen Pianistin Katia Labèque zusammen. Und nun gibt es das Album ›Division‹. Das düstere und ungeschliffene des Sounds der Songs dieser Scheibe verbindet sie auch mit männlichen Machern in der Szene wie Yann Tiersen, Nick Cave und Steve Albini, mit denen sie zusammenarbeitete.

Obwohl oft in namhaftem Kontext, kennt Shannon Wright doch nicht jeder. Sie ist viel zu spröde und widerspenstig für den Mainstreamgeschmack. Fein eingestreute Pianoparts, die der klassischen Musik nah sind, wechseln bei ihr zu rauen Gitarrenklängen und Schlagzeugtracks, bei denen man an die Band Shellac erinnert wird. Die Songwriterin Wright ist Multiinstrumentalistin und spielt Klavier, Keyboards und Schlagzeug und hat eine betörende Gesangsstimme. Begleitet wird sie von den Musikern Raphaël Séguinier und David Chalmin an Keyboards, Schlagzeug und Viola Da Gamba. Die das Feeling der Songs unterstützen.

Die Musikerin zeigt sich als zwielichtige Träumerin genauso wie als schonungslose Realistin. Das Ambivalente scheint ihr sehr zu liegen und macht ihre Lieder manchmal charmant und manchmal verschreckend. Diese Frau klingt brachial, stürmisch, exzessiv und dann wieder fragil, grazil, zart. Ihre merkwürdige Zwiespältigkeit ist ihre große Stärke. Sie ist in unmittelbarer Nachbarschaft zu Label-Mates Elias Dris und Flip Grater, die ich schon früher erwähnte. Von den drei Folk-Frauen ist Shannen Wright am weitesten auch in der härteren Rockmusik. Die sie sich nicht zuletzt über Steve Albini angeeignet hat, der auch die in Süddeutschland lebende Frauenband Candelilla produzierte. Ihr markantes Profil lässt Wright ausgeprägt als Gitarristin erkennen. Im Sound, der mal apart trocken, mal sacht versonnen, mal geheimnisvoll zauberisch wirkt.

| TINA KAROLINA STAUNER

Titelangaben
Shannon Wright:›Division‹
(Vicious Circle Records, 2017)
https://www.shannonwrightmusic.com/
Tina Karolina Stauner, 2018

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Waldgesänge

Nächster Artikel

Weitere Aufklärung notwendig

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Free Jazz & Free Space & Impro

Musik | Free Jazz & Free Space & Impro Mit Isabel Sörling Farvel, Shoot The Moon und Hanna Paulsberg Concept sind drei neue Jazz-Formationen am Start, die von Frauen bestimmt werden. TINA KAROLINA STAUNER hat ihren Debütalben gelauscht.

Folkdays aren’t over…

Musik | Dori Freeman: Dori Freeman Country  Music mit Dori Freeman: »Fine, Fine, Fine«? Bringt mich zumindest zu diskursiven Anmerkungen zum Thema Country. Und da sind auch die Country-Rednecks und die Country-Outlaws… Freeman wer? Die mit American Roots Music, also Bluegrass, Folk, Blues, Rhythm and Blues, Rockabilly und  Old Country, in der Crooked Road-Region der Blue Ridge Mountains of Appalachia aufgewachsene Dori Freeman taucht nun offenbar auch in der Metropole New York auf, was die Studioarbeit ihres Debuts zeigt. Innerhalb von nur drei Tagen haben Teddy Thompson und Dori Freeman mit einigen Musikern alle Songs für eine CD eingespielt und

In Search Of Captain Starlight: An Interview With Woolfy vs. Projections.

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world Woolfy vs. Projections create strange, ethereal music composed of the type of sounds that would be a treat for any set of ears. Over the last few years the duo of Simon James and Dan Hastie have released a string of rich, emotional house music tracks which are so sun-kissed they positively glow. Their brand-new album ›Stations‹ hits the shops on the 21st August via esteemed slo-mo disco purveyors ›Permanent Vacation‹ and sees the band reach a creative peak. By JOHN BITTLES

Themes For The Naysayer. An Interview!

Bittles‘ Magazine | Interview With the album Uplifting Themes For The Naysayer Walrus Ghost has created one of the most beautiful and beguiling pieces of music I have heard in years. Here gorgeous ambience melds seamlessly with post-rock dynamics to create a wonderfully sumptuous aural landscape that relentlessly draws the listener into a surreal world. By JOHN BITTLES

Glass Piano and discreet Desires: October new Albums Reviews

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world After a short break to have my highlights done, the world’s best music column written by me makes a welcome return this week with a look at some of October’s top album releases. We have great new LPs by the likes of Julia Holter, King Midas Sound, Helena Hauff, Wolfgang Flür, Ghost Box, Visionist, Bruce Brubaker, Grant and more. By JOHN BITTLES