Dem Hai zum Fraß vorgeworfen …

Film | Im Kino: The Meg

Als ein Forschungs-U-Boot angegriffen wird, ist klar: In den Tiefen des Pazifischen Ozeans lauert etwas Großes. Die Zeit für die Crew wird knapp. Manövrierunfähig liegt ihr Hightech – Wasserfahrzeug am Meeresgrund. Ein Fall für einen Tauch- und Bergungsexperten! Doch was dort in der Tiefe passiert, bleibt in der Tiefe! Oder? ANNA NOAH ist gespannt, wie sich die Menschheit diesmal vor der Verderbnis rettet.

Das Erwachen

The Meg Poster›The Meg‹ beginnt 200 Meilen vor der Küste Chinas in der Nähe einer Untersee-Forschungsstation. Der Vorstoß eines U-Bootes in noch nie erforschte Tiefen des Ozeans lockt ein übellauniges Ungeheuer hervor. Nach einer kurzen Attacke treibt das U-Boot manövrierunfähig dahin. Jonas Taylor (Jason Statham) wird benötigt, weil nur er es bereits schaffte, eine Crew aus einer solch extremen Tiefe zu bergen.

Taylor schlägt den Auftrag zuerst natürlich aus. Zu gut kennt er die Gefahren des Ozeans. Zumal er sich sicher ist, bei seiner letzten Mission unschöne Bekanntschaft mit einem Riesenhai gemacht zu haben. Lange hielt man ihn für ausgestorben: den Megalodon, seines Zeichens urzeitlicher Riesenhai. Er ist um ein Vielfaches größer und gemeiner als der berüchtigte »Weiße Hai«.

Megalodon
Der Titel des Films »Meg« ist eine Abkürzung des Namens für den ausgestorbenen Urzeit-Hai »Megalodon«. Diese prähistorische Art soll vor 2,6 Millionen Jahren gelebt haben. Heute sind nur noch die 18 cm langen Zähne des bis zu 20 Meter großen Fisches im Naturhistorischen Museum Wien erhalten.

Nur widerwillig schließt sich Taylor der Expedition um Dr. Zhang (Winston Chao) und dessen Team an, zu dem auch Tochter Suyin (Bingbing Li) gehört. Sie wollen die gefährliche Tauchfahrt wagen. Doch der Megalodon hat sie bereits im Visier.
Taylor muss seine Angst vor dem Mega-Hai überwinden, und dabei sein eigenes Leben riskieren, um das der Tiefseetaucher zu retten. Um das zu schaffen, nimmt er die Herausforderung an und stellt sich dem MEG in den Weg!

Meiying und der Meg

Wenn man zum hundertsten Mal die »Monsterhai-gegen-Mensch-Nummer« erzählt, ist eine Sache besonders wichtig: brauchbare Charaktere – und kein Fischfutter! Schließlich wollen die Zuschauer mitfiebern! Das gelingt hier leider nur zum Teil, insbesondere aber durch Suyins achtjährige Tochter Meiying, die Taylor nur mit »Crazy« anspricht – weil ihn sowieso alle hinter seinem Rücken so nennen.

Die Rolle des Kindes erfüllt mehrere Aufgaben. Zum einen werden die Forscher dadurch menschlicher – denn Suyin ist nicht nur Meeresbiologin, sie ist auch Mutter. Das gibt automatisch etwas Tiefe. Egal, wie viele Menschen der Riesenhai auf seinem Fischgewissen hat, es sollte doch bitte nicht dieses Kind sein. Bei aller Tierliebe würde der Gerechtigkeitssinn der Zuschauer dadurch doch arg strapaziert! Und nicht nur das: Meiying gegenüber wirkt der Hai natürlich aufgrund seiner Größe besonders bedrohlich. Chapeau!

Weiterhin klingt über die gesamte Spielzeit noch ein typisch menschlicher Aspekt mit: Es gibt einen Geldgeber, der stets vorrechnet, was die Station kostet – und auf der Frage beharrt, wann es endlich vermarktbare Ergebnisse gebe. Durch seine Profitgier bringt er im Verlauf des Films nicht nur sich selbst in Gefahr.

Schwachstellen

Alles in allem kreiert ›The Meg‹ weniger Horror, ersetzt diesen stattdessen durch intensive Action-Szenen. Neben ein paar wirklich guten Überraschungseffekten bleibt der Film äußerst vorhersehbar.

Erneut versucht man, das Horrorgenre mit Comedy zu mixen. Und wieder einmal ist es unangenehm, wenn Spannung aufgebaut wird, die dann in einem oder zwei dummen Sprüchen endet. Man merkt, dass die Spätsommer-Blockbuster-Saison vor der Tür steht und Hollywood krampfhaft versucht, einen Big-Budget-Hit zu landen.

Überraschenderweise könnte das in diesem Falle sogar funktionieren. Denn die gesamte Welt scheint den bizarr-schrecklichen Meg nur anhand der veröffentlichten Trailer bereits vor Kinostart zu feiern.
»Flossen hoch, wen dieses Spektakel an den ›Weißen Hai‹ erinnert!« – Okay, diese Anzahl bleibt überschaubar.

| ANNA NOAH

Titelangaben
The Meg
Regie: Jon Turteltaub
Drehbuch: Dean Georgaris & Jon Hoeber & Erich Hoeber
Darsteller/Cast:
Jason Stratham: Jonas Taylor
Bingbing Li: Suyin
Winston Chao: Zhang
Shuya Sophia Cai: Meiying
u.v.a.
Kamera: Tom Stern
Musik: Harry Gregson-Williams

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

HEAT WAVE – Chill-Out-Area mit Songs, Books, Drinks

Nächster Artikel

Zwiespältig

Weitere Artikel der Kategorie »Film«

Rufschädigend

Film | Im TV: ›TATORT‹ – Der Irre Iwan (MDR), Neujahrstag, 20.15 Uhr »Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?« – »Dreiundsechzig, nein, entschuldigen Sie, zweiundsechzig. Ich hatte Frau Kleinert noch mitgezählt!« Korrekt gezählt ist unverzichtbar, und Sie merken schon, dieser Film will witzig sein, das könnte ja ein wertvoller Vorsatz sein, und kühler Witz, klug gehandhabt, kann jeden ›TATORT‹ bekömmlich würzen. Von WOLF SENFF

Sie wollen doch nur spielen…

Film | Neu im Kino: Spieltrieb Am 10. Oktober läuft die mit Spannung erwartete Verfilmung von Spieltrieb in den Kinos an. Juli Zehs Roman um zwei Jugendliche im Strudel von Liebe, Begierde und Manipulation machte 2004 Furore. Nun ist Regisseur Gregor Schnitzler (Resturlaub, Soloalbum) eine eindrückliche Umsetzung des Bestsellers gelungen – vor allem dank seiner beiden jungen Hauptdarsteller. Von VOJKO HOCHSTÄTTER

Süßes oder Saures?

Film | Im Kino: Das Haus der geheimnisvollen Uhren Ein Waisenjunge muss zu seinem nie vorher gesehenen Onkel in eine andere Stadt ziehen. Der Verwandte wirkt auf ihn äußerst gruselig. Bald stellt der Junge fest, dass das Haus anders ist, als normale Häuser. »Hier gibt es noch echte Magie«, formuliert der Onkel treffend und weist den Kleinen nach und nach in die Kunst der Hexerei ein. ANNA NOAH fragt sich: Was wird noch alles ans Tageslicht kommen?

Verfluchte Liebe: Kino, Film

Comic | Charles Berberian: Cinerama / Blutch: Ein letztes Wort zum Kino Comicschaffende und das Medium Film – im Reprodukt Verlag erschienen jüngst zwei Bände, deren Urheber jeweils ureigene Blicke auf das Kino werfen: Charles Berberians ›Cinerama‹ und Blutchs ›Ein Letztes Wort Zum Kino‹. CHRISTIAN NEUBERT hat sich das Comic gewordene Double Feature vorgenommen.