Jugendbuch | Pia Herzog: Ihr mich auch
Zwei schwierige Mädchen treffen unter äußerst ungünstigen Umständen aufeinander. Das kann nicht gut gehen. Von ANDREA WANNER
Der Titel des Buches ist eindeutig das Motto von Lu. Ihre pinkfarbenen Haare (mit geklautem Färbemittel aus dem Drogeriemarkt) sind vermutlich noch das Netteste an ihr. Alles geht ihr auf den Nerv, ihre Mutter, die Schule, eben alles. Ein bisschen hilft das Boxtraining, um die ungeheure Wut loszuwerden. Immerhin gibt es Rhys, Lus unsichtbaren Freund. Aber dadurch, dass er unsichtbar ist, ist er nur bedingt eine Hilfe.
Viola geht es auch nicht gut. Aber sie hat schließlich auch bei einem Unfall ihre Mutter verloren. Und einen Arm. Und ein Auge. Da kann man schwerlich gut drauf sein. Ausgerechnet dort hat Lus Mutter ein Vorstellungsgespräch, bekommt die Stelle – und die beiden Mädchen begegnen sich. Es ist Abneigung vom ersten Moment an. Und es wird alles noch schlimmer, als sie gemeinsam die Ferien auf Mallorca verbringen müssen.
Pia Herzog geht nicht zimperlich mit den Leserinnen um. Es geht zur Sache, verbal wie körperlich. Einander zu verletzen wird zur Herausforderung, zum Wettkampf, den jede von beiden gewinnen will. Kein Klischee wird dabei ausgelassen, moralische Werte über Bord geworfen, hier dürfen sich zwei wildgewordene Mädels austoben – und die Leserinnen ihren Spaß daran haben.
Ob das wirklich die Lektüre ist, auf die man sich einlassen mag, hängt vom persönlichen Geschmack ab. Letztlich ist es eine Situation, bei der man sich beim Lesen fragt, ob den mal wieder alle Erwachsenen, die Verantwortung übernehmen könnten, abhandengekommen sind. Lu und Viola bräuchten beide dringend professionelle Hilfe – und nicht nur die Tipps von unsichtbaren Freunden.
Ein bisschen liest sich das Ganze wie ein Drehbuch zu einem Film. Viele Situationen sind so angelegt, dass man Orte und Personen direkt vor sich sieht. An ein bisschen Humor mangelt es auch nicht, kleine Momente von Comic Relief tun zwischendurch gut, schließlich ist die Situation trotz Traumkulisse mit Sonne und Meer doch ziemlich bedrückend. Schließlich durfte Rhys, der unsichtbare Freund, ja auch nicht mit in den Urlaub. Warum er dann doch auftaucht und was sein Auftreten bewirkt, gehört schon eher zu den abgefahrenen Szenen.
Und spätestens an dieser Stelle solle man sich fragen, was das Ganze eigentlich soll. Und eigentlich ist es genau die Sorte Buch, die kein Mensch braucht. Aber das ist wie gesagt Geschmacksache.
Titelangaben
Pia Herzog: Ihr mich auch
Grevenbroich: Südpol 2019
200 Seiten, 14,90 Euro
Jugendbuch ab 13 Jahren
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