Mit dem Album Skydive beweisen Drake Stone, dass Classic Rock nach wie vor funktioniert und verdammt kompatibel ist! MARC HOINKIS unterhält sich mit Mike Schlee über die neue Scheibe.
Hallo Mike! Cool, dass du Zeit für ein Gespräch hast. Ihr seid ja schon ein paar Jahre unterwegs. Konntet ihr eigentlich während der Corona-Zeit proben?
Ja, wir konnten uns zwischendurch sehen. Zurzeit proben wir zwar nicht regelmäßig, aber ab und zu können wir uns trotzdem treffen.
Hat die aktuelle Lage denn einen Effekt auf die Band gehabt?
Es sind viele Gigs weggebrochen, das ist das hauptsächliche Ding … Wir konzentrieren uns momentan auf das digitale Release-Paket und unsere Online-Präsenz, da es zurzeit schwierig ist, überhaupt irgendwo zu spielen. Wir wollen aber zu unseren nächsten Gigs dann schon CDs dabei haben!
Ich freu mich drauf! Konntet ihr denn überhaupt »normal« an dem Album arbeiten?
Das Album war eigentlich schon ziemlich fertig, als der harte Lockdown kam. Vieles davon ist bei mir zu Hause im Homestudio entstanden. Jetzt ist etwas Zeit vergangen, bis es gemixt und gemastert war, weil wir an einigen Stellen noch einmal ran mussten. Auf die Produktion des Albums hat Corona gar nicht so viel Einfluss gehabt, weil wir uns auch schon vorher oft Sachen online geschickt haben.
Die Drums haben wir im Studio alle zusammen live aufgenommen, damit das Fundament steht, davon ist auch sehr viel so geblieben. Die Basis des Albums besteht also schon zum Hauptteil aus Live-Einspielungen als Band, aber die Overdubs kamen dann später aus verschiedenen Lagern. Die Vocals sind eigentlich alle im Studio aufgenommen worden, die Gitarren und teilweise Bassspuren habe ich zum größten Teil bei mir zu Hause aufgenommen. Die Keys hat der Matze auch größtenteils zu Hause eingespielt. Am Ende haben wir dann alles zusammengetragen.
Du warst ja etwas umfangreicher in die Produktion involviert, richtig?
Ich habe hauptsächlich die Koordination übernommen und hatte sozusagen den Gesamtüberblick. Wir haben unheimlich viele Spuren hin und her geschickt, manchmal mussten wir Alternativen aufnehmen und da kann man leicht die Orientierung verlieren. Ich war eigentlich bei jeder Studiosession dabei und habe auch viel an der letztendlichen Produktion teilgenommen.
Und die fertigen Tracks kamen dann zu Soundation?
Genau, ich hab das dann mit dem Thomas zusammengetragen, das waren ja ein Haufen Spuren und hier und da gab es auch technische Probleme, mit denen wir etwas kämpfen mussten. Das war manchmal echt eine Herausforderung, einige Spuren sind verloren gegangen oder verschoben worden … Das war schon ein langwieriger Prozess.
Das glaube ich gerne. Habt ihr eine bewährte Herangehensweise an ein Album?
Da gibt es keine richtige Formel… Der Kern der Band, also Dominik, Matthias und Ich, tauschen ständig Ideen aus. Dann kommt einer mit einem Einfall und sagt: Hier, mach mal was daraus! Wenn mir was einfällt, dann versuche ich oft schon so zu arrangieren, wie es in der Band klingen könnte. Manchmal habe ich auch schon Gesangsmelodien oder Drums im Kopf. So kann jeder seine Stärken ausspielen. Matze geht als Keyboarder an Sachen ganz anders heran, wie ich als Gitarrist. Das hört man auch auf dem Album: Beim Song Cure kommt nach dem zweiten Vers ein Synth-Streicher-Part, wo dann die Gitarre wieder mit einsetzt. Da habe ich gesagt, dass wir einen Twist brauchen, irgendein neues Element. Der Matze experimentiert gerne mit ungewöhnlichen Akkordverbindungen, ich habe noch eine Melodie mit der Gitarre darüber gelegt und so ist das entstanden. Das ist so etwas, wo diese Verschmelzung stattfindet.
Das Album ist insgesamt sehr durchwachsen, trotzdem scheint ihr alles als ein großes Ganzes aufgenommen zu haben. Steckt ein Konzept dahinter?
Die Songs hintereinander gereiht ergeben kein Konzeptalbum, aber die Übergänge dazwischen gehen schon eher in diese Richtung. Das kam so: Wir haben angefangen, live die Songs mit einander zu verknüpfen und wir haben gemerkt, dass das zu diesem Zeitpunkt wenige Bands gemacht haben und sowohl uns als auch dem Publikum hat das gefallen. Deswegen haben wir uns überlegt, ob wir das so auch auf dem Album verwirklichen können, weil Matze immer mehr Ideen in diese Richtung hatte. Erst wollten wir das an ein paar ausgewählten Stellen einsetzen, aber letztendlich zieht sich das wie ein roter Faden durch das ganze Album. Konzeptalbum würde ich das trotzdem nicht nennen, aber diese Übergänge bilden schon einen Rahmen.
Ein paar Songs waren ja auch schon etwas älter, oder?
Genau, es ist nicht alles in der selben Zeit entstanden, einige Sachen sind von früher, die haben wir aufgefrischt. Einige Songs wie Love and Haze oder Beauty Queen haben wir neu aufgenommen. Bei Inception und Cure sind wir ein bisschen mehr in die Experimentierphase gegangen und wollten aus diesen klassischen Verse-Chorus Strukturen ausbrechen und was anderes ausprobieren, einfach mal gucken, was passiert. Das Intro ist ja auch sehr lang instrumental gehalten, das ist wohl eher untypisch für Classic Rock. Vielleicht geht das schon eher Richtung Progressive Rock? Wir wollten auf vielen Ebenen etwas hinein bringen, was abseits der Norm ist. Ein paar Songs gehen eher in die Pop-Rock-Richtung, andere würde man wohl nicht dazu zählen. So kommt irgendwie ein stilistischer Mischmasch zusammen. Ich denke aber, dass das Album keine konkrete Linie verfolgt.
Trotzdem hört man in jedem Song Drake Stone! Ihr seid zu viert, den Bass hast du auch eingespielt?
Genau, ich habe Bass und Gitarre eingespielt und bei Cure das Percussion Intro.
Wie kam denn eigentlich Daniel Nölp dazu?
Ich war damals in seinem Percussion Seminar und hatte mir schon lange überlegt, dass bei Skydive in einem Part, den wir immer irgendwie anders gemacht haben, ein Percussion Solo hineinpasst, um nochmal eine andere Nuance mit hineinzugeben. An dieser Stelle war auch mal ein Drum Solo oder ein Gitarrensolo. Ich habe dann direkt an ihn gedacht und er hatte Bock.
Das hört man. Ich hoffe, man kann euch bald auch wieder live hören! Wie sieht es denn mit Gigs aus?
Corona hat ja wirklich alles platt gemacht, aber jetzt haben wir endlich wieder was: Am 19. September in Bamberg an der Erba-Spitze, das ist ein Open Air.
Sauber, ich bin dabei! Eine letzte Frage: Wem hörst du am liebsten beim Klampfen zu?
Robben Ford!
Danke für das nette Gespräch! Ciao!
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