Das Familienleben bei Thea zu Hause hat seine Routinen – und die geraten ganz schön durcheinander, als eines Tages plötzlich ein Pinguin im Garten auftaucht. Einer, der sprechen kann und dezidiert erklärt, dass er ab sofort bei den Witts wohnt. Eine witzige Idee, findet ANDREA WANNER.
Zunächst ist Thea geschockt, denn sie denkt, es handle sich bei dem Wesen auf dem Liegestuhl um ihre Mutter. Die ist es natürlich nicht, sondern Jolle, der es sich dort gemütlich gemacht hat. Das Plätzchen gefällt ihm ausgesprochen gut. Und während Thea noch immer ganz geplättet von der unerwarteten Begegnung mit einem sprechenden Seevogel ist, kommt auch schon die Mutter. Die reagiert ausgesprochen gastfreundlich, bietet dem Besucher zunächst das Arbeitszimmer des Vaters als Bleibe an und findet es dann aber auch total in Ordnung, als Jolle sich lieber für das Badezimmer mit seinen artgerechten Möglichkeiten entscheidet. Rieke, Theas pubertierende Schwester, ist weniger angetan. Und der Papa wird eigentlich vor vollendete Tatsachen gestellt: Jolle wohnt jetzt bei ihnen.
Mit knappen, lakonischen Sätzen sorgt Katja Frixe dafür, dass das Unglaubliche zum Normalen wird. Jolle antwortet ausweichend auf Fragen nach seiner Herkunft, hat so seine Vorstellungen, wie das neue Zuhause für ihn am besten passt, und setzt innerhalb kürzester Zeit das Bad komplett unter Wasser.
Das Zusammenleben braucht gewisse Regeln. Und ein Pinguin auch ein bisschen Unterhaltung. An wem bleibt das alles hängen? Natürlich an Thea. Die Mama ist viel zu engagiert – beruflich, ehrenamtlich, überhaupt. Rieke nimmt Jolle nur wahr, wenn er ihr nützlich sein kann – zum Beispiel beim Daten oder für Selfies. Und der Papa, der nur seinen Fit-mit-Witt-Job im Kopf hat und alles mit seinem Terminkalender abstimmen muss, hat nach einem begeisternden Gastauftritt des Pinguins als Fitnesscoach eine Menge Probleme. Also kümmert sich Thea – und tut das eigentlich auch gerne. Selbst wenn es Probleme mit der Polizei, dem Tierschutz und dem Jugendamt gibt: Dafür sorgt die ewig nervende Nachbarin Frau Schmittke.
Jolle erweist sich als echte Herausforderung – und als Glücksfall für eine Familie, die nur noch aus Einzelkämpfern zu bestehen scheint. Jolle spürt das – und findet es nicht gut. Aber für vieles gibt es ja eine Lösung.
Stefanie Jeschke steuert mit ihren Illustrationen einen quietschvergnügten Pinguin bei, der mal auf dem Skateboard durch die Gegend düst, sich beim Fußball unter die Spieler mischt oder im Supermarkt den Einkaufswagen voller Fisch packt. Und am Ende durch eine ganz besondere Tat überzeugt.
| ANDREA WANNER
| Abb: © Arena Verlag
Titelangaben
Katja Frixe: Jolle und ich
Der Tag, an dem ein Pinguin bei uns einzog
Mit Illustrationen von Stefanie Jeschke
Würzburg: Arena 2022
176 Seiten, 12 Euro
Kinderbuch ab 9 Jahren
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