/

Der perfekte Reisemoment

Sachbuch | Wann am besten wohin 2 ?

Die beiden Bände »Wann am besten wohin- Deutschland« und »Wann am besten wohin- Europa«, sie erschienen 2021 mit viel positiver Resonanz, dieses Reiseziel-Potpourri nun reiht sich attraktiv ein in die Reihe der Bücher für all jene, die zwar wissen, wann sie verreisen wollen, aber nicht wohin. BARBARA WEGMANN hat darin geblättert.

300 Reiseziele in zwölf Kapiteln – nehmen Sie sich Zeit zur Lektüre, einen Kaffee vielleicht, und starten sie gedanklich schon einmal in den Urlaub: Anregungen und Anreize, Ideen und Inspirationen gibt es auf 304 Seiten eine ganze, beachtliche Menge. Das Besondere an diesem Buch ist die Empfehlung des »perfekten Moments« für ihre Reise. »Er existiert, jener perfekte Moment, an dem der Himmel aufreißt und die Sicht auf grandiose Gipfel oder einen besonderen Strand freigibt.« Und das für ein Wochenende oder für einen Monat.

Zuerst hat mich – viel mehr als die Vielzahl der Ziele selbst – das System, der Aufbau, das Schema, die klare Gliederung samt Legende dieses Buches fasziniert. Beginnen wir mit dem Januar. Mit dem »Ich will« startet die Urlaubsüberlegung. Aber was? Ich will etwas lernen, oder mir ansehen, viel erleben, ausgehen oder am Strand entspannen. Die Grafik leitet schon einmal ganz grob ihre Interessen ans richtige Ziel. Eine weitere Grafik informiert mich über Veranstaltungen im Januar und gibt mir Tipps für »Viel Erleben für wenig Geld« oder »Teuer, aber es lohnt sich«. Nicht zu vergessen: Was wäre wohl für die ganze Familie geeignet. Lassen sie sich ein auf das ausgeklügelte System von Diagrammen und Grafiken und sie werden, wie in einem perfekten Leitsystem zu ihrem Urlaubsziel geführt, einem Urlaubsziel, an das sie bisher vielleicht noch nie gedacht haben.

Attraktiv im Januar: das kleine Anguilla in der Karibik. »Das britische Überseegebiet bietet alle Zutaten des karibischen Traums: freundliche Menschen, Reggae-Sound und einige der schönsten palmengesäumten Strände der Region.« »Warum gerade jetzt«, im Januar, so die Frage zu Beginn jedes Kapitels? Im Januar entfliehen »Horden von europäischen und nordamerikanischen Reisenden dem Winter«, aber: Nur ganz, ganz wenige finden diesen Geheimtipp, Anguilla. Es ist einfach die schönste Reisezeit.

So bestimmen die Monate die jeweiligen Kapitel, und jedes Kapitel bietet einzelne Reiseziele. Jeder Monat führt von den eigenen Wünschen des Lesers, »Ich will« über verschiedene individuelle Bedürfnisse und Erwartungen ans Ziel, die Einen möchten sich etwas gönnen, Andere etwas lernen, erleben, entspannen. Eine bunte touristische Mischung quer über den Globus. »Nachhaltig Wildtiere beobachten« in den transsilvanischen Alpen in Rumänien, das geht beispielsweise am besten im Mai, »wenn kein Schnee mehr liegt, die Temperaturen mild sind, die Wildblumen blühen und die Bären aktiv sind.« Mit fachkundigen Führern geht es dann auf Entdeckungsreise.

Für all diese Ziele, diesen reichhaltigen Fundus, in dem sich herrlich stöbern lässt, brauchte es auf herkömmlichem Informationsweg riesige Stapel Prospekte aus den Reisebüros. Auf diesem Buch-Weg kann natürlich eine gute Vorauswahl getroffen werden.

Warum Sizilien im Juni, das Rheintal, Danzig oder Neuseeland? Warum Sansibar, Kolumbien, Jütland oder Spitzbergen am besten im Juli? Oder warum Georgien, Ostgrönland, Borneo oder die Färöer-Inseln im August? Wie gesagt, es ist ein wunderbares Buch, aber man muss sich darauf einlassen, und darin liegt vielleicht neben der grandiosen Systematik das Abenteuerliche: Man findet sicherlich auch Reiseziele, auf die man noch nie gekommen ist, die man noch nie »auf dem Schirm hatte«, man entdeckt Reisezeiten, die zu individuellen Wünschen passen und umgekehrt. Letztlich findet man mithilfe des Buches auch ein Stück weit heraus, was für ein Reise-Typ man wirklich ist, alle Infos und Ziele suchen sie sich für sich ganz persönlich heraus. So kann Urlaub eine runde Sache werden.

| BARBARA WEGMANN

Titelangaben
Wann am besten wohin? Der ultimative Reiseplaner für jeden Monat
Band II
Lonely Planet Verlag
Verlag der deutschen Ausgabe: Ostfildern: MAIRDUMONT 2023
304 Seiten, 29,95 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Eine Wahrheit, die stört

Nächster Artikel

Der erste moderne deutsche Schriftsteller

Weitere Artikel der Kategorie »Neu«

Eine Wahrheit, die stört

Roman | Oliver Bottini: Einmal noch sterben

Februar 2003. Die USA bereiten den Irak-Krieg vor. Ein Informant mit dem Decknamen »Curveball« hat versichert, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügt. Doch eine irakische Widerständlerin behauptet das Gegenteil und bezichtigt »Curveball« der Lüge. Die Beweise für ihre Behauptung will sie binnen kurzem einem Vertreter der Bundesrepublik in Bagdad übergeben. Denn »Curveball« wird als Informant vom BND geführt. Damit bei der Übergabe nichts schief geht, wird ein kleines Team um den Scharfschützen Frank Jarolim in den Irak beordert. Aber nicht alle politischen Akteure haben ein Interesse daran, den heraufziehenden Krieg im letzten Moment zu verhindern. Und so sehen sich Jarolim und seine beiden Kameraden plötzlich im Fokus einer ganz perfiden Form von »friendly fire«. Von DIETMAR JACOBSEN

Kooperationsprojekt translit

Der deutsche Übersetzerverein translit und die ukrainische Künstlervereinigung Pictoric haben gemeinsam das Projekt ›Übersetzer*innenblick: Text, Essay, Clip‹ realisiert, in dem ukrainische Autor*innen des 20. und 21. Jahrhunderts aus der individuellen Perspektive der Übersetzer*innen porträtiert werden. Entstanden sind Animationsclips, Essays und Auszüge von Übersetzungen, die inzwischen auf der Webseite von translit veröffentlicht wurden.

Der erste moderne deutsche Schriftsteller

Sachbuch | Jan Philipp Reemtsma: Christoph Martin Wieland

Folgt man seinem Biografen Jan Philipp Reemtsma, dann hat er die deutsche Literatur mitbegründet und wie kaum ein Zweiter zur Schönheit ihrer Sprache beigetragen. Als Herzogin Anna Amalia einen Prinzenerzieher für ihren Sohn Carl August suchte, fiel ihre Wahl auf den damals populärsten Schriftsteller Deutschlands. Vor 250 Jahren zog der Dichter, Übersetzer, Aufklärer und politische Journalist Christoph Martin Wieland nach Weimar. Hier gründete er unter anderem die Zeitschrift ›Der Teutsche Merkur‹– und brachte die Stadt an der Ilm noch vor der Ankunft von Johann Wolfgang von Goethe auf die kulturelle Landkarte Deutschlands. Von DIETER KALTWASSER

Phantasie

TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Phantasie

Den Gedanken, sagte Sut, dürfen keine Hindernisse im Weg stehen, versteht ihr, sie müssen sich ungezügelt entfalten.

Wo das Problem liege, fragte Bildoon.

Wir sollen neu denken, sagte Harmat.

Wie – neu denken, fragte Bildoon.

Mahorner lächelte.

Crockeye gähnte.

Der Ausguck überlegte, zum Strand zu gehen.

Im Darknet ist die Hölle los

Comic | Ed Piskor: Red Room

Der Comic-Künstler Ed Piskor entwirft mit »Red Room« ein beinhartes Near-Future-Szenario: Er erzählt von Snuff-Filmen, die im Darknet kursieren – mit brutalen Bildern, die einem keine Details ersparen. Der erste Sammelband der Reihe erschien in deutscher Übersetzung beim neu gegründeten Schweizer Verlag Skinless Crow. CHRISTIAN NEUBERT nahm sich den abgründigen Stoff vor.