Kiellegung eines Einfalls
Wenn er noch ganz formlos ist
 und gerade erst geschlüpft,
 gibt ihm ein tragendes Wort
 den Grundstein, auf den setzen sich
 weitere als Unterbau und Gerüst.
So arbeitet sich der Einfall
 aus dem Ungefähren heraus
 und nimmt seine Fassung an,
 wird nach und nach deutlicher
 und entwirft sich Sprachhaus.
Doch mit der Innenausstattung,
 mit Ausblicken und Fernsicht,
 ist noch viel zu tun, ehe es
 ans Feilen und Verputzen geht,
 am Ende der deckende Anstrich.
Warten auf den Moment
Sicher ist nur, daß er kommt,
 fraglich aber in welcher Weise,
 ob ihn etwa der Vorbeiflug
 eines Vogels schon ankündigt
 oder war es ein falsches Signal?
Die Wahrnehmung ist jedenfalls
 geschärft, denn es könnte fast
 eine Unscheinbarkeit sein,
 die den feinen Riß anzeigt,
 aus dem es dann hervorbricht.
Der Rest ist ein Kinderspiel
 mit weißem Papier und schwarzem Stift,
 sie nehmen das Diktat genau auf,
 sein wildes Hervorstrudeln,
 das auf dem Blatt gebändigt wird.
Klaffende Fehlstelle
Die Welten im Kopf: Wort für Wort
 baue ich sie in Versen nach
 und richte sie her auf Papier,
 wo sie beim Nachzeichnen sofort
 verblassen im Umwandlungsprozeß.
Eben noch blühte es so blau
 wie eine einzige Blauheit,
 aber dann schwanden vorm Auge
 die satten Farbtöne dahin
 und dünnten sich wässrig aus.
Was präzise und klar ist
 in der reinen Vorstellung,
 verschwimmt, franst aus beim Übergang
 in die Gegenständlichkeit
 und wenn der Einfall zum Wort wird.
Dieser Schwund an Genauigkeit,
 die Fehlstelle bei der Entsprechung
 meines inneren Gesichts
 mit seinem Verwortungsversuch,
 das pulst in meinen Versen.

 
  
  
  
  
 
 
  
  
 