Kartelle, wohin man sieht

Digitales | Games: Call of Juarez: The Cartel

Die schnellste Maus von Mexiko? Der Puppenspieler von Mexiko? Nein, drei Pfundskerle, die in der Ego-Perspektive ein mächtiges Drogenkartell an die Wand fahren wollen. RUDOLF INDERST ist ebenfalls gegen needle sharing.

Call of Juarez - The CartelCall of Juarez: The Cartels Geschichte beginnt damit, dass ein fiktionales Drogenkartell einen Bombenanschlag auf das Gebäude einer amerikanischen Strafverfolgungsbehörde verübt. Das komplette Gebäude wird verwüstet und hunderte Menschen kommen ums Leben. Der Angriff erfolgte derart überraschend, dass die Amerikaner nun annehmen, dass die Bundesbehörden irgendwie von Mitgliedern des Kartells unterwandert wurden. 

In einem letzten verzweifelten Versuch stellen die amerikanischen Bundesbehörden ein Spezial-Sonderkommando zusammen, deren Aufgabe es ist, die Mitglieder des Kartells mit allen Mitteln dingfest zu machen. Das Sonderkommando besteht aus Kim Evans, einem ehemaligen Straßenkind mit Gang-Erfahrung, das nun beim FBI arbeitet, aus Eddie Guerra, einem DEA-Agenten mit einer ausgeprägten Spielleidenschaft und aus Ben McCall, einem brutalen L.A.P.D.-Detective und Nachfahre von Ray McCall, dem Protagonisten aus dem ersten Teil der Call of Juarez-Reihe.

Während das ungleiche Trio nach dem Kopf des Kartells fahndet, wird es mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, die sie auf eine Reise von Los Angeles, Kalifornien, durch Arizona und New Mexico, nach Juarez in Mexiko schickt. Um die ganze Angelegenheit noch komplizierter zu machen, haben Kim, Eddie und Ben ihre ganz eigenen Dämonen zu bewältigen. Daraus könnte in der Theorie ein einigermaßen komplexes und spannendes Spielerlebnis entstehen.
 
 

Golden alle Theorie, doch, ach, die Praxis!

Die Call of Juarez-Reihe hatte bisher eine entscheidende Stärke, einen USP, wenn man sich eines Marketingsprech bedienen möchte: Sie bildete – einigermaßen originell – den großen Mythos des Old West in seiner popkulturellen Vielfalt ab. Jetzt allerdings verlegte man den Schauplatz in das knapp in die Zukunft verortete Hier und Heute, was dem Spiel alles andere als gut tut. Abgesehen davon, dass die Grafik schwer nach 2005 aussieht, der Soundtrack uninspiriert daherkommt, das – für First Person Shooter wichtige – Waffenfeedback äußerst mittelmäßig ausfällt und der komplette Charme des semi-historischen Settings auf dem Altar einer erzwungenen Neuausrichtung geopfert wurde, gibt es ein Feature, das recht viel Spaß macht.
 
In Call of Juarez: The Cartel wird es einen brandneuen und innovativen COOPETITION-Modus geben. Dieser Spielmodus ist die interessante Verbindung von Kooperation und Wettbewerb, denn auch Spieler, die kooperativ spielen, möchten sich gleichzeitig mit ihren Mitspielern messen. Um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, wurde dieser Story-Modus für bis zu drei Spieler mit einem »Drop-In/Drop-Out«-System versehen. Leider finden sich online nur noch sehr wenige Mitspieler, obgleich der Titel noch nicht sonderlich lange auf dem Markt ist. 
 
Insgesamt lässt sich festhalten, dass am Ende des Jahres sich wohl nur sehr wenige Spieler an Call of Juarez: The Cartel erinnern werden. 

| RUDOLF INDERST

Titelangaben
Call of Juarez: The Cartel
Genre: First Person Shooter
Bereits erhältlich
Developer: Techland
Publisher: Ubisoft
Plattformen: Microsoft Windows, PlayStation 3, Xbox 360

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Unter Bekloppten

Nächster Artikel

Auf der linken Spur

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Schmetterlinge, Stille und Stechapfelrausch

Digitales | Games: Datura Die Geschichte des Drogenkonsums und die Geschichte der Menschheit sind eng miteinander verwoben. Seit der Steinzeit berauschen sich Menschen an all den mehr oder minder bewusstseinserweiternden psychoaktiven Substanzen, die sie so in die Finger bekommen. Unzählige dieser Substanzen sind dementsprechend auch in der westlichen Kultur und ihren Zeugnissen tief verwurzelt, Gegenstand ihres Nachdenkens oder gar ihre kreative Initialzündung gewesen. Woher DANIEL APPEL das weiß? Egal! Lesen Sie lieber weiter.

Kunst und Pixel: Wie Ludwig Hanisch Games in Kunst verwandelt

Digitalspielkultur | Vom Commodore 64 bis zur »Pixelsadness«: Interview mit dem Nürnberger Künstler Ludwig Hanisch

Ludwig Hanisch verwebt in seiner Kunst die digitale Welt der Computerspiele mit analogen Techniken. Im Interview mit RUDOLF INDERST erzählt der Kulturpreisträger, wie »Highscores« und »Ghosts« seine Werke prägen, warum ihn alte JRPGs inspirieren und wie er das Konzept von Remakes und Demakes in die Malerei übersetzt.

Metal Gear nicht-mehr-solide

Digitales | Games: Metal Gear Survive Der Kampf ums Überleben im ›Metal Gear‹-Universum ist hart. Inmitten einer lebensfeindlichen Umgebung mit giftigen Staubwolken, wilden Tieren und Zombie-ähnlichen Monstern versucht ihr euch eine Basis aufzubauen. Dabei habt ihr ständig ein Auge auf euren Hunger, Verletzungen und den Einsatz eurer Crew, die für euch Ackerbau oder Tierzucht betreibt. Klingt irgendwie gar nicht nach ›Metal Gear Solid‹? Kein Wunder, denn der Schöpfer der beliebten Serie, Hideo Kojima, hat mit diesem Spiel rein gar nichts zu tun und darunter leidet ›Metal Gear Survive‹ inständig.   Von PHILIPP LINKE. 

 »Du hast mich enttäuscht, mein Sohn!«

Digitales | Games: Größte Enttäuschung und Digitale Spiele Wieder einmal steckten die ›TITEL‹-Jungs und -Mädels die Köpfe zusammen und überlegten gemeinsam, was für sie die größten Enttäuschungen im Bereich der digitalen Spiele in den letzten Jahren waren. Einmal angefangen kommt da einem so manche Soft- und Hardwaregurke in den Sinn. Hypes wie Faust III oder Titanic II sind dagegen Kleinkram …

Ambivalente Ideologiekritik

Digitales | Games: Doodle Jump Das iPhone als mobile Spieleplattform hat die Unschuld seiner Kinderzeit längst hinter sich gelassen. Einer der meistgespielten und -beachteten Titel für die eierlegende Wollmilchsau aus dem Hause Apple ist ›Doodle Jump‹. Von außen betrachtet gibt sich das Spiel als ein harmloser Plattformspaß, doch bei genauerer Betrachtung entpuppt es sich als Munition für die kapitalismuskritische Argumentationsflakbatterie. Eine nicht ganz so ernst gemeinte Manöverkritik von RUDOLF INDERST