Scheiße, das ist ja wie in den verdammten 80ern!

Digitales | Games: Renegade Ops

Immer dann, wenn Machismo, Testosteron, Zugang zu schweren Waffen und Ignoranz gegenüber vermeintlichen ›Drittweltstaaten‹ zusammenkommen, sind die Popaction-Medien der 1980er-Jahre nicht fern gewesen. Gut, Michael Bay lässt auch heute noch US-Jeeps durch ›Armensiedlungen‹ donnern und verkauft es als spaßbringende Kinetikhatz. Aber zurück zum Thema:  RUDOLF INDERST sieht sich Segas Download-Titel Renegade Ops an.

Renegade OpsSuperschurken verfolgen eine Agenda. Superhelden wollen sie daran hindern. Obwohl immer wieder beteuert wird, dass es eigentlich viel mehr Spaß machen müsse, den feisten Dreisten zu geben, landen Spielerinnen in den seltenen Fällen in den Rollen der Kinderfresser und Frauenbrater. Auch im vorliegenden Titel ist das nicht anders. Zu tun, bekommen es die Actionhelden mit einem gewissen Inferno, der mit sichtlichem Spaß (wahrscheinlich macht ihn GERADE dieser Zug für brave Arbeitsethiker so suspekt – ein Job, der Freude bereitet? Macht ihn fertig!) eine Großstadt nach der anderen in Dampf aufgehen lässt.
 
Die Pseudo-UNO hat nichts anderes zu tun, als lasch und unentschlossen nach dem Strohhalm der Verhandlung (vulgo: der Diplomatie), zu greifen. Ganz anders Captain Großschwanz. Seinen vermeintlich echten Namen habe ich vergessen. Er erinnert mich aber einen Captain Großschwanz, den ich einmal in einem Chuck Norris-Film sah. Oder Charles Bronson? Großschwanz also spuckt verächtlich aus, denn er hat vor, anders zu reagieren. Er möchte mit seinem Team, den Spielnamen gebenden Renegades, Inferno bleihaltig einheizen und dessen Treiben ein Ende setzen. Ach ja, Europäer kommen eben von der Venus, Amerikaner vom Mars.
  

Macht alles kaputt! Alles!

Renegade Ops ist ein Twinstick-Topdown-Shooter, in dem Spielerinnen verschiedene Fahrzeuge (respektive Spezialfähigkeiten) und deren Lenkerinnen (reine Staffage) auswählen können, um Infernos Streitkräften zu Luft, zu Land und zu Wasser Saures zu geben. Technisch betrachtet schmeichelt Renegade Ops den Augen: die Gefechte sind knackig-laut inszeniert, die Erzählung wird in bewegten still shots comicartig zwischen den Spielabschnitten vorangetrieben. Spielerinnen erwarten südamerikanisch inspirierte Levelarchitekturen, die beizeiten von Bunkeranlagen unterbrochen werden.
 
Freilich entfaltet das Spiel, das übrigens mit einem gesalzenen Schwierigkeitsgrad daherkommt, seine wahre Stärke erst im Koop-Multiplayer. Wie so oft bei vergleichbaren Titeln artet das Spiel dann in eine gnadenlose Jagd auf bessere Performance der Teilnehmerinnen aus: MG-Feuer, Flammenwerfer, Bombenteppiche und Lenkraketen – das ist das Vokabular des Shooters und Renegade Ops spricht diese Sprache just like a native.
 
Ach so, und wenn es noch jemand interessieren sollte, Inferno endet äußerst infernal in seiner eigenen ›Betriebssauna‹.

| RUDOLF INDERST

Titelangaben
RENEGADE OPS
Genre: Action
PC-Download – 14.10.2011
Xbox LIVE®Arcade – Jetzt erhältlich
PlayStation®Network – Jetzt erhältlich

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Bewegte Welt

Nächster Artikel

Die Sucht – Das Malen

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

The Last of Us: Confronting Humanity Through Forced Choices

Digitialspielkultur | Nicolas Deneschau: The Last of Us. Auf der Suche nach Menschlichkeit

In this interview with RUDOLF INDERST, Nicolas Deneschau, author of ›The Last of Us: Auf der Suche nach Menschlichkeit,‹ unpacks the series' polarizing yet powerful storytelling. Deneschau highlights how Naughty Dog's design choice of "constraint" forces players to commit acts they might find detestable, pushing them to reflect deeply on the characters' humanity. He discusses the creative risks that marked Naughty Dog's shift to grim realism, influenced by post-9/11 »post-apocalyptic fiction« and inspirations like Cormac McCarthy's ›No Country for Old Men‹. Discover how Deneschau believes ›The Last of Us‹ transformed video games from vehicles of »fun« into powerful conduits for »emotion«, permanently raising the bar for narrative in the medium by prioritizing memorable, even if divisive, endings.

Eine ganz neue Welt

Digitales | Games: No Man’s Sky Es fühlt sich schon wieder an, als sei ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem Developer Hello Games ›No Man’s Sky‹ zum ersten Mal bei den VGX Awards präsentierte. Und dennoch: Die Versprechen, die das kleine Team aus Guildford an diesen Tagen für ihre Weltraum-/Überlebenssimulation gegeben hatten, sind vielen Menschen lange Zeit in Erinnerung geblieben. Ein Spielraum, so groß, dass es niemandem möglich sei, ihn jemals komplett zu erkunden; Ganze 18 Trillionen (1018) Planeten sollte es geben, jeder mit einer einzigartigen Flora und Fauna, mit seinen eigenen klimatischen Bedingungen, die es zu erforschen und zu überwinden galt, kurz und gut: ein Traum

In Transit

Digitales | Games: Limbo Mit Limbo kommt eines der spannendsten Indie-Games des letzten Jahres auch auf den PC. Grund genug für DENNIS KOGEL sich das dänische Spiel noch mal anzuschauen.

*thunk* Du bist nicht zum Spass hier!

Digitales | Games: Men of War: Assault Squad Der neueste Ableger der Reihe ›Men of War‹ von DigitalMindSoft nimmt den von Spielindustrie verhätschelten Spieler, donnert seinen Kopf auf die Tischplatte und flüstert ihm leise ins Ohr, dass ›Men of War: Assault Squad‹ nichts für Casual-Weichflöten ist. PETER KLEMENT reibt sich die Beule, arbeitet an Mikro- und Makromanagement und paukt die Namen von Kriegsgeräten aus fünf Nationen.

Spielzeugkrieg

Digitales | Games: Tiny Metal Krieg in niedlich – so lässt sich ›Tiny Metal‹ am besten beschreiben. Spielzeugpanzer und Zinnsoldaten ziehen über ein buntes Spielfeld, das mehr strategischen Tiefgang bietet, als der erste Eindruck erahnen lässt. Schließlich entspringt die Inspiration zu ›Tiny Metal‹ aus der äußerst populären Spiele-Serie ›Advance Wars‹, die bei Nintendo schon viel zu lange auf Eis liegt. PHILIPP LINKE hat sich ein Bild vom Schlachtfeld gemacht und erzählt seine Kriegsgeschichten.