Bunter Stilmix

Musik | Gabby Young and other animals: The band called out for more

Der Bandname deutet schon auf den britischen Humor hin, mit dem die Exzentrikerin Young auch ihr zweites, buntes Album fein abschmeckt. Von TOM ASAM

Gabby YoungZirkusmusik, Chanson, osteuropäische Folktöne, Ragtime und mehr finden Eingang in die bunte Klangwelt der Gabby Young – die Fans, die sie sich auf der Insel mit ihrem Debüt zahlreich erarbeitete, gaben dem ganzen Wahnsinn abkürzend die schöne Bezeichnung »Circus Swing«. Gabby scheint über eine gehörige Portion Schrägheit und die nötige Extrovertiertheit zu verfügen, um dieses schrille Ding durchzuziehen. Vor allem hat sie aber eine markante, mehrere Oktaven umfassende Stimme, die auch schon für Vergleiche mit Kate Bush und Björk sorgte. Das zierliche Showtalent Young und ihre achtköpfige, tierische Begleitband nimmt Klarinette, Trompete, Posaune, Kontrabass und Mandoline mit in die Manege um artistisch mit den Noten zu jonglieren. Der wilde Stilmix bietet Bombast und opernhafte Dramatik, Vaudeville-Flair und bunte Popwelt vereinigen sich aufs spektakulärste.

Eigentlich schon auf dem Weg zur Opernsängerin waren es wohl zwei Ereignisse, die Young zu dem machten, was sie ist. Die Entdeckung von Jazz und Jeff Buckley führte zu einem radikalen Sinneswandel; das Überstehen einer Schilddrüsenkrebserkrankung inklusive einer Operation nahe der Stimmbänder stärkte wohl die Überzeugung, alle Farben des Lebens intensiv zu genießen. Young gilt auf der Insel auch als Fashion-Queen. Mit ihren viktorianischen Korsagen und bonbonfarbenen Hüten peppt sie ihre bunten Live-Shows auf, die ihr auch die Bezeichnung »weiblicher Rufus Wainwright« einbrachten. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!

Titelangaben
Gabby Young and other animals: The band called out for more – IMG/The gift of the gab rec./ Rough Trade

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Das Geräusch einer Schnecke beim Essen

Nächster Artikel

Kunst und Technik

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

›Case/Lang/Veirs‹ – harmonischer Country-Folk-Pop

Musik | ›Case/Lang/Veirs‹ Fast zeitgleich zur Vinyl-Box ›Truckdriver, Gladiator, Mule‹ veröffentlichte Neko Case im Trio mit K. D. Lang und Laura Veirs die CD ›Case/Lang/Veirs‹ Manche bezeichnen dies einfach als schönen Dreampop. Ich jedenfalls verliere jedesmal gleich das Interesse Neko Case zuzuhören, in welcher musikalischen Formation auch immer. Von TINA KAROLINA STAUNER

Survival of the Cool

Musik | Chico Freeman & Fritz Pauer Trio: The Essence of Silence Fritz Pauer, Jahrgang 1943, ist ein Stiller. Seine Seriosität eignet sich nicht für Schlagzeilen. Was nur Insidern bekannt ist: Er muss als der neben Joe Zawinul bedeutendste österreichische Jazzpianist gelten. Und das schon seit einem halben Jahrhundert. Friedrich Gulda schätzte den jungen Fritz Pauer, er hat mit ihm gespielt und wohl auch von ihm Einiges über Jazzfeeling gelernt. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn der Saxophonist Chico Freeman, der im Lauf der Jahre mit zahlreichen internationalen Legenden des Jazz aufgetreten ist und Schallplatten aufgenommen hat, just mit

Music From The Margins: New Albums Reviewed

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world Usually when I am sitting on the street with my placard reading ‘I write about music for a living, please give generously’ people will take pity and throw a few coins in my lap. The other day though, someone took umbrage at my sign, demanding that I follow them home. After a hearty meal of pot noodle and chips he insisted that I watch coverage of the BBC Radio 1 Big Weekend Festival. 20 minutes of charmless pop later he switched the TV off, turned towards me

Folkdays… Sometimes you just need hope

Musik | Folk’Avant mit ›Gryningsland‹ und Liedern wie aus Feengeschichten Folk ist eigentlich Volksmusik und muss nicht unbedingt an Hochschulen studiert werden. Das authentische von Autodidakten ist wichtiger Teil der Überlieferung von Liedgut. Findet TINA KAROLINA STAUNER

House Grooves And Lonely Souls: ›Debut‹ by Björk

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world To claim that Debut by Björk is a classic is somewhat underselling the effect it had on a generation of teens upon its release. The album came out in 1993, a year when the house revolution was in full swing, and bands such as The Stone Roses, Happy Mondays and Primal Scream had successfully merged baggy beats with funk-strewn guitar grooves. In short, if you were a music fan, it was an unbelievable time to be alive. By JOHN BITTLES