Norbert Lamers lebt in Xanten. Er veröffentlicht seit 2002 jährlich Gedichte im Jahrbuch des Kreises Wesel und hat zahlreiche Preise gewonnen: »Poetry on the cover« und »Local Hero der Stadt Xanten« bei RUHR 2010. Der Autor ist regelmäßig mit Lesungen am Niederrhein, im bergischen Land und in entsprechenden Lokal-Radios zu hören. In einem gemeinsamen Projekt wurden Gedichte von ihm und dem Xantener Jugendbuchautor Willi Fährmann gelesen.
Postkarte
Zeit hält Mittagsschlaf im Park
 Die Sonne spielt mit Schatten Schach
 In den Alleen verläuft sich der Tag
 Der Himmel sucht sein verlorenes Dach
Das Denkmal denkt an Wellen und Meer
 Fenster schauen, als sei Staub ihnen Zier
 Ein Hund bellt dem fehlenden Wind hinterher
 Die Turmuhr glaubt fest, es sei erst halb vier
Das Karussell träumt runde Eile
 Die Straßen haben hitzefrei
 Mir gelingt nicht eine Zeile
 Den Tauben ist das einerlei
Vergeblich ringt die Luft nach Atem
 Worte irren auf leerem Papier
 Im Teich ist das Wasser in Notstand geraten
 Der Goldfischschwarm schwärmt (ich schwöre!) von dir
| NORBERT LAMERS
Gravitation
Die Türme herab
 Das Mondlicht herab
 wenn Freude sich diesseits
 der Träume verdichtet
Die Treppen herab
 Die Sternbahn herab
 wenn Schmerz sich
 in der Tiefe verliert
Den Himmel entlang
 Das Staunen entlang
 wenn Wehmut
 im Lachen ertrinkt
Den Morgen entlang
 Die Sonne entlang
 wenn Schönheit singt
 und Zeit macht Geschrei
| NORBERT LAMERS
Ein Sonntagmorgen auf dem Land
Über dem Roggen geht die Welt auf
 aus dem Dunst, vor den Türmen in der Ferne
Vorn kauen die Schwarzbunten
 in stoisch dummer Frühe
 auf ewig unbegreiflich nüchtern
 wieder und wieder
 den Rausch der lachenden Nacht
Es riecht nach Kassler und Rotkohl
 die Straße führt lastfrei in endloses Blau
Vorbei an den Hühnern und den Linden
 und der schlafenden Langeweile
 gehe ich gut
 Ich hungere nicht, ich friere nicht
 keiner will mich erschießen und
 die Blumen am Rand
 blühen ganz von allein
Wenn ich nur wüsste, wo ich bin
| NORBERT LAMERS

 
  
  
  
  
 
 
  
 