Folkdays aren’t over – Broken Twin

Musik | Broken Twin – May

Majke Voss Romme als Broken Twin: Lo-Fi-Attitude, Reduktion, Minimalismus und liebevolle Kleinigkeiten und Details in melancholschen und hoffnungsvollen Liedern von ›May‹. Von TINA KAROLINA STAUNER

MayRBroken Twin, das ist die dänische Singer-Songwriterin Majke Voss Romme. Mit ihrem Debut ›May‹ ist sie thematisch mitten im Frühling und gleichzeitig in der Melancholie, also textlich tendierend auch zu Herbst- und Winterstimmung. So sind Songs mit ›Sun Has Gone‹ oder ›River Raining‹ betitelt.

Romme spielt Piano oder manchmal Gitarre und das vorzugsweise schlicht und reduziert. Sie achtet schätzend und liebevoll auf jede Kleinigkeit und alle Details. Und das auch bei ihren Musikinstrumenten. Eines ihrer Pianos stammt von einer alten Dame aus ihrer Heimatstadt. »I love old pianos – they always seem to have a story«, erzählt Romme. Beim Gesang zu den Geschichten ihrer Lieder singt sie mit unterkühlter und doch gefühlvoller Stimme. Wie sie Trauriges und Frohes gleichermaßen verarbeiten kann, das stellt sie mit ihren höchst minimalistischen Songs musikalisch zur Schau.

Sparsam ergänzt wird die Instrumentierung des Albums teilweise durch Streicher, Gitarre, Bass, Percussion auch von Mitmusikern. Alles ist Lo-Fi und reduktiv gehalten. Oft so minimalistisch wie es geht, aber der Aussagekraft fehlt es dabei an nichts. Im Gegenteil. Rommes musikalisch perfekt gekonnter Minimalismus ist zwar manchmal geradezu spartanisch, aber das trotzdem voller Feeling. Produziert hat Romme selbst und abgemischt wurde teilweise von Ian Caple, den man von Tindersticks and Tricky kennt. Majke Voss Romme lässt wissen: »Of course I like different kinds of music, but I’ve always been attracted by simplicity and music that has a melancholic vibe. It just seems to resonate with me.«

Inspirierende Vorbilder sind für Romme z.B. Bill Callahan, Nico, Lou Reed und Stina Nordenstam. Die Singer-Songwriterin kommt bei ›May‹ aber völlig eigenständig zu poetischen und realistischen Aussagen. Mal über Trauriges, mal über Hoffnungsvolles. »Spring is a time when everything is changing. It’s a hopeful season«, sagt Romme. Vielleicht ist bei ihr aber alles eher ein Wintertraum. Und auch Live sind Broken Twin zu hören, das in der Besetzung Majke Voss Romme mit Under Byen und Nils Gröndahl.

| TINA KAROLINA STAUNER

Titelangaben
Broken Twin – May
­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Anleitung zur Erschließung eines bizarren Universums

Nächster Artikel

Das Leben nach dem Tod zu Lebzeiten

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Musik gegen die graue Zeit

Musik | Toms Plattencheck Die Tage kurz, die Himmel grau. Wir driften durch die mehr oder weniger kalte Jahreszeit – mit der passenden Musik am Ohr. Vorgestellt von TOM ASAM

House Grooves And Lonely Souls: ›Debut‹ by Björk

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world To claim that Debut by Björk is a classic is somewhat underselling the effect it had on a generation of teens upon its release. The album came out in 1993, a year when the house revolution was in full swing, and bands such as The Stone Roses, Happy Mondays and Primal Scream had successfully merged baggy beats with funk-strewn guitar grooves. In short, if you were a music fan, it was an unbelievable time to be alive. By JOHN BITTLES

Geschichten über Pierrot

Musik | Pierrot in der Musik und im Musiktheater Der Pierrot, 1816 aus dem Pedrolino der Commedia dell’arte entwickelt, entsprang der Fantasie des Pantomimen Jean-Gaspard Deburau. Eigentlich gab es solche Figuren, die zu Zirkus-Weißclown wurden, schon im Straßentheater des 15. Jahrhunderts. Eine einfache Figurine für’s Volk. Der Sänger Alexsander Wertinski erfand einen schwarzen Pierrot. Von TINA KAROLINA STAUNER

A Place For Us To Dream

Musik | Porträt: Placebo zum 20. Geburtstag Ein Song-Medley der ganz besonderen Art: Zum 20-jährigen Bandjubiläum lassen Brian Molko und Stefan Olsdal nicht nur ordentlich die Bässe klingen und internationale Bühnen mit einer Geburtstagstournee beben, sondern haben noch ganz andere Alternative-Rock-Überraschungen in petto. Von MONA KAMPE

Welcome To Sideways: New Album Reviews

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world With the world seemingly moving ever further away from the realms of plausibility, sometimes it is all you can do to keep from just giving up and burying your head in the sand. By JOHN BITTLES