Pew Pew

Digitales | Games: Star Wars: Battlefront

Das Jahr neigt sich dem Ende und in den Supermärkten werden ganze Regalreihen dem kommenden Fest gewidmet. Nein, hier geht es nicht um das kleine Kind in der Krippe, sondern um ›Star Wars Episode 7: Das Erwachen der Macht‹, das am 17. Dezember in die Kinos kommt und sich anschickt, der erfolgreichste Film aller Zeiten zu werden. Passend gibt es von Brotdose bis Tapete alles mit ›Star Wars‹-Charakteren bedruckt. Natürlich darf auch ein Videospiel nicht fehlen. Ob ›Star Wars: Battlefront‹ eine gute Brotdose ist oder nur Durchschnittsware mit ›Star Wars‹ Stempel, findet FLORIAN RUSTEBERG heraus…

CoverEs mag Ironie des Schicksals sein, dass die als Konkurrenz zu ›Battlefield‹ entwickelte Spielereihe ›Battlefront‹ in ihrer dritten Version ausgerechnet in die Hände eben dieser Entwickler von DICE fällt, die für Ersteres verantwortlich sind. Entsprechend war die Antizipation vieler Fans, ein ›Battlefield‹ im ›Star Wars‹-Gewand vorzufinden. Spätestens mit der Beta-Phase Anfang Oktober wurden sie jedoch eines Besseren belehrt.  Als direkte Fortsetzung des 2005 erschienenen ›Star Wars: Battlefront II‹ sieht sich das Spiel aber nicht. Die Entwicklung des ursprünglich dritten Teils wurde damals aufgrund großer Differenzen zwischen den Entwicklern und LucasArts eingestellt. Je nachdem welche Seite gefragt wurde, war das Spiel damals »so gut wie fertig«, beziehungsweise ein kaum funktionierender Haufen Programmcode, der keine der Zeitvorgaben einhalten konnte. Jetzt, zu der Morgendämmerung einer weiteren ›Star Wars‹-Trilogie, haben sich Jedi-Meister (oder Sith-Lords?) der Unterhaltungsbranche für eine professionelle Neuentwicklung zusammengeschlossen.

Die schönste Seite der Macht

Das Ergebnis ist zweifellos ansehnlich und würde einen Fan aus den 80er Jahre vor Freude platzen lassen. Aussehen und Stil sind 1:1 den Filmen der originalen Trilogie nachempfunden. Die Kulissen und Requisiten von damals wurden millimetergenau gescannt und vermessen, um den Detailgrad auf ein Maximum zu heben. Diese Nähe zum filmischen Vorbild macht wohl die größte Faszination an ›Star Wars Battlefront‹ aus. Egal, ob es die Blaster sind, die die Requisiteure aus Waffen des 2. Weltkrieges zusammenbastelten, Kampfläufer oder Flieger, alles präsentiert sich, wie es die Fans aus den ersten drei Filmen kennen. Sogar die Rüstung der Strumtruppler lässt sich als das unsauber geschnittene Plastik erkennen, das es wirklich war. Diese Liebeserklärung endet aber nicht bei den verwendeten Modellen: Bei Grafikeffekten und Sound folgt ebenfalls alles dem Retro Chic; Explosion sind große Funkenregen, zu den Laserschüssen erklingen die gleichen »Pew Pew« Töne und ab und zu gibt es auch einen Sternenkrieger, der mit einem Wilhelmsschrei abtritt.Star Wars Battlefront Modus Kampflaeuferangriff 03

Grafisch und akustisch ist ›Battlefront‹ beeindruckend, obwohl die Frostbite 3-Engine wiederholt keine FullHD-Auflösung von 1080p auf den Heimkonsolen von Microsoft und Sony erreichen kann. Die resultierende mangelhafte Kantenglättung fällt bei den meist rundlichen Umgebungen aus der weit weit entfernten Galaxie aber weniger auf, als in den hiesigen Szenarien. Im Grundspiel sind fünf solcher Umgebungen enthalten. Neben dem bekannten trockenen Tatooine, dem eisigen Hoth und dem Waldmond Endor erstreckt sich der Krieg der Sterne noch auf den vulkanischen Planeten Sullust und seit dem 8. Dezember auch auf die aus den Trailern zum Film bekannte Wüste auf Jakku.

Die verschiedenen Seiten der Macht

Die Planeten bieten jeweils verschiedene Level. Welches davon gespielt wird, hängt mit dem Spielmodus zusammen. Der imposanteste von ihnen ist der »Kampfläufer-Angriff«. Dabei gilt es für die Rebellen in drei Stufen jeweils zwei Positionen zu aktivieren und zu halten, um ein bis zwei große AT-AT-Kampfläufer aufzuhalten, die nur für eine begrenzte Zeit angreifbar sind.

Star Wars Battlefront Modus Jaegerstaffel 03Ein weiterer großer Spielmodus ist »Vorherrschaft«. Hier müssen Gebiete erobert werden, die allerdings nur an der Frontlinie angreifbar sind. Zusätzlich findet auf den großen Kartenvarianten der Luftkampfmodus »Jägerstaffel« statt. Zehn »X-Wing« treten gegen zehn »Tie«-Jäger an und zwischendrin wuseln weitere KI-Flieger herum, wodurch der Eindruck einer richtig großen Luftschlacht entsteht. Die Modi auf den kleineren Karten sind durch und durch leichte Modifikationen bekannter Spielprinzipien, die mehr Pepp mitbringen.

Die dunkle Seite der Macht

Alle Modi sind kurzweilig und unterhaltsam, haben dennoch gemein, dass sie wenig taktische Tiefe bieten. Wenn das imperiale Team seine »AT-AT« bis kurz vor dem Ende der Partie tadellos beschützt hat, können trotzdem zwei Rebellen-Piloten im Gleiter zur richtigen Zeit beide Kolosse niederringen, ohne dass die Sturmtruppen das verhindern könnten. Es geht auch genau andersherum. Das Kräfteverhältnis wechselt von Region zu Region. Mit dem Einhalten der von den Filmen vorgegeben Ausrüstung mangelt es den Rebellen auch an Landfahrzeugen. Besonders fies dabei: Verteidigungstürme lassen sich von beiden Parteien benutzen. Individuelle Schwächen und Stärken der Konfliktparteien ziehen sich durch alle Spielmodi, bei denen Fahrzeuge involviert sind. Sind es reine Infanteriekämpfe, ist es ein Durcheinander und weniger taktisches Gefecht. Macht aber nichts. ›Star Wars: Battlefront‹ macht keinen Hehl daraus, dass es als Lizenz Produkt ein möglichst breites Publikum ansprechen Star Wars Battlefront Modus Vorherrschaft 01möchte. Die Bedienung kommt auch ohne viel Schnickschnack aus. Der Spieler führt nur eine Hauptwaffe, kann drei Fähigkeiten auswählen und zwischen First-Person und der Third-Person-Perspektive hinter der Spielfigur wählen. Bis auf Ego-Sicht also fast identisch zu dem ebenfalls von EA herausgebrachten ›Pflanzen gegen Zombies: Garden Warfare‹ von 2014.

Im Gegensatz zu diesem Spiel ist ›Battlefront‹ aber ein finanziell wesentlich aufwendigeres Vergnügen. Neben dem Vollpreis für das Basisspiel, inklusive der Jakku-Erweiterung, gibt es vier kostenpflichtige Erweiterungen, die im »Season Pass«-Paket weitere 50€ kosten sollen. Es ist zweifelhaft, ob die Investition sich lohnen wird. Im Speziellen erscheint schon im Februar 2016 mit dem zweiten Teil von ›Pflanzen gegen Zombies: Garden Warfare‹ ein starker Konkurrent aus dem eigenen Haus, der viele Spieleranteile kannibalisieren wird. Es ist somit keine Frage, dass bei den weiteren Ausgaben für ›Battlefront‹ eine abwartende Haltung zu empfehlen ist.

Fazit

›Star Wars: Battlefront‹ ist eines der aktuell schönsten Spiele auf dem Markt und wird jeden Fan der ersten Trilogie in Verzückung versetzen. Im Vergleich zu anderen »Spielen zum Film« hat es ein sehr hohes Niveau. Als Shooter bietet es zwar neue Impulse, opfert aber Spieltiefe, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Nach gut 30 Stunden wird bei vielen die Begeisterung schwinden, auch weil eine Einzelspieler-Kampagne fehlt. Gleichwohl wird diese Zeit wirklich in einer weit weit entfernten Galaxie verbracht.

| FLORIAN RUSTEBERG

Titelangaben
Star Wars: Battlefront
Digital Illusions CE / Electronic Arts
seit dem 17. November erhältlich für
PlayStation 4, Xbox One, Microsoft Windows.
ab 49,99€

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Sich dem Tod entgegenstellen

Nächster Artikel

Dekonstruktion des Superhelden

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Immer wieder diese Zombies!

Digitales | Resident Evil: Revelations 2 Kaum eine Serie hat es geschafft, seine Fangemeinde so zu spalten wie ›Resident Evil‹. Während Fans der ersten Ableger den glorreichen Tagen des Survival-Horrors nachtrauern, haben Neuzugänger Spaß mit actionreichem Zombie-Splatter nach ›Left-4-Dead‹-Manier. Mit ›Revelations 1 und 2‹ haben die Entwickler versprochen, sich stärker an den Wurzeln der Serie zu orientieren. Mehr Rätsel, fordernde Gegner und Gruselatmosphäre wurden von ›Revelations 1‹ dann auch geboten. Ob ›Revelations 2‹ seinem Vorgänger würdig bleibt oder eher ver-schlimm-bessert erfahrt ihr in unserem Test. Von PHILIPP LINKE.

Kein schöner Land

Digitales | Games: Rage All die Hochtechnologie umsonst! Was eine Gruppe von privilegierten Menschen vor der sicheren Auslöschung durch einen Kometen-Einschlag mit fatal-globalen Auswirkungen schützen soll, wird zu deren Hightech-Grab. RUDOLF INDERST wirft einen Blick auf seine mumifizierten Kollegen, ehe er als Avatar die sichere, aber arg begrenzte Bunkerwelt verlässt und in die gefährliche Welt von ›Rage‹ eintaucht.

Eine ganz neue Welt

Digitales | Games: No Man’s Sky Es fühlt sich schon wieder an, als sei ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem Developer Hello Games ›No Man’s Sky‹ zum ersten Mal bei den VGX Awards präsentierte. Und dennoch: Die Versprechen, die das kleine Team aus Guildford an diesen Tagen für ihre Weltraum-/Überlebenssimulation gegeben hatten, sind vielen Menschen lange Zeit in Erinnerung geblieben. Ein Spielraum, so groß, dass es niemandem möglich sei, ihn jemals komplett zu erkunden; Ganze 18 Trillionen (1018) Planeten sollte es geben, jeder mit einer einzigartigen Flora und Fauna, mit seinen eigenen klimatischen Bedingungen, die es zu erforschen und zu überwinden galt, kurz und gut: ein Traum

Never been better

Digitales | Games: Soul Calibur V Wie viel Platz ist auf einer Bühne voller Stars? Tekken steht da vorne rechts, gleich daneben Street Fighter … und wer ist das da? Ah, dieser Virtua Fighter! Selbst die zweite Reihe ist wieder einmal voll besetzt und macht Stimmung: BlazBlue: Calamity Trigger oder Marvel vs. Capcom! Doch da meldet sich das dämonischste aller Breitschwerter der Szene zurück – RUDOLF INDERST sieht sich Soul Calibur V an.

Wortreiche Zeiten

Digitales | Games: Torment: Tides of Numenera ›Planescape: Torment‹ hat seinen Platz in der Geschichte der Computerspiele sicher. Im Dezember 1999 (Januar 2000 in Deutschland) erschien das Spiel – entwickelt von Black Isle Studios –, das an den Erfolg von ›Baldur’s Gate‹ (Dezember 1998) anschließen sollte, aber bis auf die Äußerlichkeiten (Party mit sechs Figuren, pausierbare Echtzeit, vorgefertigte NPCs mit eigener Geschichte) eigentlich alles anders machte. Von JULIAN KÖCK.