/

Gum Gum Strohhut Power

Digitales | Games: One Piece World Seeker

»Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben. Sucht ihn doch! Irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt!« Mit diesen Worten läutete der einstige Piratenkönig Gol D. Roger das Piratenzeitalter ein, um das es in der Serie ›One Piece‹ hauptsächlich geht. Der Manga erschien bereits 1997 in Japan, die erste Anime Serie schaffte es schließlich 1999 ins Fernsehen. Die deutsche Erstausstrahlung kam dann im Jahr 2003. Doch obwohl wöchentlich neue Folgen der erfolgreichen Anime Serie erscheinen, ist das Ende der Saga noch ein ganzes Stück entfernt. Nicht verwunderlich, dass die beliebteste Manga- bzw. Anime Serie mit einem Titel in der digitalen Spielwelt bedacht wird. Aber ob ›One Piece World Seeker‹ auch ein echter Schlager wird? LINH NGUYEN hat eine Antwort darauf.

Games: One Piece World SeekerIm Gegensatz zu den meisten lizenzierten Anime-Titeln erzählt ›One Piece World Seeker‹ eine eigene Geschichte rund um die Strohhut Piraten Monkey D. Ruffy und seine Crew. Euer Abenteuer findet in Prison Island statt. Dort werdet ihr mit der Marine von Isaac und Jeanne, zwei Figuren, die nur für das Spiel selbst konzipiert wurden, konfrontiert. Neben der Marine gibt es zahlreiche andere Figuren und Dorfbewohner auf der Insel, denen ihr während eurer Reise begegnet und die für gewisse Haupt- und Nebenquests wichtig sind. Neben den Hauptquest-Reihen, die hin und wieder recht schön erzählt werden, trefft ihr auf NPCs, bei denen ihr Nebenaufgaben wie das Sammeln oder Bringen von bestimmten Objekten erfüllen könnt. Schade ist hier die Tatsache, dass die meisten Dialoge nicht vertont worden sind, weder auf Englisch noch auf Japanisch. Lediglich die spannenden Cutscenes enthalten Tonspuren von Ruffy und seinen Freunden. Es wurde Geld gespart und das – in meinen Augen – an falscher Stelle, denn eine Hauptstory mit stummen Dialogen ist nicht mehr zeitgemäß. ›One Piece World Seeker‹ verpasst hier die Chance, dem Spiel den entscheidenden Touch zu geben. Im Spiel selbst sind mir immer wieder die fehlenden Emotionen in bestimmten Situationen aufgefallen. Dies hätte durch gute Sprachaufnahmen prima umgesetzt werden können.

Gum Gum Kong Pistole!

In dem Open World Abenteuer werdet ihr in vielen Situationen mit Marine-Soldaten oder Marine-Offizieren konfrontiert. Beim Kampf selbst habt ihr die Möglichkeit zwischen dem Observationshaki und dem Rüstungshaki zu wechseln. Letzterer ist im Kampf von Vorteil, da ihr über schlagkräftige Attacken verfügt und auch mehr Schaden von Feinden aushaltet.

Nichtsdestotrotz fühlt sich das Kampfsystem von ›One Piece World Seeker‹ sehr altbacken und wenig dynamisch an, fast so, als sei das Spiel vor 15 Jahren entwickelt worden. Die KI ist nicht so clever und außer Button Smashing müsst ihr im Kampf auch nicht viel können. Zwar sehen manche Attacken wie der Gum Gum Gatling oder Redhawk zwar sehr schön und Anime-getreu aus, aber richtig umgesetzt fühlt sich das alles nicht an.

Im Laufe des Spiels bekommt ihr durch das Abschließen von Missionen Punkte, die ihr für eure Skills ausgeben könnt. Erstmal ist es schön, dass dieser Skill-Tree überhaupt vorhanden ist. Allerdings scheinen sich die Entwickler bei der Konzeption der Pfade, mit denen man Monkey D. Ruffy leveln kann, nicht sonderlich viel gedacht haben. Statt einen Startpunkt festzulegen, von der aus man bei jeder weiteren Freischaltung von Fähigkeit zu Fähigkeit springen kann, könnt ihr fast quer Beet eure Fähigkeiten freischalten. Eine Spezialisierung in Sachen Obeservationshaki oder Rüstungshaki müsst ihr dabei nicht beachten. Insgesamt haben die Entwickler nicht viele Ideen gehabt, um ›One Piece World Seeker‹ mit Rollenspielelementen zu füllen.

Open-World-tastisch

Heutzutage ist es schon nahezu fahrlässig, ein Spiel nicht als Open World Spiel zu entwickeln. Schließlich möchten die potentiellen Kunden auf ihre Kosten kommen und nicht schon nach 10 Stunden Spielzeit den Abspann sehen. Ein Spiel mit viel Erkundungsmöglichkeit und Nebenbeschäftigung ohne Ende. Aber bietet das ›One Piece World Seeker‹? Eine offene Welt ja, aber große Erkundungsmöglichkeiten? Nein! Schon nach wenigen Stunden habt ihr fast die komplette Insel erkundet und bis auf ein paar feindliche Marine-Soldaten, Dorfbewohner, Sammelsachen gibt es auf Prison Island nicht viel zu sehen. Auch bei den Nebenbeschäftigungen mangelt es an Inspiration. Hier hätte ich mir eher ein Spiel mit einer linearen und spannenden Story gewünscht, statt der Umsetzung eines schlimmtastischen Open World Spiels.

Fazit

Das Open World Spektakel ›One Piece World Seeker‹ hat mich trotz der tollen Lizenzierung und des doch so charmanten Designs nicht überzeugt. Das Open World Design ist altbacken und passt leider nicht mehr in die heutige Zeit. Das Kampfsystem ist auch sehr bescheiden, hier hätte man deutlich mehr machen können. Am schlimmsten ist aber die Lieblosigkeit, insbesondere bei der Ausgestaltung der Geschichte um den Strohhut-Piraten. Abgesehen vom gelungenen Intro ist die Hauptstory leider überhaupt nicht schön erzählt. Es erscheint fast so, als sei ›One Piece World Seeker‹ ein Low Budget Spiel geworden. Sehr schade!

LINH NGUYEN

 

Hat gefallen
  • erzählt eine eigene Geschichte der erfolgreichen Serie
  • schönes Charakterdesign der Strohhutpiraten und Nebencharaktere dank Lizensierung
  • Offene bunte Spielwelt mit schönen Orten
Hat nicht gefallen
  • es kann nur der Hauptcharakter Monkey D. Ruffy als Figur gespielt werden
  • offene Spielwelt ohne Action und Nebenbeschäftigung
  • Außer weniger Filmsequenzen, Dialoge ohne Synchronisation
  • Schlechte Gegner-KI
  • schlechtes Kampfsystem
  • technische Umsetzung ohne Liebe und insgesamt schlecht umgesetzt
63%

 

Titelangaben
One Piece World Seeker
Bandai Namco
erhältlich für PlayStation 4, Xbox One, Microsoft Windows

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Erotik oder Fernsehen?

Nächster Artikel

Ein reizbarer und streitbarer Philosoph

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Die ›Skyrim‹-Tagebücher: Teil 2

Digitales | Games: Die ›Skyrim‹-Tagebücher: Teil 2 Überwältigt und überfordert von Möglichkeiten versucht sich DENNIS KOGEL gar nicht erst an einer Rezension, sondern erzählt viel lieber Geschichten aus ›Skyrim‹. Hier ist Teil 2 der Skyrim-Tagebücher, Teil 1 gibt es hier.

Komm später wieder – oder gar nicht

Digitales | Games: Dark Souls Das war es. Nach etwas mehr als 48 Stunden sind ›Dark Souls‹ und ich fertig miteinander. Und das, ohne dass ich den Abspann des Rollenspiels gesehen hätte. Denn ich habe es nicht geschafft, der letzte aller Gegner bleibt unbesiegt stehen. Und VOLKER BONACKER ist nicht im Mindesten unglücklich darüber.

Der Reiz des Bösen

Digitales | Games: Tyranny »Der strahlende Held ist tot«, muss sich Rian Johnsson wohl gedacht haben, als er 2017 Luke Skywalker von einer der ikonischsten Heldenfiguren moderner Popkultur zu einem ambivalenten Antihelden degradiert hat. Obwohl das vielen ›Star Wars‹ Fans sauer aufstieß, folgt der Regisseur lediglich modernen Trends. Ambivalente – ja gar böse – Charaktere erobern die Medien. Nur zu gerne beobachten wir einen Walter White in der Serie ›Breaking Bad‹ beim langsamen Aufstieg zum Drogenboss. Nur zu gerne schlüpfen wir in ›Red Dead Redemption‹ oder ›GTA‹ in die Rolle eines Schwerverbrechers. Aber es geht noch übler: in ›Tyranny‹ vom Entwickler

Märchen von Zestiria

Digitales | Games: Tales of Zestiria V Das neuste Spiel der ›Tales‹-Serie verspricht feinste japanische Rollenspielkost mit tapferen Hirten und mystischen Seraphim. Wir haben jede Menge Schleime und Fledermäuse verprügelt, Freundschaften mit Ritter-Prinzessinnen geknüpft und uns durch schier endlose Dialoge geklickt, um die Märchen von Zestiria zu erfahren. Von PHILIPP LINKE.

Die Rückkehr der Zinnfiguren

Digitales | Essay: Über den Reiz von ›World of Tanks‹ Rechnet man die Kampfpanzer im Dienst der Armeen weltweit zusammen, dann kommt man auf die Zahl von 110.250 aktiven Panzern. Geht man davon aus, dass ein solcher Panzer im Schnitt vier Mann Besatzung hat, dann gibt es derzeit ca. 441.000 Soldaten, die hauptberuflich Panzer fahren. Mit Ausbildern und Reservecrews kommt man dann vielleicht auf eine halbe Million Panzerfahrer. Das klingt viel, ist aber kein Vergleich zur Anzahl der virtuellen Panzerfahrer. Ein Essay von JULIAN KÖCK.