Digitales | Games: Sword Art Online: Last Song
Mit ›Sword Art Online: Lost Song‹ veröffentlicht Bandai Namco bereits den zweiten Ableger zur beliebten, gleichnamigen Anime-Reihe. Entwickler Artdink versprach dieses Mal eine große Verbesserung zum Vorgänger, sodass wir nicht widerstehen konnten und das Spiel genauer unter die Lupe genommen haben. Von DANIEL MEYER.
›Sword Art Online‹ ist wohl einer der wenigen Animes, in denen sich Faszination und Frustration gleichermaßen begegnen. Faszination über eine anfangs ernst zu nehmende, zunehmend düster werdende Geschichte, in der Protagonist Kirito zusammen mit anderen Spielern in einer virtuellen Welt gefangen genommen wurde, gezwungen die einzelnen Level eines Online-Rollenspieles mit dem Einsatz ihrer Leben zu meistern. Und dann die Frustration eines eher schwachen, zweiten Teiles, in dem der junge Held erneut in ein Spiel namens ›Alfheim Online‹, einer bunten Welt voller Feen und Magie, ohne wirkliches Risiko oder schwerwiegende Gefahr, eintauchen muss, um die letzte verbleibende Person aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Die drastischen Änderungen innerhalb des zweiten Handlungsstranges stießen dabei in vielen Fällen auf solchen Unmut, dass ›Sword Art Online‹ seit jeher als zweischneidiges Schwert angesehen wird.
Die Story dünn wie Elfenflügel
›Lost Song‹ setzt direkt nach Ende des umstrittenen zweiten Teiles an und versucht die im Anime zu vermissende Tiefe durch einen zusätzlichen Handlungsstrang zu verbessern: Kirito und seine Freunde bekommen die Möglichkeit neue Gebiete innerhalb von ›Alfheim Online‹ zu erkunden und deren Mysterien mitsamt zugehörigen Monstern und Dungeons zu bezwingen. Die ersten Probleme entstehen jedoch, als die kleine Gruppe in Kontakt mit der mysteriösen Gilde Shamrock tritt, die, angeführt von einem kleinen Mädchen, Idol und Super-Genie, fortan versucht ihnen den Titel als beste Spieler in ›Alfheim Online‹ streitig zu machen. Leider belässt es ›Lost Song‹ größtenteils auf dieser Begebenheit und verzichtet in dem immerhin ca. 20-stündigen Verlauf auf jede Art von ernsthafter Problematik. Die Story bleibt konstant hauchdünn und versucht lediglich durch kleinere Slapstick-Einlagen oder Nebengeschichten etwas Abwechslung in die sonst sehr einseitigen Dialoge zu bringen (und selbst die sind in den meisten Fällen voller Klischees).
Frei wie ein Vogel
Das innovativste Konzept in ›Lost Song‹ stellt wohl das duale Kampfsystem dar. In ›Alfheim Online‹ seid ihr in der Lage, euch sowohl am Boden als auch in der Luft zu bewegen bzw. zu kämpfen. Der Wechsel zwischen Flug- und Laufmodus erfolgt dabei durch einfaches Tippen auf dem D-Pad und fühlt sich über lange Strecken angenehm flüssig an. Anders als im Vorgänger ›Hollow Fragment‹ setzt ›Lost Song‹ zudem auf weit mehr Action – diskursive Befehlsketten wurden durch einfachere Live-Action Elemente á la ›Kingdom Hearts‹ ersetzt, sodass euch nun eine Reihe von normalen und schweren Angriffen, Block- und Kontermöglichkeiten sowie einige Spezialfähigkeiten wie Magie und Waffenskills zur Verfügung stehen, die es zeitnah gegen verschiedene Gegner anzuwenden gilt. Die zu besiegenden Monster findet ihr dafür nun in recht groß entworfenen, offenen Welten oder einzelnen Dungeons, die ihr zum Teil mehrmals besuchen dürft. Grafisch ist ›Lost Song‹ allerdings sicherlich kein Meisterwerk. Die zum Teil kargen und wiederholt eingefügten Elemente lassen an der Originalität des Spiels zweifeln, rufen jedoch in den ersten Momenten auch alte, durchaus nostalgische RPG-Erfahrungen hervor.
Für die ersten Stunden
Man muss zugeben, das Konzept von ›Lost Song‹ machte beim Anspielen wirklich Spaß. Das stumpfe Verhauen von Skeletten, Greifen und anderen mythischen Wesen besitzt durchaus seinen Reiz und lässt sich einwandfrei mit dem simplen Flugsystem kombinieren. Nach einigen Stunden sollte es dem einen oder anderen aber schnell langweilig werden. Spätestens ab der zweiten oder dritten Welt stellt man fest, dass sich sowohl normale als auch Endgegner mehrmals wiederholen und die Hauptgeschichte lediglich aus dem Abrastern immer gleich aussehender Dungeons besteht. Das eingebaute Skillsystem bietet hier ebenso keinen wirklichen Tiefgang. Zwar lassen sich durch das Beseitigen von Gegnern neue Magie- und Waffenfertigkeiten freischalten, die simplen Kampfmechaniken zwingen allerdings dazu, konsequent die gleiche Schlagabfolge zu benutzen und so neu erworbene Fähigkeiten der Effektivität halber zu vernachlässigen.
Erfrischender Multiplayer
›Lost Songs‹ rettendes Element ist womöglich in seinem gut durchdachtem Multiplayer-Modus zu sehen, der sowohl 3-Spieler-Kampagnen gegen verschiedene Gegnerhorden als auch 1-gegen-1-Kämpfe in Arenen vorsieht. Das Verbinden mit anderen Spielern verlief zu jeder Zeit problemlos und gab der Atmosphäre die Frische der ersten Stunden zurück – speziell Duelle gegen andere Spieler sind sehr zu empfehlen, um einmal das volle Potenzial des Kampfsystems zu erkennen.
Fazit
›Sword Art Online: Lost Song‹ ist kein schlechtes Spiel, doch es mangelt an Qualität und Tiefe. Zu häufig werden Areale und Gegner recycelt, dem Spieler zu wenige Möglichkeiten gegeben, sich zu individualisieren oder auf irgendeine Art in das Spielgeschehen mit einzubringen. Hardcore-Fans des Anime werden sicherlich ihren Spaß haben (bekannte Charaktere können selbst gesteuert werden), allen anderen, vor allem Spielern ohne ›Sword Art Online‹-Erfahrung, sei vom Kauf abgeraten. Erstes Anspielen und der Multiplayer-Modus machen zwar Spaß, trösten jedoch nicht über den Verlust von 50€ hinweg.
| DANIEL MEYER
Titelangaben
Sword Art Online
Bandai Namco
erhältlich für PlayStation Vita,PlayStation 4
51,99€ UVP