Digitales | Nintendos Post-E3-Event in Frankfurt
Kaum war die weltweit meistbesuchte Videospielmesse E3 vorbei, lud Nintendo of Europe bereits zu einem Post-E3-Event nach Frankfurt ein. Denjenigen, die nicht nach LA reisen konnten, wurde ein exklusiver Einblick auf die Newcomer-Titel ermöglicht. Neben dem lang ersehnten ›The Legend of Zelda: Breath of the Wild‹ hatte Nintendo noch einige Überraschungen mehr auf Lager. PHILIPP LINKE war vor Ort, lauschte den spannenden Präsentationen und spielte sich durch die Reihen.
Ohne Zweifel stand das neue Zelda-Abenteuer im Mittelpunkt der Konferenz. Doch auch Spielegiganten wie ›Paper-Mario: Color Splash‹ für die WiiU oder Klassiker wie ›Mario Party‹ für den 3DS sorgten für Aufsehen. Zusätzlich waren Demoversionen von ›Dragon Quest VII‹, ›Monster Hunter Generations‹ und einigen 3DS-Titeln zum Testen verfügbar – also alles, was Rang und Namen hat.
The Legend of Zelda: Breath of the Wild (Wii U)
Das neue Zelda bricht mit alten Traditionen. Der Spieler erhält mehr Freiheiten als je zuvor und eine riesige, offene Welt ohne Ladezeiten. Und in der gibt es nichts, was nicht erreicht werden könnte! Der Held Link (ja, Link heißt der Protagonist, nicht Zelda) lässt sich frei durch die Welt bewegen, neuerdings sogar vertikal, denn er kann im neuen ›Breath of the Wild‹ an jeder beliebigen Wand klettern. In der vorgestellten Demo-Version stand nur ein Gebiet zur Verfügung: die Große Ebene; doch die machte ihrem Namen bereits alle Ehre. Das Gelände ist so weitläufig, dass sich in den spielbaren 15 Minuten nur ein Bruchteil erkunden ließ, bevor sich die Testversion automatisch beendete. Doch das Gesehene gefiel.
Zu Beginn ist Link schon mit einigen Gegenständen ausgestattet wie bspw. einer Bombe mit Fernzünder, einem magischen Magneten und zwei verschiedenen Kleidungsstücken. Mit einer Fackel kann eine nahe gelegene Feuerstelle entzündet und ein paar Mahlzeiten für das bevorstehende Abenteuer vorbereitet werden. Durch die Kombination verschiedener Zutaten lassen sich Rezepte herausfinden, die Links Lebensenergie wiederherstellen oder kurzzeitige Effekte haben, wie verbesserte Ausdauer oder Kälteresistenz.
Mit Schwert und Schild bewaffnet geht es in einen Kampf gegen eine Meute roter Goblins (Bokoblin). Neuerdings kann sich Link auch anschleichen, um seine Gegner mit einem Überraschungsangriff zu überrumpeln. Leider fehlt das Geschick und Link wird umgehend von drei Goblins umzingelt. Einer davon besitzt einen flammenden Speer, der das Holzschild kurzerhand verbrennt. Ein anderer feuert Pfeile und wirft Granaten. Keine Chance! Erst später kommt raus, dass die Goblins mit einem gut getimten Schwerhieb hätten entwaffnet werden können und sich die Granaten – wie beim Baseball – auch zurückschleudern ließen. Offensichtlich bietet das Kampfsystem also deutlich mehr Variation als die gewohnte Block- und Konter-Methode. Auch die Umgebung lässt sich mit ein paar Ideen zum Vorteil nutzen, indem zum Beispiel das Gras um das Goblinlager in Flammen gesetzt oder ein Felsbrocken vom Vorsprung gerollt wird.
Und Feuer bleibt eine gute Sache. In einem kälteren Gebiet muss sich Link warm halten, da er sonst durch die Kälte Lebensenergie verliert. Neben einem gemütlichen Lagerfeuer helfen auch warme Klamotten oder scharfes Essen kurzfristig gegen das Frieren.
In einem anderen Szenario muss ein Fluss überquert werden. Erst werden Bäume gefällt, in der Hoffnung, sie mögen quer im Flussbett zum Liegen kommen. Leider klappt das nicht ganz nach Plan, sodass Links neues Werkzeug ausprobiert wird: der magische Magnet. Mit dem kann eine alte Metalltür aus einer nahen Ruine als Brücke verwendet werden und nebenbei hilft er noch beim Angeln von Schatztruhen – sehr praktisch. Kurz darauf ist die Demo leider schon vorbei.
Allgemein ist der gewonnene Eindruck, der sich beim Spielen der Demo und beim Beobachten anderer Tester ergab, durchweg sehr positiv. Die vielen physikalischen Spielereien, wie rollende Steine, brennendes Gras oder die schwimmenden Baumstämme, erlauben eine große Vielfalt an Interaktionen mit der Umgebung und laden zum Experimentieren ein. Somit gibt es nicht nur einen richtigen Weg, sondern viele individuelle, um das Ziel zu erreichen. Dank Links neuer Kletter- und Schleich-Fähigkeiten hat der Spieler mehr Freiheiten und auch das Kochen und Herstellen anderer Gegenstände, Kleidung und Waffen ist eine sinnvolle Erweiterung, die das Sammeln lohnenswert macht. Die einzige Sorge gilt momentan der sehr dünnen Besiedlung des Demo-Gebiets. Sofern das fertige Spiel aber Dörfer und Siedlungen voller Menschen und anderer Völker enthält, steht dem Erfolg von ›Breath of the Wild‹ nichts mehr im Wege. Allerdings dauert es noch ein wenig, denn das neue Zelda ist erst für 2017 angekündigt.
Paper Mario: Color Splash (Wii U)
Bei ›Paper Mario‹ handelt es sich um eine Gaming-Serie, die Rollenspiel und Papierbastelkunst im Mario-Universum vereint. In ›Color Splash‹ befindet sich Mario auf einer tropischen Insel, die an ›Mario Sunshine‹ erinnert. Bei Marios Ankunft sind alle Toads in Vorfreude auf ein bevorstehendes Festival. Die Dialoge sind ›Paper Mario‹-typisch voller Wortwitz und Selbstironie. Begleitet wird der berühmte Italiener von einem sprechenden Farbeimer, der vor allem zu Beginn viele wichtige Tipps gibt.
Am Strand warten ein paar hüpfende Fische (Cheep-Cheeps), die bei Kontakt den Kampf beginnen, der RPG-typisch rundenbasiert abläuft. Auf dem Gamepad-Bildschirm wird eine Karte ausgewählt, die Mario die Anweisung gibt, auf den Gegner zu hüpfen, seinen Farbhammer einzusetzen oder Feuerbälle zu werfen. Die Möglichkeiten sind durch die verschiedenen Kartentypen bereits zu Beginn groß. So können zum Beispiel auch Helfer wie Koopas oder Gumbas in den Kampf geschickt oder Spezialitems wie der Feuerlöscher oder die Winkekatze gebraucht werden. Jeder Karte wird zuvor eine bestimmte Menge an Farbe zugewiesen, wodurch die Stärke des Angriffs beeinflusst wird. Um die Farbreserve wieder aufzufüllen, kann überall in der Welt gesucht und in Grasbüscheln, Sonnenschirmen oder Palmen gefunden werden. Ganz konsequent verlieren die Gegner an Farbe, wenn sie Schaden nehmen.
Außerhalb der Kämpfe gilt es – ganz klassisch – Münzen zu sammeln und Geheimverstecke zu entdecken. Sollte dabei mal eine Wand im Weg stehen, kann sie mithilfe des Gamepads ganz einfach aus der Welt herausgeschnitten werden. Schließlich gilt es innerhalb eines jeden Levels einen Farbstern zu finden, welcher der Welt ihre Farbe zurückgibt und damit neue Level freischaltet. Nicht selten werden diese Sterne jedoch von fiesen Endgegnern bewacht, deren Kämpfe meist eine gewisse Taktik oder ein besonderes Item erfordern.
›Paper Mario: Color Splash‹ scheint ein unterhaltsames Farbfestival zu werden. Die kurzen Ausschnitte, die gezeigt wurden, haben stets durch ihren Witz und Gute-Laune-Atmosphäre überzeugt. Ob das Kampfsystem auch langzeitig motiviert oder zu eintönig ist, wird sich erst nach Release des Spiels, ab dem 7. Oktober, zeigen.
Dragon Quest VII (3DS)
Das bisher nur in Japan erhältliche Remake von ›Dragon Quest VII‹ (DQ7) hat es nach Europa geschafft. Jede Menge klassische Rollenspielkost wartet auf Fans der Serie, die hierzulande hauptsächlich durch ›Dragon Quest 8‹ auf der Playstation 2 und ›Dragon Quest 9‹ auf dem Nintendo DS bekannt ist. Im siebten Teil gibt es wieder ein Team aus bis zu vier Abenteurern, die versuchen, die Welt zu retten. Dieses Mal geht es in die Vergangenheit, um mehrere Inseln nacheinander von Monstern zu befreien, sodass sie in der Zukunft weiter existieren können. Als Verbesserung gegenüber der Originalfassung aus dem Jahr 2000 ist an erster Stelle die komplett überarbeitete 3D-Grafik zu erwähnen. Auch die Kampfanimationen wurden erweitert und im Kampf wird das gesamte Team (ebenfalls in 3D) gezeigt, anstatt eines Gegnerbilds. Da klassische Rollenspielkost unter aktuellen Spielen schwer zu finden ist, bietet DQ7 einen willkommenen Eintrag in der Spielebibliothek des 3DS. Das Releasedatum ist noch nicht bekannt.
Mario Party: Star Rush (3DS)
Ein neues ›Mario Party‹ Spiel steht vor der Tür aller 3DS-Besitzer. Anders als in bisherigen ›Mario Party‹-Ablegern läuft Toad (denn jeder spielt Toad in verschiedenen Farben) über ein Schachbrettähnliches Spielfeld mit verschiedenen Aktionsfeldern. Das heißt, es muss gut überlegt werden, ob es auf direktem Weg zum nächsten Stern geht oder doch lieber das ein oder andere Item eingesammelt wird. Da im lokalen Multiplayermodus jeder auf seinem eigenen 3DS spielt, würfeln alle Spiele gleichzeitig und planen ihren Weg. Jeder Stern wird von einem Boss bewacht und der Kampf startet, sobald der Erste den Boss erreicht. Dadurch erhält er einen kleinen Vorteil, da er das Minispiel früher beginnen kann. Auf dem Spielbrett lassen sich zudem Helfer aus dem Mario-Universum sammeln, die dann in den Bosskämpfen auf eigener Seite mitspielen. Bei den Minispielen geht aber grundsätzlich niemand leer aus, da auch Münzen gesammelt werden, die mit je 10 Einheiten einem Stern entsprechen. Ein Online-Modus existiert leider nicht, sodass sich Spieler tatsächlich im echten Leben treffen müssen, um am Bildschirm spielen zu können. Im Singleplayer-Modus macht es eh nur halb so viel Spaß. Der Release des Spiels ist für den 7. Oktober geplant.
Severed (Wii U, 3DS)
Ein Spiel, das aus der Masse an Fortsetzungen und Remakes herausragt, ist ›Severed‹. Dieses sehr düstere Spiel wurde von den Machern von ›Guacamelee‹ entwickelt und erschien bereits für die Playstation Vita, wobei das Spiel starken Gebrauch am Touchscreen nimmt. Gespielt wird die einarmige Schwertkämpferin Sasha, die auf der Suche nach ihrer Familie ist und diese in einer Welt voller Monster zu finden versucht. Auch wenn der Grafikstil sehr einfach gehalten ist und ein bisschen an ›Paper Mario‹ erinnert, sehen die Monster aus, als seien sie dem finstersten Alptraum entsprungen. Mit geschickten Schwerthieben, die mit dem Touchscreen vollzogen werden, lassen sich die Schwachstellen der Monster bearbeiten oder Angriffe parieren. Der Clou an der Sache: Die Monster umzingeln gerne und eine abwechselnde Verteidigung in alle vier Richtungen ist vonnöten. Eine Anzeige für jede Seite zeigt an, wann die Gegner aus den verschiedenen Richtungen angreifen.
Wie in einem klassischen Dungeon-Crawler kann sich nur in vier Richtungen bewegt werden. In einigen Räumen verstecken sich Hinweise auf die vermisste Familie oder Schlüssel. Selbst hier bleiben schwierige Bossgegner nicht aus, die aber bei Erfolg nette Gegenstände mit besonderen Fähigkeiten hinterlassen. Zudem lassen sich Sashas Fertigkeiten verbessern, indem einzelne Körperteile der Monster abgetrennt werden. ›Servered‹ wendet sich demnach eindeutig an ältere Spieler, die auf Grusel und Schwertkampf stehen. Zerstückeln lassen sich dich Monster schon in diesem Sommer.
| PHILIPP LINKE