/

Nullte Stunde

TITEL-Textfeld | Peter Engel: Nullte Stunde

Ich atme mit dem Unterarm
und schlucke mit den Augen,
mit meinen Haaren höre ich,

du wirst es mir nicht glauben,
wie ich auch mit dem Herzen seh
und rieche mit dem Munde,
es ist nicht die verkehrte Welt,
es ist die nullte Stunde.
Es ist die Zeit, die es nicht gibt,
das kleine Loch im Tage,
durch das die Welt sich kurz verkriecht,
was ich nicht weitersage,
der Spalt, die Lücke, das Versteck,
worein die Dinge fallen,
und plötzlich ist der Sinn ganz weg,
dann kommt er wieder – und mit Krallen.

| PETER ENGEL

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Dub Be Good To Me: An Interview With Kenneth Christiansen

Nächster Artikel

Mein Steinzeitschaber

Weitere Artikel der Kategorie »Lyrik«

Das Meer in uns

Lyrik | René Steininger: In Margine Die Tier- und Pflanzenwelt steckt voller verborgener Bezüge, Erinnerungen und Schwingungen. Seltsame Allianzen ergeben sich da, von denen der Mensch, wenn er nicht Biologe ist oder affizionierter Fan von Grenzen normaler Sichtbarkeit und Hemdsärmelnähe überschreitenden Naturdokus, noch nie gehört hat. – Betrachtungen zu René Steiningers neuestem Lyrikband In Margine. Von ROBERT SCHWARZ

Abgeplatztes Stück

Lyrik | Peter Engel: Abgeplatztes Stück

Wie ein Daumennagel groß,
taubenblau auf einer Seite,
auf der anderen weiß,
doch an welchem Buchrücken fehlt es
und hinterließ einen Schaden?

Der Dichter der Shoah

Sachbuch | Lyrik | Bertrand Badiou: Paul Celan

Er gelangte mit seiner Sprache an die Grenze des Sagbaren. Seine ›Todesfuge‹, im Jahr 1947 erstmals veröffentlicht, wurde zu einem der berühmtesten deutschen Gedichte nach 1945 - auch durch die Verszeile »… der Tod ist ein Meister aus Deutschland«. Es wird gelesen, wiedergelesen und Interpretiert als eines der eindrücklichsten Versuche, das Grauen der Shoa mit lyrischen Mitteln zu fassen. Von DIETER KALTWASSER

»…was bleibet aber, stiften die Dichter« (Hölderlin)

Jugendbuch | Stephanie Jaeckel: Hölderlin leuchtet

Hölderlin leuchtet. Und ein ganz besonders Buch schafft es, ihn wirklich zum Leuchten zu bringen. Nicht nur für die, die Germanistik studiert und sich in sein Werk vertieft haben. ANDREA WANNER findet, er leuchtet tatsächlich für alle.

Neulich in der Botanik (1)

Lyrik | Vierzeiler der Woche – von Michael Ebmeyer  Dieser Baum ist Lebensraum doch jener nicht, man glaubt es kaum