Lyrik | Vierzeiler der Woche – von Michael Ebmeyer
Woher wohin woraus worüber
wie viel wie weit wie blöd wieso?
so fragt das Ich sein Gegenüber
im Sonderzug nach nirgendwo
| MICHAEL EBMEYER
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Lyrik | Martin Jürgens: Nichts geht mehr
Ja, wir als Paar: Kopf in
Den Wolken, versessen
Aufs Leben, die Haare
Immer im Wind.
Alles vorbei und
Fast schon vergessen:
Die Jahre, die guten,
Die Jahre, die scharfen
Die Jahre, die hinter uns sind.
Lyrik | Hartwig Mauritz: rumor der frösche auf den dünnen flächen der physik Der neue Gedichtband rumor der frösche auf den dünnen flächen der physik von Hartwig Mauritz. Gelesen von STEFAN HEUER.
TITEL-Textfeld | Slata Kozakova: Gedichte In meinem Bad liegt eine Nixe Sie sang mir zu, ich schleppte sie Fünf Treppen hoch an roten Haaren Tönt das Korallenpulver gut Wie schminkst du deine grünen Lippen Wie trennst du Schuppen von dem Hals Und deine Finger ohne Nägel Gekrümmt in Kiemen, sind so weich Und lautlos schäumt sie — beste Pflege Mattierend, glättend, eisenreich
Lyrik | Martin Jürgens: Advanced Science
1 Gelungen scheint der Prototyp: Gewebe,
Blutgefäße, Kammern – alles da und
Vorzeigbar und clean und herzig rot wie
Eine reife, übersüße Frucht, wenn dieses
Bild nicht lügt, doch kleiner als das
Hasenherz, das furchtsame, das einer
Kirsche gleicht, so klein wie das, was eine
Schwangere, glaubt sie, nachts unter ihrem
Herzen schlagen fühlt, und von der
WAHREN GRÖSSE unsres Herzens,
Wie sie seit je in Schrift und Bild
Und Ton bemessen und gefeiert
Wird, so weit entfernt wie wir
Vom Sternbild des Orion
In einer Winternacht.
Aufgeplustert vom Morgenwind
der vertäute Sonnenschirm,
als vergessene Erinnerung
steht er auf der Terrasse
und ruft mit seinem verschossenen
Blau den Sommer wieder herauf.