Die Hand an der Wand / Fledermaus

Lyrik | Renate Ammon: Die Hand an der Wand / Fledermaus

Die Hand an der Wand
 
Die Hand an der Wand
weiß wie das Weiß
meiner Augen

blickt über die
wandernden eilenden
Tiere
die sie meißelt färbt
ritzt in den Stein
kopfunter kopfüber
die sie verwundet
mit dem Pfeil
Blut entspringt
dem Hinterleib
fliegt auf
in roten Fetzen
das Tier jagt weiter
sie schreibt ein
Wesenszeichen
füllt Linien und Leib
mit großen Punkten
kleinen Seelen
sie mischen sich und
wandeln sich
sie laufen übereinander
weg
ein Fisch schwimmt
über den Rücken des Pferdes
Mammut Antilope
Pferd und die Löwin
hineingeboren der Mensch
ein zerbrochener Jäger

der Mensch schaffe den Göttern gleich
und ist Geschöpf
richte zur rechten Hand
vernichtet

Fledermaus

Er verjagt und gebannt
bleibt ihr und flieht
verirrt und vogelscheu
in jede Nacht auf Streifzug
zu Gräbern und zu anderen Betten

sie die alle Gebärende
alles Verbrennende entsteigt
den weißen Tüchern
des Bettes
sie die Verlassene

eine Fledermaus heftet sich
meinem Brustfell an
ein Autist gab
dem Flügelschlag die Melodie
ich berge sie mit Glut

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Stage Dives And White Noise: An Interview With Cajsa Siik

Nächster Artikel

Die Riten der Erwachsenen

Weitere Artikel der Kategorie »Lyrik«

Die Sucht, die nie verging

Menschen | Neue Gedichte zum 85. Geburtstag des Schriftstellers Cees Nooteboom

Der poetische Weltenbummler Cees Nooteboom hat noch einmal eine neue Inspirationsoase gefunden. »Es ist kalt und nicht so angenehm, aber sehr schön, und die Nordsee ist sehr wild. Das war eine wunderbare Atmosphäre«, bekannte der niederländische Autor über die westfriesische Insel Schiermonnikoog. Dort und in seiner Zweitheimat Menorca sind die Verse des neuen Gedichtbandes ›Mönchsauge‹ entstanden. Ein Porträt von PETER MOHR

Wir träumten der Welt einen Hafen

Lyrik | Stefan Heuer: Herzstück Stefan Heuers Gedichtband herzstück geht den tieferen Bedeutungsschichten von Sprichwörtern, Sprüchen, den Versatzstücken der Sprache nach. Von HARTWIG MAURITZ

Blätter

TITEL-Textfeld | Susanne Spielberger: Blätter Grün, gelb, braun, Ast. Wachsen, fallen, voller Hast Schneiden in des Lebens Gast Stunden, Tage, ohne Rast.

Im Dämmerlicht

Textfeld | Christian Saalberg: Zwei Gedichte IM WEISSEN HOF vor der Treppe zum Schloß stößt man auf eine hohle Gestalt, einen Mann, der Das ewige Leben verschenkt.

Nimm und lies

Lyrik | Martina Weber: Erinnerungen an einen Rohstoff Martina Weber, Jahrgang ’66, Lyrikerin, Juristin. Heinrich-Vetter-Preis, Georg-K.-Glaser-Förderpreis, Frankfurter Autorenstipendium. Zahlreiche Veröffentlichungen von Lyrik in renommierten Zeitschriften und Anthologien. Verfasserin eines Standardwerks zum Schreiben und Vermarkten von Lyrik. Erinnerung an einen Rohstoff ist ihr erster Gedichtband (Poetenladen, Leipzig, 2013). Von CHRISTOPH SCHWARZ