/

Gedichte

Textfeld | Wolfgang Denkel: Gedichte

Ohne jeden Klang

Ein Heben des Kopfes
ein Blick zum Feld
damit die Weite mich
entstöre. Friedlich
durchrauschen mich
die Unvereinbarkeiten
Ein Kinderatem
hebt die Brust
des in die Jahre Verirrten
Über das Schlüssel-
bein streicht wie
eine Feder die
Gunst. Ohne
jeden Klang

Stäube

Die Welt kein Stäubchen
besser als du
Das will gelernt sein

Triumph

Von allem Großen hab ich
nur den Namen, die Ungewißheit
                               und den Wunsch.
Das Beiläufige hingegen
beschenkt mich immerfort,
mit leichter, dünkelloser Geste

An der Nachtampel das
sonore Kraftgeräusch eines
alten englischen Motorrads.
Wie aus einer Zeit tiefer Unschuld
                      klingt es zu mir hinüber

 

| WOLFGANG DENKEL

Wolfgang Denkel wurde 1958 geboren, er lebt als Schriftsteller, Maler und Bildhauer in Hamburg. Er veröffentlichte Prosa im Grazer Literaturverlag Droschl und im Hamburger Verlag Literatur-Quickie. Die Sammlung ›Schulterblatt‹ ist sein erster Gedichtband, er erscheint dieser Tage in der Edition Hammer + Veilchen, Hamburg.

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Die Giftmischer

Nächster Artikel

Gänsehaut

Weitere Artikel der Kategorie »Lyrik«

Allianz von Wort und Wahrheit

Menschen | Karl Krolow zum 100. Geburtstag Vor 100 Jahren (am 11. März) wurde Georg-Büchner-Preisträger Karl Krolow geboren. PETER MOHR über Leben und Werk des herausragenden Lyrikers.

Drei Gedichte

Lyrik | Peter Engel: Drei Gedichte

Wassermaler

Gleich kippt die Welle
und schwappt ins Zimmer,
flutet es mit grünlicher
Bläue und schlägt Gischt
an die Decke, brandet
ins Auge des Betrachters.

In Tuwa / Insektendompteur

Lyrik | Anette Hagemann: Gedichte In Tuwa Zwei Straßen nur führen nach Kysyl, und es reiten dort die Jungen und die Alten einhändig auf den Pferden: Als geschmeidige Zentauren bewegen sie sich durch die Steppe, die so weit ist, wie die Gesänge kehlig klingen und der Blick mancher Augen ins Unabsehbare geht – umgeben von Falten, verschmitzt, wie geschnitzt, genauso wie die Seen hier von Zweigen und Strauchwerk umgeben sind. Und manchmal gurren die Kamelkälber am helllichten Tag wie geschwätzige Uhus und in der Hauptstadt gründen die Schamanen Gemeinschaftspraxen

Form folgt Funktion

Lyrik | Vierzeiler der Woche – von Michael Ebmeyer   Das Runde muss ins Eckige wir andern bleiben hier

Diogenes erwacht

Lyrik | Vierzeiler der Woche – von Michael Ebmeyer   Guten Morgen, liebe Sonne sag, wonach steht dir der Sinn?