Ein Sturm beginnt so plötzlich, dass Vögel, die sich in der Luft befinden, hin und her getrieben werden wie welke Blätter.
Für den, der nichts ändern will, gibt es immer noch das Gewissen, als bequeme Lösung. Nicht nur das gute Gewissen ist ein Ruhekissen, sondern das Gewissen überhaupt. Es bietet die Möglichkeit, Notwendiges zu unterlassen, es nimmt gerne auf sich.
Die Gewöhnung an die Liebe ist eine Zerstörung.
Aus dem Baum hell der Laut des kleinen Vogels.
Aus der Luft dunkel der Laut des großen Vogels.
Braune, durchblutete Sommerhände und blasse, trockene Winterhände.
Ein Land, in dem die Wahrheit in Dezibel gemessen wird.
Romantik: Mach mich glücklich, sonst kannst du was erleben.
Die meisten verlassen sich beim Rechnen zu sehr auf die Mathematik.
Eine geistige Immobilie, aber mit Garten und kiesbestreutem Anweg.
Ein durch seine Geschicklichkeit verdorbener Mensch.
Es lebe das Haus des müden Feuers, die tägliche Liebe, die wie Brot riecht vom Vortag.
Die meisten Details wenden sich an die Faulheit der Vorstellungskraft. Sie wirken verflachend, nicht vertiefend.
Auf die Heilsamkeit des Unbekömmlichen achten.
Lesen. Nach spätestens zwei Seiten muss ich das Herz des Autors schlagen hören, sonst verlier ich das Interesse.
| WOLFGANG DENKEL
Wolfgang Denkel, Jahrgang 1958, lebt nach einem Studium der Germanistik und Philosophie als Schriftsteller, Maler und Bildhauer in Hamburg. Sein Romandebut ›Ja. Nein. Ja‹ erschien 2008 beim Grazer Literaturverlag Droschl, sein erster Lyrikband ›Schulterblatt‹ 2018 bei Hammer + Veilchen. Zur Zeit arbeitet Wolfgang Denkel an ›Beschriftungen‹ bzw. Kürzesttexten, von denen wir Auszüge vorab veröffentlichen.