/

Folkdays… Country-Kommerz und schöne Songs

Musik | Menschen | Glen Campbell lebte bis zum Sommer 2017

Wer in den 70ern Folk, Rock und Blues hörte, stolperte auch über ›Rhinestone Cowboy‹ von Glen Campbell. Auch die Songsammlung von TINA KAROLINA STAUNER, gespickt mit Raritäten aus aller Welt, enthält den bekannten Country-Pop-Hit.

Glen CampbellIch bin so gut wie schon immer ständig und überall auf der Suche nach außergewöhnlichen Songs. Bei dem so wunderhübsch und exzellent arrangierten ›Rhinstone Cowboy‹, das ich im erzkonservativen Mainstream vermutete, kam ich gar nicht auf die Idee, dass Campbell Gitarrist ist und seine Songs selber auf der Gitarre begleitet.

Ich hielt ihn beim ersten Hören für einen Sänger und Showman, bei dem ein Produzent einen Gitarristen spielen lässt. Und verlor ihn dann aus den Augen, wenn auch nicht ganz aus dem Sinn. Er gewann mit seinen Songs Grammys, Awards, war in den Billboards, ich hatte ihn aber nicht mehr oft im Fokus. Der Countrymusiker Glen Campbell wurde 81 Jahre alt und lebt seit Sommer 2017 nicht mehr.

Er zelebrierte jahrelang sein Leben im Alter mit Alzheimer und präsentierte auch eine Final Tour. An seine Karriere soll er sich zu dieser Zeit nicht mehr erinnernt haben. Campbell kam aus Arkansas: »…The 12th child and seventh son of a dirt poor sharecropper born in the depths of the depression on April 22, 1936, Campbell drowned when he was a toddler in the Little Missouri River near his family’s Arkansas home…«.
So ist es auf seiner Website vermerkt. Nun ist er noch in der Country Music Hall Of Fame und erst jetzt zu spät habe ich seine Songs noch mal angehört und nachgelesen, dass Glen Campbell nicht nur Sänger, sondern auch Gitarrist war. Er spielte mehr als passabel akustische und elektrische Gitarre.

Der immer wie ein Sunny-Boy aussehende Musiker arbeitete im Jahr 1963 sogar einmal mit Elvis Presley zusammen und er spielte in den 60ern mit den Beach Boys, Nat King Cole, Dean Martin, Frank Sinatra, The Mamas and the Papas, The Monkees u.a. und in den 70ern mit Bobbie Gentry. Seine Bands waren The Western Wranglers, The Green Boys und The Wrecking Crew. Glen Campbell blieb von mir unterschätzt, war aber tatsächlich teils immer zu kommerziell mainstreamig.

Andererseits schrieb er doch einige sehr eigensinnige Stücke. Zu seinen frühen Alben gehören Weihnachtssongs und dann 1970 ein erstes eigenwilliges Album ›Somebody Like That‹. Es gab im Lauf der Jahre manch markanten Song: ›Gentle On My Mind‹, ›Whichita Lineman‹, ›By The Time I Get To Phoenix‹, ›Galvestone‹ oder ›Southern Nights‹ und knapp 50 Alben. An Glen Campbell komme ich nicht ganz vorbei. Songs gehören nicht dem Vergessen.

| TINA KAROLINA STAUNER

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Der Sexologie-Comic

Nächster Artikel

High On Apfelwein Once Again

Weitere Artikel der Kategorie »Menschen«

Der Kampf mit dem Schreiben ist vorbei

Menschen | Zum Tod des großen amerikanischen Schriftstellers Philip Roth Er war ein Monument der Weltliteratur, gewaltig und mit reichlich Ecken und Kanten, ein Provokateur und Einmischer mit substanzieller Stimme – ein unübersehbarer Monolith. Alljährlich wurde der amerikanische Schriftsteller Philip Roth im Vorfeld der Nobelpreisbekanntgabe als heißer Kandidat gehandelt – zweimal hatte er den National Book Award (u.a. 1959 für seinen Erstling ›Goodbye Columbus‹), dreimal den PEN-Faulkner-Preis und 1998 für ›Amerikanisches Idyll‹ den Pulitzerpreis erhalten. Schon vor sechs Jahren hatte sich Roth von der literarischen Bühne verabschiedet. »Der Kampf mit dem Schreiben ist vorbei«, hatte er auf einen Zettel geschrieben

»Guter Nazi, böser Nazi?«

Menschen | Manfred Wieninger: Die Banalität des Guten Das Böse hat Konjunktur. Die Jahrestage von Erstem und Zweitem Weltkrieg sorgen für einen steten Schub an Darstellungen von Abgründigem. Warum blicken wir so selten auf diejenigen, die sich in dieser Zeit ein Minimum an Menschlichkeit bewahrt haben? Ist Gutes zu tun einfach zu banal – oder in einer Zeit des Opportunismus viel zu schwierig? Das fragt sich Biografieforscher JÖRG FUCHS angesichts der Lektüre von Manfred Wieningers Buch ›Die Banalität des Guten‹.

Am Straßenrand der Geschichte

Menschen | Interview: Stefan Aust im Gespräch

Der Journalist und Autor Stefan Aust wurde 1946 in Stade geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er mit seinen Eltern und den vier Geschwistern auf einem kleinen Obsthof in der Nähe der Elbe. Dort erlebte er im Februar 1962 die große Sturmflut, bei der mehrere Kühe ertranken. Seine ersten journalistischen Erfahrungen machte er bei einer Schülerzeitung. 1966 wurde er Redakteur bei der Zeitschrift konkret, wo er die spätere RAF-Terroristin Ulrike Meinhof kennenlernte. Sein Wissen über die RAF verarbeitete er 1985 in dem Buch Der Baader-Meinhof-Komplex, das 2008 verfilmt wurde. Von 1972 bis 1987 war Stefan Aust für das Fernsehmagazin Panorama tätig. Die Bekanntschaft mit Rudolf Augstein führte dazu, dass er ab 1988 Chefredakteur bei Spiegel TV im Privatfernsehen wurde. Von 1994 bis 2008 leitete er das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Neben dem Reisen ist die Zucht von Pferden seine Leidenschaft. 2021 veröffentlichte Stefan Aust seine Autobiographie Zeitreise. Mit THOMAS COMBRINK spricht er über wesentliche Stationen seines Lebens.

Schuld ist ein Lebensthema

Menschen | Zum 75. Geburtstag des Schriftstellers Bernhard Schlink am 6. Juli »Schuld ist ein Lebensthema. Es ist nicht das Lebensthema, und es ist auch nicht das Thema meiner Bücher, sondern nur eines«, erklärte Bernhard Schlink vor einem Jahr in einem Deutschlandfunk-Interview. Kein Wunder, da sich versierter Jurist und passionierter Erzähler irgendwann in der Person Schlink getroffen haben. Ein Porträt von PETER MOHR

Dichtung ist Wahrheit

Menschen | Zum 75. Geburtstag von John Maxwell Coetzee »Vergessen braucht Zeit. Wenn du erst einmal richtig vergessen hast, wird dein Gefühl der Unsicherheit weichen und alles wird einfacher werden«, heißt es im bisher letzten Roman (Die Kindheit Jesu, 2013) des Literaturnobelpreisträgers John Maxwell Coetzee. – Zum 75. Geburtstag des Literatur-Nobelpreispreisträgers J.M. Coetzee am 9. Februar gratuliert PETER MOHR