Live | Show | House of Mystery
Hans Klok steht seit Jahren an der Weltspitze der Illusionisten und es scheint ihm dort zu gefallen. Mit seiner Geschwindigkeit und seinen extrem unkonventionellen Ideen hebt er die Welt der Magie aus den Angeln und verpasst dem Berufszweig ein völlig neues Image. Wieder und wieder übertritt er die Grenzen der Illusion.
ANNA NOAH hat geprüft, ob er wirklich 15 Illusionen in fünf Minuten schafft.
»Spuk«takel a là Klok
Man nehme eine bühnengroße LED-Wand, projiziere darauf ein altes, verfallenes Haus, in dem das Grauen in Form von Themenzimmern auf den Magier lauert. Nun mixe man eine fiese Jahrmarktstimme, Storytelling, Artistik und Magie – heraus kommt das »Horrrorhouse of Mystery«. Es gibt nicht nur einen echten Protagonisten, sondern auch einen Spannungsbogen, der sich gegen Ende zuspitzt – für Shows dieser Art ein absolutes Novum. Mit dramatischen Spezialeffekten taucht der Zuschauer in eine Welt, in der überhaupt nichts mehr ist, wie es scheint.
In jenem erdachten Spukschloss nun flackern Kronleuchter, während böse Geister ihre Choreographien tanzen, begleitet vom kläglichen Geheule eines Babys.
Der Magier, nein Protagonist, betritt die Bühne. Hans Klok sucht ein Buch. Simpel, aber angeblich hat der berühmte Illusionist Alfredo Cordini seine Tricks darin notiert! Dessen Geister wollen es dem Konkurrenten natürlich nicht so leicht machen und ihm eine Lektion erteilen. In einer Art »Spiel« wird Klok immer wieder mit makaber aussehenden Gerätschaften bedroht und muss einen Weg heraus finden – manchmal auch hinein.
Jede Menge perfekt aufs Thema abgestimmter Mummenschanz lässt den Zuschauer 2,5 Stunden staunen.
Sekundenschnelle Präzision
Klok hat den Ruf, der schnellste Magier der Welt zu sein. Den stellte er in dieser Show mehrfach unter Beweis. Zum Beispiel ist da eine enge Plexiglas-Kiste, in der er eine Assistentin, zusätzlich im Plastikbeutel geschnürt, einsperrt. Er zieht nur eine Sekunde lang ein Tuch hoch und – zack! Haben beide rasend schnell die Plätze getauscht. Zauberei?
Doch die Show besticht nicht nur durch Schnelligkeit, gleich am Anfang läuft Hans Klok nach der ersten Illusion in zwei Teilen von der Bühne.
Auch die alten Tricks bekommen seine Handschrift, sei es der Kartentrick, der Ringtrick oder die schwebende Jungfrau, die dieses Mal neun Jahre alt war und aus dem Publikum kam.
Nach der Show sagte sie zu mir: »Ich lag auf seinem Zaubertisch und weiß trotzdem nicht, wie er es gemacht hat.«
Wenn das mal nicht für Klok spricht!
Große Illusionen brauchen natürlich Vorbereitung. Daher verwundert es nicht, dass die Zwischenzeiten gefüllt werden müssen. Doch auch hier probiert Klok etwas Neues: Artisten! Und nicht irgendwelche. Mehrfach ausgezeichnete!
Der Magier sagte selbst in der Frankfurter neuen Presse: »Es gibt Momente, in denen ich meine Kostüme wechseln und mich auf die nächste Illusion vorbereiten muss. Früher haben ausschließlich Tänzerinnen diese Pausen gefüllt. Seit sechs Jahren präsentiere ich jedoch auch Künstler und Künstlerinnen aus dem Varieté und dem Zirkus in meinen Shows.«
So erwachte eine herbeigezauberte Puppe plötzlich zum Leben und zeigte einen Kontorsionsakt, bei dem man immer mal prüfen musste, ob man auch richtig hinschaut.
Das Duo La Vision zeigte in seiner Funktion als Statuen eine kraftvolle Hand auf Hand Akrobatik, die ihresgleichen sucht.
Auch eine moderne Lasernummer durfte nicht fehlen, in der Hans Klok zusammen mit Andrea Lorenzoni einen Kampf mit grünen Lichtstrahlen führte. Das Zusammenspiel von Deckenscheinwerfer und Laserpointer war auf den Punkt austariert.
Im Finale gehts dann richtig flott – Klok gegen eine tickende Uhr. Die Jahrmarktstimme lacht wieder schauerlich, während der Magier seine 15 Tricks in fünf Minuten darbietet.
Die letzte Illusion zaubert dann auch noch Pamela Anderson für einen halbminütigen Bühnenauftritt herbei.
»Ich rede wie Rudi Carrell, sehe aber aus wie Linda de Mol«
Die Zuschauer dürften nichts vermisst haben. Klok kommt sympathisch rüber, macht seine Späße und spielt mit dem Publikum. Das Team hinter ihm funktioniert in Perfektion. Deswegen hätte die Show auch ohne Rahmenhandlung wunderbar geklappt. Allein durch die Kostüme seiner »Divas of Magic« (Kloks Assistentinnen) und das Bühnendesign, zusammen mit den an Verrücktheit grenzenden artistischen Darbietungen. Manchmal geht der rote Faden in der Geschichte verloren und die Handlungen stimmen nicht ausreichend mit der erdachten Geschichte überein.
Doch im starken letzten Akt, Kloks Wettlauf gegen die Zeit, nutzt das gesamte Ensemble erfolgreich die Chance, den Charme der Magie auf das Publikum zu übertragen.
Und das Wichtigste für alle, die sich gern verzaubern lassen: Die Frage aller Fragen »Wie macht er das nur?« lässt sich nicht mal ansatzweise beantworten.
| ANNA NOAH
| Abbildungen: (c) Andy Doornhein
| Titelbild: (c) Roy Beusker
Titelangaben
House of Mystery (Semmel Concerts Entertainment)
nach einer Idee von: Hans Klok
Darsteller:
Illusionist: Hans Klok
Divas of Magic:
Ilaria Angelicchio, Nathalie Hoop, Zarina Potapova
Chantalle Iskes, Jenily Wagenmakers
Dancers of Magic:
Sander Bos, Andrew Sylveste, Gabriele Manca, Remy Vetter
Gastauftritt:
Pamela Anderson
u.v.a.