Lesen und Leben

Kurzprosa | Arche Literaturkalender 2019

Auch in diesem Jahr vereint der alljährlich erscheinende Literaturkalender des Schweizer Arche Verlags unter dem Motto »Lesen und Leben« alte und neue, illustre und weniger illustre Dichter und Literaten.Von BETTINA GUTIERRÉZ

Arche Literaturkalender 2019Den meisten Literaturliebhabern ist er vertraut: Seit 1985 erscheint im Schweizer Arche Verlag der gleichnamige Literaturkalender, der den Leser durch das Jahr begleitet und ihm bekannte, aber auch weniger bekannte Schriftsteller verschiedener Epochen in Erinnerung ruft und vor Augen führt.

Auch im Jahr 2019 bleibt dieser mit gelungenen Fotos und Erläuterungen zur Biographie und Werk der Autoren ausgestattete Kalender dieser Maxime treu. Der Betrachter und Leser kann hier eine Zeitreise durch die Weltliteratur und Jahreszeiten antreten, die sich ausgesprochen kurzweilig gestaltet.

Den Auftakt machen zwei Schriftsteller aus der Schweiz: Peter Stamm, der stets die zwischenmenschlichen Beziehungen im Blick hat, wird mit seinem Roman Agnes, der die Liebesgeschichte zwischen einer amerikanischen Physikstudentin und einem Schweizer Schriftsteller schildert, vorgestellt. »Glück malt man mit Punkten, Unglück mit Strichen. (…) Du mußt, wenn Du unser Glück beschreiben willst, ganz viele kleine Punkte machen, wie Seurat. Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen«, lässt er seine Protagonistin Agnes sagen.

Gegen Jahresende, im November, findet man die schönsten und aufmunterndsten Worte dieses Kalenders

Der Individualist Blaise Cendrars, der ein vierzigbändiges Oeuvre aufzuweisen hat, bekennt sich dagegen mit seinen Worten zu einem bedingungslosen Müßiggang: »Ich liebe es, meine Zeit zu vertun. Das ist heutzutage die einzige Möglichkeit, frei zu sein«. Zu Beginn des Frühlings, im März, trifft man auf den fanzösischen Cineasten und Literaten Marcel Pagnol, der durch seinen Roman Eine Kindheit in der Provence berühmt wurde und hier Jules Verne als sein literarisches Vorbild bezeichnet: »Seine wunderbare Einbildungskraft trat an die Stelle meiner eigenen, ohnmächtigen und seine Einfälle ergänzten die verlorene Zauberwelt meiner Hügel.«

Im Mai treten gleich mehrere namhafte und allseits geschätzte Autoren in Erscheinung. So wird an den Essayisten und Lyriker Gottfried Benn mit einem seiner satirischen Gedichte erinnert und der spanische Nobelpreisträger Camilo José Cela denkt über das Altern nach. Rahel Varnhagen, eine bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik, wird wiederum mit einem ungewöhnlichen Ratschlag für Reisende zitiert: »Einen gepackten Reisewagen und einen Dolch sollte ein jeder haben. Daß, wenn er sich fühlt, gleich abreisen kann.« Sie mag wohl an eine Reise mit der Kutsche gedacht haben.

Und Honoré de Balzac, der Verfasser des allumfassend angelegten Monumentalwerkes Die menschliche Komödie erweist sich mit seinen Worten über das Verhältnis der Menschen zu ihren liebgewordenen Gewohnheiten erneut als weise und lebensklug: »Niemand wagt der Gewohnheit den Abschied zu geben. Manche Selbstmörder haben auf der Schwelle des Todes haltgemacht, weil sie von der Erinnerung an das Café ergriffen wurden, in dem sie jeden Abend ihre Partie Domino spielen.«

Im Sommer, im August, begegnet der Betrachter der Amerikanerin Gertrude Stein, die durch ihre leicht exzentrische, im sogenannten Sekundenstil verfasste Jedermanns Autobiographie einem breiten Lesepublikum bekannt wurde. Doch auch Paul Claudel, der jüngere Brüder der französischen Bildhauerin Camille Claudel und sein Drama Der seidene Schuh sowie die Italienerin Elsa Morante und ihr Roman La Storia, der die Geschichte der Protagonistin Ida und ihrer zwei Söhne Nino und Guiseppe zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in Italien erzählt, sind in diesem Monat vertreten.

Den Herbst läutet der französische Essayist Stéphane Hessel ein. Passend zu dieser Jahreszeit, in der die Tage dunkler und kürzer werden, äußert er sich, wenn auch etwas allgemeingültig, zum Sinn und Wesen der Künste: »Wenn das Leben gar zu öde wird, sind Kunst und Literatur gute Tröster. Eine Gedichtzeile von Baudelaire aufsagen, und die Welt hellt sich auf.«

Gegen Jahresende, im November, findet man die schönsten und aufmunterndsten Worte dieses Kalenders. Sie stammen aus dem Roman Das Wüten der ganzen Welt des Niederländers Maarten t’Hart und sind Ausdruck einer affirmativen Lebenseinstellung: »Wie eigenartig, dass man in einem solchen sonnendurchglühten Augenblick denkt, das ganze Leben liege noch vor einem, während sich später herausstellt, dass ein solcher Moment das wahre Leben ist.« Heiter endet dann das literarische Jahr 2019 mit einem Gedicht von Theodor Fontane, dem großen Meister der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts, an seine Schwester Lischen.

Allerdings gibt es bei diesem literarischen Streifzug auch viel Neues zu entdecken, das heißt Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die hierzulande oder auch anderswo noch keinen richtigen Namen haben. So zum Beispiel die Reiseberichte des Deutschen Edzard Schaper, die Romane der Neuseeländerin Eleanor Cotton oder die Reportagen und Romane des Franzosen Daniel Anselme. Hierauf könnte man sich also freuen.

| BETTINA GUTTIERÉZ

Titelangaben
Arche Literaturkalender 2019 – Lesen und Leben
Zürich: Arche Verlag 2018
58 Seiten mit 53 Illustrationen. 22.- Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

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Das Rauschen des Ozeans klang wie von ferne zur Ojo de Liebre herüber.

Eldin legte einen Scheit Holz ins Feuer.

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Der Ausguck stand auf, tat einige Schritte, löste sich in die Dunkelheit auf und schlug einen Salto.

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Und, fragte Farb.

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Er habe sich während der vergangenen Tage umgetan, sagte Ramses, und nein, er sei erschrocken, die Zustände seien nicht erfreulich.

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Annika warf einen Blick nach dem Gohliser Schlößchen.

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Pirelli räusperte sich.

Der Ausguck stand behutsam auf, Engel, Schutzengel gar, das war nicht sein Thema, nach wenigen Schritten verschluckte ihn die Dunkelheit.

Der Ozean rauschte von ferne.

Skurril, sagte Thimbleman.

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Was das denn für ein Auftritt gewesen sei, fragte Farb, und wer den Breuer überhaupt eingeladen habe, sollen wir daraus klug werden und müssen wir uns abgrenzen.

Unmöglich, sagte Wette.

Farb tat sich eine Pflaumenschnitte auf.

Tilman reichte ihm einen Löffel Schlagsahne.

Annika warf einen Blick auf das Gohliser Schlößchen.

Farb strich die Sahne auf seinem Kuchen langsam und sorgfältig glatt.

Wette schwieg.