Jugendbuch | Marisha Pessl: Niemalswelt
Fünf Freunde hängen in einer Zeitschleife fest. Zwischen Leben und Tod bewegen sie sich in einer mysteriösen Niemalswelt, die sie erst verlassen können, wenn sie sich einig sind, wer von ihnen weiterleben darf. Von ANDREA WANNER
Ein Jahr ist vergangen, seit Jim im Steinbruch nahe der Schule zu Tode kam. Wie, das weiß Bee, Ich-Erzählerin der Ereignisse, nicht. Mit Jim ist ihre große Liebe gestorben. Seither hat sie sich zurückgezogen und den Kontakt zu Clique abgebrochen. Und jetzt steht sie in vor der Tür, bereit Whitley, Kip, Martha und Cannon wiederzusehen – und vielleicht herauszufinden, was in jener Nacht wirklich passiert ist.
Es kommt anders. Ehe Bee auch nur nach Jim fragen kann, sind die 5 mit dem Auto unterwegs, um eine Band zu hören. Trinken zu viel, fahren bei Regen zurück – und verunglücken. Während sie glücklich sind, mit dem Schrecken davongekommen zu sein, steht plötzlich ein alter Mann vor der Tür, der sich als Wächter vorstellt. Und sie mit dem Unfassbaren konfrontiert: »Ihr seid alle tot.«
Mit dieser Exposition startet Marsiha Pessl in ein spannendes Fantasyabenteuer. Ihr Debütroman ›Die alltägliche Physik des Unglücks‹ wurde von der New York Times als eines der 10 Best Books oft he Year ausgewählt. ›Niemalswelt‹ ist ihr erstes Jugendbuch. Und sie hat für die jugendlichen Protagonisten eine besondere Aufgabe.
Dazu muss zunächst der Wächter seine Aussage etwas zurechtrücken: »Ihr seid alle beinahe tot. Festgehalten in einem Raum zwischen Leben und Tod.« In dieser Endlosschleife sind sie gefangen, müssen Tag um Tag erneut erleben, ohne sich wirklich von der Stelle zu bewegen. Und das so lange, bis sie abgestimmt haben, wer von ihnen zurück ins Leben darf. Für einen gibt es diese Chance, die anderen sind dann wirklich und unwiederbringlich tot.
Was Pessl daraus macht, ist ein packender Genremix, der immer wieder mit neuen Überraschungen und beinahe philosophischen Erkenntnissen aufwartet. Das Leben wird dadurch wertvoll, dass die Zeit begrenzt ist. In ihr alterslos festzuhängen, ist ein Alptraum.
Ein Alptraum, den jeder der fünf Jugendlichen anders erlebt. Und einer, dem sie alle entkommen wollen.
Ihre Versuche sind abenteuerlich und verzweifelt, verwegen und absurd. Und immer noch ist die Frage offen, wie Jim ums Leben kam. Aber auch darauf wird es am Ende von 380 packenden Seiten eine Antwort geben.
Titelangaben
Marisha Pessl: Niemalswelt
(Neverworld Wake, 2018)
Aus dem Englischen von Claudia Feldmann
Hamburg: Carlsen 2019
384 Seiten, 18 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren
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