Jugendbuch | Carol Weston: Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt
Im Leben von Sofia geht jede Menge schief. Sie weiß nicht, wie es weitergehen soll und kann. Aber manchmal hält das Leben Überraschungen bereit. Von ANDREA WANNER
Wer es mal versucht hat, weiß, wie aussichtslos es ist: mit Flip-Flops einen Berg hinaufgehen, wenn der Boden nass und rutschig ist. ›Speed of Life‹ lautet der Titel des 2017 erschienenen Originals von Carol Weston, der eher darauf anspielt, dass das Leben sein eigenes Tempo hat, seine unvorhersehbaren Höhen und Tiefen.
350 Seiten, die sich wunderbar einfach lesen lassen, zwischen Schmunzeln, Lachen und ab und zu einer Träne.
Den Tiefpunkt erreicht Sofias Leben im April als sie 13 Jahre alt ist, von der Schule nach Hause kommt und ihre spanische Mutter tot auf dem Sofa findet. Plötzlich und unerwartet gestorben an einem Aneurysma. Seither ist noch kein Jahr vergangen, der Alltag geht weiter, Abläufe haben sich eingespielt.
Sofia ist ein Einzelkind und wohnt mit ihrem Vater, einem Gynäkologen zusammen in einem Apartment in New York. Sie ist ein typisches Stadtkind, besucht eine Mädchenschule und hat tolle Freundinnen. Aber das Leben ohne Mutter ist schwer, Sofia leidet an einer Traurigkeit, die die Tage überschattet. Wie kann es weitergehen?
Ein Tipp kommt von ihrer besten Freundin Kiki: Schreib doch mal an Kate. Kate hat ein ›Handbuch für Mädchen‹ geschrieben, ist Kolumnisten und hat einen Kummerkasten im Internet. Unter ›Frag Kate‹ trauen sich Mädchen die Dinge zur Sprache zu bringen, die ihnen sonst zu intim oder peinlich sind. Können ansprechen, wofür sich im Alltag nicht die richtige Gesprächspartnerin findet. Genau das Richtige für Sofia: in Kate findet sie eine aufmerksame Zuhörerin, deren Ratschläge klug aber nicht besserwisserisch sind. Kate tut Sofia gut.
Kate gibt es wirklich. Sie kommt zu einer Lesung an Sofias Schule. Genauer gesagt zu zwei Veranstaltungen: einer für Schülerinnen und einer für Eltern. Die Mädchen sind begeistert. Die Eltern auch. Vor allem Sofias Vater.
Carol Weston hat einen Jugendroman geschrieben, der mit klassischen Verwechslungselementen spielt. Die Ausgangssituation ist eine schwierige, dramatische. Weston nimmt das ernst und schildert die Ängste und Trauer der 14jährigen einfühlsam. Aber sie verzichtet auch nicht auf unterhaltende Momente, baut ein, was man sich nur so im Leben eines Teenagers vorstellt. Die familiären Verwicklungen werden Seite und Seite komplizierter, ein Umzug steht an. Es gibt einen ersten Kuss, der so nicht geplant war. Und dann auch noch einen richtigen ersten Kuss.
350 Seiten, die sich wunderbar einfach lesen lassen, zwischen Schmunzeln, Lachen und ab und zu einer Träne. Und klar, irgendwie kommt man auch mit Flip-Flops einen rutschigen Berg hoch. Vielleicht dauert es ein bisschen länger, aber mit Geduld und Zuversicht ist es zu schaffen.
Titelangaben
Carol Weston: Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt
(Speed of Life, 2017). Aus dem Englischen von Jessika Komina und Sandra Knuffinke
München: Hanser 2019
352 Seiten, 16 Euro
Jugendbuch ab 12 Jahren
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