/

Audrey Hepburn und das Little Black Dress

Kulturbuch | Chloe Fox: VOGUE: Little Black Dress

Der Inhalt von Kleiderschränken hat sich in den vergangenen 100 Jahren sehr gewandelt, nur ein Kleidungsstück hat es geschafft, seinen Platz zu bewahren: das kleine Schwarze, das »Little Black Dress«. Aus dem Archiv der VOGUE eine kleine Sammlung dieser unverwechselbaren Modelle, vorgestellt von BARBARA WEGMANN

Chloe Fox - Little Black Dress Das »kleine Schwarze« sei auch heute noch das zuverlässigste Kleidungsstück im Kleiderschrank jeder Frau, so heißt es in der Einleitung des Buches. Wohl wahr, egal welches Modell es auch fast hundert Jahre nach dem Beginn seiner umwerfenden Weltkarriere sein mag. 1926 gab es die ersten Präsentationen von Coco Chanels Entwurf. »Chanel’s Ford« wurde es genannt, frei nach dem populären Auto, das »in jeder Farbe erhältlich war, vorausgesetzt sie ist schwarz«.

In den Anfangsjahren des »Little Black Dress« war schwarz nicht nur die Farbe der Trauer über die Kriegsgeschehnisse, Schwarz war praktisch, da nicht so empfindlich und letztlich war schwarz einfach eben elegant und für jeden gesellschaftlichen Zweck wie geschaffen. Und: »…für ein typisches ›Litte Black Dress‹ brauchte man nur 1,80 m Stoff, während man für die Turnüren und Schleppen von vorgestern mindestens 9 m benötigte.«

Wer von der Karriere des Little Black Dress spricht, der wird stets zwei Frauen erwähnen: Audrey Hepburn und Jackie Kennedy. In ›Frühstück bei Tiffany‹ sollte Hepburns Kleid, samt dem Anmut, mit dem es getragen wurde und der Ausstattung von Givenchy zum Mythos werden. Die große Sonnenbrille und die Perlenkette gehörten auch bei Jackie Kennedy dazu und verliehen ein perfektes Outfit.

Aus dem Archiv der Britischen Vogue präsentiert der kleine aber sehr feine Bildband etliche Kreationen aus fast 100 Jahren, rund um das »Little Black Dress«. Variationen, Interpretationen, aber das Thema bleibt immer gleich. Kurze Texte erläutern, welche Modeschöpfer mit welchen Materialien, Schnitten und Accessoires das »Kleine Schwarze« neu sahen, es weiterentwickelten, ohne sich von der »Grundmelodie« zu entfernen. Welche Fotografen es zeitlos elegant in Szene setzten.

So viele Abwandlungen: mal kürzer, mal länger, mal geraffter, mal das scharf konturierte Etuikleid, mal mit tiefem Dekolleté, mal verspielt mit Spitze und tiefem Rückenausschnitt. Frech, aufreizend, mutig und selbstbewusst oder streng, schlicht, gerade, ohne Schnörkel, minimalistisch und doch so unglaublich edel.

»Das ›Kleine Schwarze‹ ist die perfekte Projektionsfläche für die eigene einzigartige Weiblichkeit.« Für jeden Modeschöpfer fast eine Pflichtübung, sich mit »Little-Black-Dress«-Modellen in die Geschichte dieser »Modelegende« einzureihen.

Chloe Fox - Little Black Dress
Little Black Dress
Abb. Prestel Verlag

Eine schöne und unterhaltsame Hommage an ein unsterblich gewordenes kleines Kleid, das so ein großes Kapitel Modegeschichte geschrieben hat, Modegeschichte, in der sich aber auch ein Stück Gesellschaftsgeschichte widerspiegelt. Ein Kleid, das mit charmanter Beharrlichkeit seinen Platz im Kleiderschrank nie aufgegeben hat.

| BARBARA WEGMANN

Titelangaben
Chloe Fox: VOGUE: Little Black Dress
Prestel Verlag
160 Seiten, 25 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Man(n) ist sprachlos

Nächster Artikel

Electronic Music With A Human Touch: An Interview With ISAN

Weitere Artikel der Kategorie »Kulturbuch«

Axel Hacke hat da so ein Gefühl

Kulturbuch | Axel Hacke: Fußballgefühle Seit einer Woche nun rollt der Ball, grünt das Grün, gellt der Pfiff! Die Fußball-Bundesliga ist zurück: endlich Zeit für große Emotionen! Axel Hacke hat schon mal ganz tief in sich hinein gehorcht, SUSAN GAMPER auch.

Grenzerfahrungen

Kulturbuch | Rüdiger Dingemann: Mitten in Deutschland Über vierzig Jahre lang ging ein Riss durch deutsche Lande. Rüdiger Dingemann berichtet von historischen, kulturellen, landschaftlichen Entdeckungen an der ehemaligen Grenze, von einzigartigen Menschen, Schicksalen und Ereignissen ›Mitten in Deutschland‹. Von INGEBORG JAISER

Einsamer Insel-Erzähler

Kulturbuch | Lucien Deprijck: Die Inseln, auf denen ich strande Schiffbrüche sind uralter Stoff, den Menschen sich vermutlich erzählen, seit sie sich wieder aufs Wasser getraut haben, aus dem sie sich Millionen Jahre vorher herausmutiert hatten. Lockende Ferne, unvorstellbare Gefahren, exotisch-erotische Abenteuer, Überleben bei unsicherem Ausgang… Auch spätere Schriftsteller haben den Raum aus Weltkenntnis und Phantasie immer wieder genutzt, für wohlig-schauriges Entertainment ebenso wie für bissige Zeitkommentare. Eine neue, ganz eigene Spielart des Themas bieten die von Christian Schneider illustrierten und von Lucien Deprijck erzählten Inseln, auf denen ich strande. Von PIEKE BIERMANN

Seine Jünger für die Abreise schulen

Kulturbuch | George Steiner: Der Meister und seine Schüler

Der weltweit angesehene Universalgelehrte George Steiner untersucht und beschreibt das selten geglückte und oft prekäre Verhältnis von ›Meister und Schüler‹ an ausgewählten Beispielen der Religions-, Philosophie- und Kulturgeschichte. Von WOLFRAM SCHÜTTE

Zigeuner, Minengesänge und Drogentod

Kulturbuch | Kersten Knipp: Flamenco

Knipp liefert eine umfassende Geschichte des Flamencos, nicht im Mindesten romantisch, aber dafür von hohem Unterhaltungswert. Er rechnet mit den Mythen und Legenden ab, die um den spanischen Tanz entstanden sind. Von EVA KARNOFSKY