Umweltschutz ist ein Thema, das uns alle angeht. Und die »Fridays-for-Future«-Bewegung hat gezeigt und zeigt, wie sehr sich viele junge Menschen damit auseinandersetzen und motiviert sind, etwas für das Klima und die Zukunft zu tun. Und an dieser Stelle beginnt der packende Roman von Kerstin Gulden. Von ANDREA WANNER
Der Berliner Senat hat einen Förderwettbewerb für die gymnasiale Oberstufe ausgeschrieben mit dem Thema ›Dürresommer und Mikroplastik – sind wir noch zu retten?!‹. Erlaubt ist alles von Forschungsprojekten, Experimenten, Aktionen und Kampagnen, die über drei Monate laufen und einen Beitrag zur Lösung der Umweltkrise leisten.
Frau Wenger, die Lehrerin für Politikwissenschaft ist Feuer und Flamme, die Klasse zunächst skeptisch. Die Diskussion um die Teilnahme ist eher zäh – bis sie plötzlich persönlich und verletzend wird und eine Idee entsteht: Es soll sichtbar werden, wie sehr jede und jeder einzelne die Umwelt belastet. Auf den Social-Media-Seiten soll eine totale Transparenz über Konsum- und Verbrauchsverhalten entstehen. Eine irre Idee. Und sie setzen sie tatsächlich in die Tat um.
Dazu rücken vier Schülerinnen und Schüler in den Fokus der Geschichte: Kera, die politisch Engagierte, Leonard, der Nerd und Programmierer, Elodie, die Influencerin und Max, der coole Graphikdesigner mit schlechten Schulnoten. Teils freiwillig, teils eher unter Zwang werden sie zu einem Team und geben der neuen App »Fair-Play« das Gesicht.
Jeder, der die App benutzt, hat für die Dauer der drei Monate ein persönliches Klimakonto, das auf Grün steht, wenn man sich an das Limit hält und auf Rot schaltet, wenn das Guthaben überzogen wird. Und dann gibt es noch ein Gemeinschaftskonto, also ein gemeinsames Klimakonto. Ziel ist es, dass dieses am Ende grün ist.
Niemand ahnt, welcher Stein damit ins Rollen gerät. – Nein, das stimmt nicht ganz: Die Leserinnen und Leser wissen auf Anfang an ein bisschen mehr. Sie erfahren schon zu Beginn, dass das Experiment außer Kontrolle gerät und einen tatsächlich das Leben kosten wird. Mit diesem Vorwissen wird die Story noch spannender: wem der Fair Play Four schenkt man seine Sympathien? Wem verzeiht man Tricks und Ausreden? Wem glaubt man die Motive?
Gulden lässt Kera, Leonard, Elodie und Max kapitelweise abwechselnd zu Wort kommen. Man kommt ihnen näher, versteht Strategien, erfährt einiges über klimaschädliches Verhalten und versteckte Energiekosten. Dass auch noch Politik und Wirtschaft eine Rolle spielen, ist grundsätzlich in Ordnung, bei der Umsetzung gibt es dann doch kleine Schwächen. Das ändert nichts daran, dass Fair Play und alles, was damit verbunden ist, aufwühlt und zum Nachdenken anregt. So, wie Leserinnen und Leser schon ganz direkt zu Beginn gefragt werden: »Was würdest du aufgeben und wofür?« Eine spannende Frage: Wie weit schränken wir uns persönlich ein? Oder wo hätten wir gerne eine Lösung, die auch ohne unseren Verzicht auf Bequemlichkeiten und Liebgewonnenes funktioniert? Absolut lesenswert!
Titelangaben
Kerstin Gulden: Fair Play
Spiel mit, sonst verlierst du alles
Hamburg: Rowohlt 2021
334 Seiten, 18 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahrenn
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